Siegen/Wilnsdorf. In unserer neuen Serie erzählen wir spannende Fluss-Geschichten. Und für ein Selfie können Sie eine Picknichtdecke von uns gewinnen.
Die Quelle der Weiß zu finden fällt selbst im Kartenlesen geübten Wanderern nicht leicht, wenn sie ihren Wagen auf dem Parkplatz an der B 54 hinter Wilnsdorf am Abzweig nach Wilgersdorf stehen lassen. Irgendwo unterhalb des Weges von der Kalteiche zum inzwischen so angesagten Aussichtspunkt Tiefenbacher Höhe muss sie doch liegen. Aber bevor man vergeblich sucht – ein Hinweisschild findet sich nicht – sollte man den Weg genießen, dabei auf Schautafeln einiges über die Bergbau-Tradition dieser Gegend erfahren und durchaus auch einmal schmunzeln. Denn einer der schon in grauer Vorzeit stillgelegten Stollen hat einen klangvollen Namen: Briedoffelsloch.
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Aber es gibt, das sei zum Trost für das vergebliche Suchen gesagt, noch einen weiteren Zugang zur Weißquelle: Von der Kalteiche kommend rechts am Ortseingang von Wilgersdorf und vom Sauerländischen Gebirgsverein perfekt beschildert. Dort tritt die Weiß ganz unspektakulär aus einer Felsspalte, hat noch 18 Kilometer vor sich, fließt etwa 240 Höhenmeter hinunter und wird dabei von etlichen Zuflüssen gespeist. Einer der ersten hat gleichzeitig den schönsten Namen all dieser die Weiß ernährenden Bäche: Goldschmiedsborn, der ebenfalls auf der Kalteiche entspringt, vom SGV brunnenähnlich eingefasst wurde und nach einer knapp zwei Kilometer langen Eigenständigkeit bei Wilgersdorf in die Weiß mündet.
Wandern entlang der Weiß in Siegen: Zwischenstopp im Café möglich
Bei Lichte betrachtet dürfte die Weiß ihren Namen einige Kilometer später gar nicht mehr tragen. Denn ab Rudersdorf kommt der Bichelbach ins Spiel. Wenn er sich mit der Weiß vereinigt, ist er wie sie auch sechs Kilometer lang und ebenso wasserreich. Außerdem spricht für den Bichelbach, dass seine Quelle auf 560 Metern deutlich höher liegt als die der Weiß und auch das Gefälle bis zur Vereinigung mit dem anschließenden Namensgeber wesentlich größer ist. Aber eins ist auch klar: Keiner käme, im Gegensatz zu mancher Straße in Siegen, auf die Idee, den Namen Weiß in Bichelbach zu verändern.
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Viele andere Zuflüsse kommen auf den weiteren zwölf Kilometern bis zur Mündung in die Sieg hinzu: Der Wabach am Ortsausgang von Anzhausen, der Flammersbach, die Dielfe. Vor allem aber der Feuersbach und der Breitenbach. Ersterer, weil an ihm entlang der wohl angesagteste Wanderweg der Stadt Siegen führt. Vor allem am Sonntag sind die Parkplätze an der Feuersbacher Furt voll belegt.
Doch es gibt auch eine Alternative: Man kann von Feuersbach aus, wo es unterhalb der Firma Schäfer reichlich Parkmöglichkeiten gibt, das schöne Tal in umgekehrter Richtung erwandern und sich auf dem Rückweg im reizenden kleinen Café Waffelzwerg in Feuersbach ein wenig stärken. Dort gibt es samstags und sonntags ab 14 Uhr Selbstgebackenes.
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Deutlich einsamer und ebenso schön ist der Weg entlang der Breitenbach vom gleichnamigen Ortsteil Siegens aus bis nach Kaan-Marienborn. Das Bächlein hat talabwärts jede Menge Platz, lustvoll durch das breite Tal zu mäandern. Ab der Herkules Arena ist es aber oft verrohrt und nur ausgewiesene Ortskundige erkennen noch Richtung Ortsmitte den ehemaligen Mühlenteich, dessen Wasser bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die Mahlsteine einer Kornmühle antrieb.
Siegen und Wilnsdorf: Die Weiß – ein stinkendes Rinnsal?
Ab Niederdielfen wurde die Weiß aus ihrem angestammten Bett vertrieben und durch Eindeichungen gebändigt. Denn vor allem im Frühjahr nach der Schneeschmelze kam es immer wieder vor, dass das ganze Wiesental zwischen Niederdielfen und Kaan-Marienborn überschwemmt war. Nun konnten hinter Kaan ein neues Gewerbegebiet entstehen und große Firmen angesiedelt werden.
Nachdem die Weiß unterm Hain noch einmal ihre idyllischen Seiten zeigen darf, geschah Richtung Innenstadt Schlimmes: Sie wurde eingemauert und ist, vor allem bei Niedrigwasser im Sommer, ein stinkendes Rinnsal. Hat aber zumindest – man kann die Sünden der Vergangenheit nicht gänzlich ungeschehen machen – bei der Mündung in die Sieg noch einen letzten großen Auftritt als brausender Wildbach. Passenderweise genau gegenüber dem Apollo Theater, wovon sich die Theaterbesucher in den Aufführungspausen ein beeindruckendes Bild machen können.
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Was man kaum glauben kann: Bis zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert war die Weiß ein bevorzugtes Laichgebiet des Atlantischen Lachses. Durch die Wasserverschmutzung und den Bau von Wehren verschwanden diese Wanderfische. In den letzten Jahren wurden schon zwei dieser Wehre zurückgebaut, ein dritter Rückbau im Bereich des Ortsteils Kaan ist im Gange.
Weiß kompakt
Quelle auf der Kalteiche in 493 Metern Höhe.Gesamtlänge 18 Kilometer; fast 20 Zuflüsse.Mündung in die Sieg gegenüber dem Apollo-Theater.
Auch andere Renaturierungsprojekte zwischen Niederdielfen und Kaan haben die Weiß wieder zu einem ansehnlicheren Fluss gemacht. Ob aber die Lachse wieder zurückkommen? Letzteres hoffen Naturfreunde, Feinschmecker und auch die Fischereigenossenschaft Siegen. An frühere Funktionen der Weiß erinnert kurz vor der Mündung der Gerbereiweg: Hier wurde früher Leder gegerbt, wozu viel Wasser nötig war.
Siegen: Wir verlosen Picknickdecken
Unsere Fluss-Geschichten sollen zu Entdeckungen anregen – an den Ufern und in der näheren Umgebung lässt sich Zeit verbringen. Bei uns können Sie die Picknickdecke dazu gewinnen, die mit Ihrem Namen versehen ist.
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Dazu möchten wir gern ein Foto von Ihnen an der Quelle des Flusses bekommen – heute also an der Quelle der Weiß. Wir verlosen für jede Serienfolge eine Decke. Einsendeschluss ist Freitag, 26. August, 12 Uhr. Schicken Sie Ihr (Selfie-)Foto an siegen@wp.de! Der Rechtsweg bei dieser Verlosung ist ausgeschlossen.
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