Siegen. Schlägerei in Zeitlupe, Kommissar Krawallski und eine Schlangenfrau. Wie das zusammenpasst? Die Antwort gibt Kabaret Kalashnikov im Schlosshof.

Das Berliner „Kabaret Kalashnikov“ begeistert im Schlosshof mit einer total verrückten turbulenten Bühnenshow von Akrobatik bis zur Kneipenschlägerei in Zeitlupe. Die große Show der sechs Kalashnikovs fängt schon an, bevor es anfängt. „Unser Ego lässt es nicht zu, pünktlich zu beginnen“, sagt der Gitarrist des Ensembles, „ihr könnt noch alle pullern gehen, bevor es losgeht.“

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Dass die Zuschauer im gut gefüllten Schlosshof nach dieser Ansage auf ihren Plätzen bleiben, versteht sich von selbst, denn keiner möchte auch nur eine Sekunde davon versäumen, was der Gitarrentyp mit der Berliner Schnoddderschnauze so von sich gibt. Und der weiß wirklich, wie man Siegerländer in Stimmung bringt und lobt: „Hier ist jetzt schon mehr los als bei unserem gestrigen Auftritt im Seniorenheim in Bergkamen.“

Siegen: Mit dem Kabaret Kalashnikov wird der Schlosshof für zwei Stunden zur Kneipe

So wird eine russische Taverne für zwei Stunden zu einem Varieté-Theater und Mittelpunkt des prallen Lebens, das die Besucher manchmal zu ungläubigem Staunen, dann wieder zum brüllenden Lachen, oft sogar zu beidem bringt. Dafür sorgen der Kneipenchef mit Bierbauch und jeder Menge Tätowierungen, mal Seelsorger, mal Mutti, vor allem aber auch Schankwirt seines selbstgebrannten Wodkas. Und der sollte nicht nur in der Taverne, sondern für alle im Publikum reichlich fließen. Alkoholverweigerer? Gibt es an diesem Abend nicht.

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Für Sophia, seine hübsche Tochter, ist die Taverne schon seit ihrem zwölften Lebensjahr ihr Wohnzimmer. Zu den Stammgästen gehört André, der großmäulige Bürgermeister, selbsterklärter Held und Jongleur mit Bällen, Keulen und allem, was sonst noch fliegt. Und Kommissar Krawallski, der über die guten Sitten in der Kneipe wachen soll, selbst aber deren bester Kunde ist und sich über die Garderobe der Besucher in der ersten Reihe aufregt: „Fashion by KiK“. Und natürlich Olga von der Wolga, eine der beiden Damen mit ihren aberwitzigen Körperkünsten.

Kabaret Kalashnikov in Siegen: Warme Worte ans Publikum im Schlosshof

Im Mittelpunkt des Geschehens steht Wirtstochter Sophia. Die wird 18 und der Bürgermeister verkündet: „Du darfst jetzt Wodka trinken und unbezahlte Überstunden machen.“ Überhaupt glänzt er vor allem mit Komplimenten an das Publikum: „In all euren Gesichtern ist Schönheit, die aber schwer zu erkennen ist“ und seinem eitlen Stolz, vor allem über seine eher spärlich behaarte Brust.

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Der Gitarrist zeigt mit einem Ballett seiner Beine, dass er noch viel mehr drauf hat als Musik und flotte Sprüche. Doch daneben ist auch jede Menge zirkusreife Akrobatik zu bewundern. Was Schlangenfrau Olga an körperlichen Verwindungen und Sprüngen zeigt, ist große Zirkuskunst, ebenso, wie sie sozusagen als Wilhelmine Tell mit Pfeil und Bogen einen Apfel vom Kopf des Bürgermeisters schießt, dafür aber nur ihre beiden Beine braucht. Spektakulär, wie Sophia die Wirtshaustheke als Plattform ihrer Turnkunst nutzt und sich an einer Stange aus Stahl nach oben in den Nachthimmel windet, um dort zu einem Handstand aufzuschwingen. Das alles ohne Netz und doppelten Boden. Slapstick in Vollendung dagegen die handfeste Kneipenschlägerei in Zeitlupe, zu der der Wirt auf dem Tresen stehend die rote Fahne schwenkt.

Der enthusiastische Beifall und die vielen „Bravos“ des Publikums am Ende des Programms zeigen: Das wilde Wodka-Varieté der Kalashnikovs sollte hierzulande nicht zum letzten Mal zu sehen sein.

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