Kreuztal. Der Brand in der Stadthalle Kreuztal hat nicht viel übrig gelassen. Vieles muss nun aus einem bestimmten Grund per Hand sortiert werden.

Eine riesige Rauchwolke schwebte über Kreuztal, als die Stadthalle abbrannte. Das Feuer im Mai ließ nicht viel übrig. Nun fällt der Wiederaufbau schwer. „Wir warten immer noch auf Gutachten“, sagt Walter Kiß. Konkrete Pläne seien solange nicht möglich und Träumereien sind nichts für den Kreuztaler Bürgermeister: „Wir wollen eine Stadthalle, kein Luftschloss.“ Immerhin die Abrissarbeiten schreiten voran: Vergangene Woche ist der Bagger angerollt.

Stadthalle Kreuztal: Arbeiten bei enormer Sommerhitze

„Sie holen die dicken Brocken raus“, sagt Walter Kiß über die Arbeiten der auf Brand- und Wasserschäden spezialisierten Firma „Polygonvatro“. „Es wurde alles nach innen geschüttet. Das Flächengerüst ist ein einziges Knäul.“ Das eingestürzte Dach mit den Holzbalken und Stahlträgern müsse beseitigt werden. Der Brandschutt wird von den Mitarbeitern von „Polygonvatro“ dabei von Hand sortiert – vieles ist Sondermüll. „Das in Vollschutzanzügen – sie machen einen mit“, so Walter Kiß über die Arbeiten bei über 30 Grad. Mittlerweile ist es kühler geworden. Daniel Berkenkopf, Einsatzleiter der Firma Polygonvatro, nahm Rücksicht auf die extremen Umstände der vergangenen Tage und verordnete jede Stunde eine Trinkpause.

Die „Polygonvatro“-Mitarbeiter arbeiten auch bei Hitze in Vollschutzanzügen.
Die „Polygonvatro“-Mitarbeiter arbeiten auch bei Hitze in Vollschutzanzügen. © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Seit vergangenem Dienstagvormittag leistet der Greifer eines 35 Tonnen schweren Baggers ganze Arbeit, um die Brandruine von Schutt und Trümmern zu befreien – was am Ende stehenbleiben kann und was nicht, ist nach wie vor offen.

Die Geschichte

1990 wurde die Stadthalle eröffnet – direkt im Schulzentrum neben Gymnasium und Gesamtschule, für die die neue Veranstaltungsstätte zugleich als Aula gebaut wurde. 2017 wurde die Erweiterung zum Bürgerforum beschlossen, Anfang 2019 fand die letzte Veranstaltung statt, bevor nach einer Umplanung, der EU-weiten Ausschreibung und dem Warten auf die Zusage von Fördermitteln Anfang 2020 die Bauarbeiten mit dem Abriss des Foyers begannen.Die Einsatzkräfte wurden am 16. Mai zu einem Brand im Dach der Stadthalle gerufen. Das Feuer griff auf andere Gebäudeteile über, die mit fast 200 Einsatzkräften angerückte Feuerwehr löschte es. Mit der Untersuchung, wie das verheerende Feuer entstanden ist, ist nun die Frage nach Verantwortlichkeiten verbunden – und direkt damit auch die Entscheidung, wer den beträchtlichen Schaden ersetzt. Dabei gibt es viele Akteure: die Stadt und ihre Gebäudeversicherung, die beteiligten Bauunternehmen und Handwerksbetriebe und ihre Versicherungen.

Es dauerte nicht lang, bis der Bagger die gläserne Außenfassade des Rohbaus „Bürgerforum“ geknackt hat: Das Verbundglas splittert, bleibt aber im Stück erhalten und wird vom Bagger behutsam beiseitegelegt. Bei starken Wind hätte die Glasfassade auch einstürzen können, so Walter Kiß. „Auch der Estrich ist abgängig und liegt im Weg.“ Weggeräumt würde das, „was definitiv kaputt ist und den Zugang erschwert“.

Das Dach der Stadthalle ist nach innen eingestürzt. Alles muss nach und nach aus der Brandruine geholt werden. 
Das Dach der Stadthalle ist nach innen eingestürzt. Alles muss nach und nach aus der Brandruine geholt werden.  © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Der Abriss gehe trotz der Hitze der vergangenen Tage zügig voran, betont der Kreuztaler Bürgermeister. Die Firma Polygonvatro habe in der vergangenen Woche mit den Arbeiten begonnen. Wie hoch der Schaden an der Stadthalle ist, lasse sich ohne Gutachten weiterhin nicht sagen. „Wir haben einen eigenen Gutachter beauftragt“, betont Walter Kiß. Das geschah bereits im Juni, eine Anwaltskanzlei unterstützt die Stadtverwaltung rechtlich (wir berichteten).

Stadthalle Kreuztal: Es gibt nach dem brand immer noch viele offene Fragen

Auch die Brandursache ist weiterhin unklar. „Wir warten auf den Abschlussbericht“, erklärt Walter Kiß. „Wir wissen auch noch nicht, wie wir bauen wollen.“ Auch die Kosten eines Neubaus sind derzeit nicht abzuschätzen. „Es ist alles hoch kompliziert, alles greift ineinander“, betont der Kreuztaler Bürgermeister. Klar ist: Durch die anhaltend hohen Baupreise wird der Wiederaufbau wohl deutlich teurer werden. „Es gibt viele Fragen zu stellen“, sagt Walter Kiß.

Im November 2021 besichtigte der Kreuztaler Kulturausschuss noch diesen Teil der Stadthalle, nun ist alles kaputt.  
Im November 2021 besichtigte der Kreuztaler Kulturausschuss noch diesen Teil der Stadthalle, nun ist alles kaputt.   © Kai Osthoff | Kai Osthoff

Die Stadthalle war für drei Jahre wegen des Umbaus und der Erweiterung bereits geschlossen. Nach dem Brand werden voraussichtlich noch einmal mehrere Jahre hinzukommen. „Wir brauchen die Fläche“, betont Walter Kiß. Vereine und Kulturtreibende würden die Stadthalle sehr vermissen. Bei der Entscheidung für den Wiederaufbau sei daher der Zeitplan ein wesentliches Argument. „So wie wir die Stadthalle gebaut haben, haben wir sie für gut befunden“, betont Walter Kiß. Unklar ist, ob sie wieder genauso gebaut wird. „Gerade hängen wir in der Luft.

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