Netphen/Neunkirchen. Die Bäckerei Hampe ist insolvent. Großbäckerei Bäckerei Schneider mit Wurzeln in Siegen übernimmt acht Filialen.

Die Großbäckerei Schneider aus Dreis-Tiefenbach übernimmt acht Filialen der Bäckerei Hampe. Das Neunkirchener Unternehmen hatte im Juni Insolvenz beantragt.

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„Die Berater des Hauses Hampe haben eine Lösung erarbeitet, die neue Perspektiven eröffnet“, heißt es in einer Mitteilung von Schneiders Bäckerei. Philipp Schneider erklärt als geschäftsführender Gesellschafter, dass die geschaffene Lösung eine gute, vielversprechende Zukunft für das Handwerk bedeute. Es sei wichtig, in der Heimat Handwerksbäckereien vorzufinden, die losgelöst von der Industrie die heimische Region mittragen und entwickeln. „Wir schaffen Arbeitsplätze und sichern damit auch die Kaufkraft für die Region“. Als Investor übernimmt Schneider alle Beschäftigten, die Mietverträge sowie die gesamte Betriebs- und Geschäftsausstattung.

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Bäckerei Schneider wird ab August acht Hampe-Filialen wiedereröffnen

Insgesamt hatte Hampe 19 Filialen und rund 160 Mitarbeitende. Neben den acht Geschäften, die von Schneiders Bäckerei übernommen werden, werden drei weitere Geschäfte von kleineren Bäckereibetrieben weitergeführt. „Angesichts des aktuell sehr angespannten Marktumfeldes für das Backhandwerk freue ich mich, dass es uns gelungen ist, für rund zwei Drittel aller Beschäftigten der Bäckerei Hampe ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Das ist in diesen schwierigen Zeiten nicht selbstverständlich“, sagt Insolvenzverwalter Jens Lieser.

Die in dritter Generation geführte, 1957 gegründete Großbäckerei Schneider hat ihre Wurzeln in Siegen-Weidenau und heute aktuell rund 45 Fachgeschäfte in der Region.

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Die Integration der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Neueröffnung der Standorte soll ab dem 1. August beginnen. „Wir müssen mit- und voneinander lernen. Die Kundschaft erwartet hochwertige Produkte und Leistungen von uns und wir möchten sie in der gewohnten Qualität ab der ersten Minute liefern“, sagt Philipp Schneider.

Ausbildung bei der Schneiders Bäckerei in Netphen. 
Ausbildung bei der Schneiders Bäckerei in Netphen.  © WP | Ina Carolin Pfau

„Ich begrüße unsere neuen Mitarbeiter, die nun unter ‚Schneiders Bäckerei‘ herzlich aufgenommen werden und ich denke, dass wir ihnen eine gute Perspektive in einem vom traditionellen Backhandwerk geprägten, dynamischen Unternehmen bieten werden“, freut sich Reinhard Schneider, Geschäftsführer von Schneiders Bäckerei.

Kosten für Energie und Rohstoffe: Handwerks-Bäckereien in schwieriger Lage

Die Akteure von Schneiders Bäckerei sehen darüber hinaus für das Handwerk allgemein noch einige Herausforderungen zu meistern. Als Versorger des täglichen Bedarfs seien nicht nur Fragen zum Produkt und zur Personalpolitik zu lösen. Die Anforderungen durch die Marktsituation in Hinblick auf Energie und Rohstoffe seien genau zu beobachten, um eine stabile Lieferbereitschaft zu gewährleisten. Hier zeigt sich Philipp Schneider zuversichtlich, weil die Bäckerei seit Jahren mit treuen, guten Lieferanten zusammenarbeite.

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Traditionelle Handwerksbäckereien wie etwa Schneiders Bäckerei stehen seit Jahren in einem harten Wettbewerb zu den deutlich größeren Anbietern industriell gefertigter Backwaren, heißt es in einer weiteren Pressemitteilung der Lieser Rechtsanwälte. Die gestiegenen Rohstoffpreise und auch die seit dem Ukraine-Krieg erheblich verteuerten Energiekosten hätten den Preisdruck deutlich verschärft. Dabei könnten Bäckereiunternehmen ihre erheblichen Mehrkosten nicht oder nur im geringen Maß an ihre Endkunden weitergeben, da zahlreiche Verbraucher wegen der Inflation zunehmend auf ihre Ausgaben achten.

Rückzahlung von Corona-Krediten konnte Hampe nicht mehr stemmen

Immer mehr Backshops mit einfachen Brötchen für wenige Cents führten im Bäckereigeschäft zu Kampfpreisen, mit denen regionale Bäckereibetriebe traditioneller Herstellung wie die Bäckerei Hampe auf Dauer nicht mithalten können, berichtet das Büro des Insolvenzverwalters. Erhebliche Preissteigerungen bei den Rohstoffen sowie die gestiegenen Energiepreise hätten den 1985 gegründeten Familienbetrieb Bäckerei Hampe in die Liquiditätskrise geführt. Als die Rückzahlung der aufgrund der Corona-Pandemie gewährten KfW-Kredite hinzukam, habe das Unternehmen die finanziellen Belastungen nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen können.

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