Wilnsdorf. Der 20 Millionen Euro teure Neubau kann weiter geplant werden. Im Gemeinderat gab es nur noch zwei Gegenstimmen.

Die Planung für den Neubau der Grundschule Wilnsdorf geht weiter. Mit großer Mehrheit ist der Rat der „inständigen Bitte“ von Bürgermeister Hannes Gieseler gefolgt und hat die Ampel für das 20-Millionen-Euro-Projekt auf Grün gestellt gelassen. Zwei Gegenstimmen gab es von der neuen Fraktion „Liberal-Konservative Reformer“ (LKR), je eine Enthaltung aus den Reihen von CDU, SPD und BfW/FDP.

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Erweiterung am alten Standort nicht möglich

Die Entscheidung, an dem Neubau festzuhalten, sei „relativ leicht“ gefallen, sagte Frank Klein (SPD): „Es geht um die Zukunft unserer Kinder.“ Er erinnerte daran, dass der baubegleitende Ausschuss „sehr intensiv“ darüber beraten habe, ob die Erweiterung der Grundschule am bisherigen Standort Vorm Brand eine Alternative wäre. Die war von der Verwaltung mit rund 15 Millionen Euro berechnet worden – allerdings mit der Einschränkung, dass das Grundstück zu klein ist, um alle baulichen Anforderungen zu erfüllen.

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Andreas Klein (LKR) erinnerte daran, dass BfW/FDP und Grüne noch 2019 gegen den Neubau gewesen seien und die CDU eine Kostengrenze von 12 Millionen Euro gezogen habe. „Am Ende der Fahnenstange werden wir die 25 Millionen reißen.“ Klein regte an, die Entscheidung „zumindest“ von der Tagesordnung abzusetzen, das vorhandene Gebäude der Grundschule werde noch 50 Jahre zu nutzen sein. Andreas Weigel (BfW/FDP) stellte fest, dass die Grundsatzentscheidung für den Neubau vom Rat in der letzten Wahlperiode gefällt worden sei. Nun stehe eine weitere „richtungsweisende Entscheidung“ an: „Wir sind dazu bereit.“

Mehrausgaben für Lüftung und Heizung

Einstimmig sprach sich der Rat für den Einsatz von Geothermie zur Beheizung der neuen Schule aus. Die Investitionskosten liegen fast 400.000 Euro über der ursprünglich vorgesehenen Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dafür sind aber die Betriebskosten niedriger, bei Frosttemperaturen muss nicht mit einem anderen Energieträger zugeheizt werden, die CO2-Produktion wird auf Null reduziert und auf dem Dach wird kein Platz verbraucht, der für Photovoltaikmodule verwendet werden kann. „Die Mehrkosten werden sich rechnen“, sagte Gabriele Wagener (CDU), „Geothermie ist die Zukunft.“ Die Kosten seien durch Fördermittel finanzierbar, sagte Matthias Lohmann (Grüne). Ebenfalls einstimmig beschlossen wurde die Ausstattung der Klassenräume mit mechanischen Lüftungsanlagen. Das kostet rund 326.000 Euro mehr als die von den Planern bisher vorgesehene Lüftung über Fenster und Oberlichter

Steigende Schülerzahlen haben Folgen für Planung

Klaus Grünebach (CDU) wies darauf hin, dass sich die Voraussetzungen für die Grundschul-Entscheidung seit 2019 geändert hätten: Die Unterrichtskonzepte und damit die Anforderungen an den Raumbedarf seien im Wandel, vor allem aber steigen die Schülerzahlen. Die neue Grundschule wird dreizügig, am Standort Vorm Brand kommen gerade einmal zwei Parallelklassen je Jahrgang unter. Dort sei eine Schulerweiterung „nicht machbar“. In der neuen Schule am Höhwäldchen wird das Obergeschoss über Foyer, Ganztagsbereich und Turnhalle als „Haus des Lernens“ gestaltet: In vier Raumgruppen („Clustern“) hat jeder Jahrgang drei Klassenräume, denen gemeinsame Team- und Differenzierungsräume und auch jeweils auch eigene Toiletten zugeordnet sind.

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Kostengrenze kein Thema mehr

Diese „schöne neue Waldschule“ sei eine „gute Grundlage, um vernünftig ins Leben zu starten“, sagte Dennis Schneider (CDU). Der Neubau sei „alternativlos“, sagte Karin Otterbach (CDU), Vorsitzende des Schulausschusses und des baubegleitenden Ausschusses. „Der denkende Mensch ändert schon mal seine Meinung“, erklärte Bernd Danzenbächer (CDU), warum seine Fraktion an der Kostengrenze nicht länger festhält. „Das kann er ruhig“, setze Andreas Klein (LKR) nach, „an den Fakten kommt er trotzdem nicht vorbei.“ Und zu denen gehört, dass die Gemeinde nicht mehr mit 0,75, sondern mit 2,5 bis drei Prozent Zinsen für die Darlehensfinanzierung kalkulieren muss. „Auch das wird sich noch weiterentwickeln“, sagte Kämmerer Daniel Denkert, „wir hoffen, dass durch Fördermittel die Kosten nach unten gehen.“

Bürgerinitiative gegen Baumfällungen

Karin Otterbach (CDU) ging auf die von 75 Wilnsdorfern und weiteren Auswärtigen unterzeichnete Initiative gegen den Schulneubau ein: Tatsächlich würden zwar für den Neubau Bäume gefällt, andererseits aber auch „ganz viele Bäume geplant“. Der geschützte Baumbestand im Osten des Geländes werde erhalten, der Fußweg zur Brücke zum Busbahnhof eigens verlegt.

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Wir können uns das einfach nicht leisten“, sagte Martin Schwarzer (LKR). „Wir leisten uns etwas, was unsere Enkelkinder bezahlen müssen“, stellte Oliver Eßlinger (CDU) fest. „Wir dürfen uns das nicht leisten, unseren Kindern diese Chance nicht zu geben“, sagte Stefan Dohme (SPD). Andreas Klein (LKR) blickte zurück: „2013 wurde mit der Schließung von drei Grundschulen die falsche Entscheidung getroffen.“ „Welche Hypothek würden wir den kommenden Generationen aufbürden, wenn wir die Schule nicht bauten?“, fragte Bürgermeister Hannes Gieseler zurück.

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