Netphen. Dort ist Platz für etwa 70 Häuser. Zerstrittene Erbengemeinschaften könnten Netphen aber noch auf eine Geduldsprobe stellen.

Der Burggraben wird das wohl letzte und zugleich größte neue Baugebiet in Netphen-Mitte. An dem Hang, der sich von der B 62 in Richtung Eschenbach bis auf die Haardt herauf erstreckt, werden um die 70 neue Häuser errichtet werden können – bis zu einem Baubeginn werden allerdings noch einige Jahre vergehen. In einem nächsten Schritt wird der Bebauungsplan noch einmal offengelegt.

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Verkehr zum Gymnasium durchs neue Wohngebiet

Stadtplanerin Ilka Rosenthal zeigte jetzt dem Stadtentwicklungsausschuss, wie sich der Plan verändert hat, der 2017 aufgestellt und im vorigen Jahr schon einmal offengelegt wurde: Vor allem am Straßen- und Wegekonzept hat die Verwaltung gearbeitet. Die Haupterschließungsstraße wird nun eine 6,20 Meter breite Fahrbahn erhalten und mit Gehwegen einen 8,50 Meter breiten Querschnitt in Anspruch nehmen. Denn über den Burggraben soll auch das Gymnasium erschlossen werden, auf der Straße müssen sich daher Busse begegnen können. Neu sind auch Fußwege von der Bushaltestelle an der B 62 und vom Wanderparkplatz Leimbachtal bis herauf ins Wohngebiet.

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Kein Kreisel auf der B 62

Am Ortsausgang Netphen entsteht eine neue Kreuzung. Von der B 62 zweigt die Altwiese mit Gewerbegebiet und Baubetriebshof ab, der übrigens während der Winterdienstzeit mit einer mobilen, fünf Meter hohen und zehn Meter langen Lärmschutzwand gegen das Wohngebiet abgeschirmt werden soll. Gegenüber zweigt die Zufahrt zu der neuen Siedlung ab. Dass nur eine Verkehrsinsel den Verkehr an der Kreuzung bremsen soll, stieß auf Widerspruch. Manfred Heinz (SPD): „Einzig richtige Lösung ist ein Kreisel.“

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Tiefbau-Fachbereichsleiter Rainer Schild erklärte, warum der Landesbetrieb Straßen NRW ohne Kreisel plant: Gebraucht werde ein Durchmesser von 40 bis 50 Metern, die B 62 sei aber nur bis zu 14 Meter breit. Es entstünden Kosten von „mindestens“ einer halben Million Euro. Ein Kreisel wäre nicht überfahrbar und somit ein Hindernis für die dort verlaufende Schwerlastverkehrsroute. Schließlich: Der Verkehr laufe nicht aus allen vier Ästen gleichmäßig auf den Knoten zu – die meisten Fahrzeuge seien auf der B 62 selbst unterwegs. Ein billigerer und kleinerer Minikreisel, wie er zum Beispiel in Deuz angelegt wurde, sei am Burggraben nicht zulässig: Die Kreuzung liegt außerhalb der Ortsdurchfahrt, „die Geschwindigkeiten sind zu hoch“.

Am Ortsausgang Netphen Richtung Eschenbach entsteht das neue Wohngebiet Burggraben.
Am Ortsausgang Netphen Richtung Eschenbach entsteht das neue Wohngebiet Burggraben. © WP | Created with Datawrapper

Radwege für Schulkinder nicht vorgesehen

Rüdiger Bradtka (CDU) vermisste Radwege. Radfahrer, so Stadtplanerin Ilka Rosenthal, könnten „problemlos“ die Straße nutzen. In Wohngebieten seien getrennte Radwege nicht üblich. „Da muss man auch überlegen, wie breit die Straßen hinterher werden“ – und wie teuer die Erschließungsbeiträge, die von den Bauwilligen zu entrichten sind. „Wir treiben nur die Preise nach oben“, sagte Ignaz Vitt (UWG), ein Radweg dort sei „völlig übertrieben“. Annette Scholl (SPD) regte an, zumindest einen Radstreifen auf der Fahrbahn zu markieren. „Ob das die Polizei mitmacht, weiß ich nicht“, wandte Beigeordneter Andreas Fresen ein. „Die Schüler werden sich eher daher bewegen als über die Haardtstraße“, sagte Manfred Heinz (SPD) und berichtete von seinen Beobachtungen am Siegener Giersberg, „wo Ströme von Schülern mit E-Bikes zur Gesamtschule fahren“.

Irmgarteichen

Der Bebauungsplan Burggraben/Altwiese bekommt übrigens auch einen Ableger in Irmgarteichen: Der „Geltungsbereich 2“ ist ein 0,45 Hektar großer Fichtenbestand der Waldgenossenschaft, der durch Rotbuchen, Stieleichen, Vogelkirschen, Bergahorn und Schwarzerlen ersetzt wird. Erreicht wird damit dort eine ökologische Aufwertung, mit der der Eingriff in Natur und Landschaft in Netphen ausgeglichen wird.

Energie: Gasleitung überflüssig?

Lothar Kämpfer (SPD) fragte, ob tatsächlich noch an einer Gasversorgung des Wohngebietes festgehalten werde. „Jeder Bewohner ist frei“, antwortete Ilka Rosenthal, „niemand ist gezwungen, Gas zu nehmen.“ Wenn es keine Nachfrage gebe, würden die Siegener Versorgungsbetriebe die Leitung auch nicht bauen, sagte Beigeordneter Andreas Fresen.

Umlegung dauert mindestens anderthalb Jahre

Sollte der Rat im September den Bebauungsplan als Satzung beschließen, könnte das Umlegungsverfahren beginnen, denn nur rund 8000 von 62.000 Quadratmetern Plangebietsfläche gehören der Stadt. Kämmerer Hans-Georg Rosemann rechnet mit einer Dauer der Bodenordnung von mindestens anderthalb Jahren. Die Stadt bekomme es mit „sehr großen, teilweise zerstrittenen Erbengemeinschaften“ zu tun, die teilweise im Ausland lebten und von denen einige Mitglieder unter gesetzlicher Betreuung stehen. „Wir haben alle schon angeschrieben“, berichtete Rosemann, „wir wissen, was auf uns zukommt.“ Paul Legge (CDU) rechnete weiter: Frühestens Ende 2023 könnten die Erschließungsarbeiten beginnen – die ersten Häuser würden dann nicht vor Herbst 2025 gebaut werden können.

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