Netphen. . Netphen plant das letzte große Baugebiet im Kernort. An das Gewerbegebiet gegenüber hatte 2007 niemand gedacht.
Es wird wohl das letzte große Wohnbaugebiet in Netphen-Mitte: Der „Burggraben“ knüpft da an, wo die Erschließung der Siedlungen Im Nassen und Wellerseifen in den 1990er Jahren aufhörten. Mit den 80 Bauplätzen, die da am Hang oberhalb der B 62 Richtung Haardt erschlossen werden, wird die kleine Siedlung auf dem Susan-Gelände an der Netphe, die zwischendurch entstanden ist, zur Fußnote.
Der neue Plan
Und doch: Zehn Jahre nach dem Beschluss über die Konzeption stellte die Verwaltung jetzt im Stadtentwicklungsausschuss den Neustart für das Projekt vor. 2007, so räumt Planungschefin Marlene Krippendorf ein, sei womöglich „vieles nicht zu Ende gedacht“ worden. So sieht die Burggraben-Planung jetzt aus:
Erschließung: Nicht mehr vom Wanderparkplatz Leimbach aus über eine parallel zum Hang ansteigende Straße hinauf auf die Haardt. Sondern über eine Kreuzung auf der B 62, wo die Planstraße, wie ein zur Netphener Seite offenes Hufeisen auf den Hang gelegt, auf die Altwiese trifft.
Größe: Nicht mehr 130, sondern 80 Bauplätze, die in Teilabschnitten erschlossen und auch umgelegt werden, um den Markt nicht zu überschwemmen. Denkbar sei, den aktuell Bauwilligen Grundstücke mit Baugebot zuzuteilen und den anderen Bauerwartungsland. „Das wird ein ziemlich massives Verfahren“, sagt Baudezernent Erwin Rahrbach.
Grünes Licht für Gewerbe auf der Braas
Offen gelegt werden kann der Bebauungsplan für die Braas. Das ehemalige Kreisbahn-Grundstück wird Gewerbegebiet — für einen Discounter nicht zugelassen, erinnerte Bürgermeister Paul Wagener an den Ratsbeschluss von 2013.
Auf dem Gelände befinden sich kleine Betriebe und zwei Asylunterkünfte. Die Zufahrt bezahlt der Landesbetrieb Straßenbau, der nach dem bau der Ortsumgehung auf der Trasse sonst die Kreisbahn-Gleise neu hätte verlegen müssen.Die Bahn wurde während des Straßenbaus endgültig aufgegeben.
Gebietszuschnitt: Der neue Bebauungsplan heißt „Burggraben und Altwiese“, das Gewerbegebiet mit Autowaschstraße und Bauhof auf der anderen Seite der B 62 wird in das Plangebiet mit einbezogen. Das allgemeine Wohngebiet wird erst höher am Hang einsetzen, an der B 62 wird ein Mischgebiet vorgesehen, das — so Planungs-Fachbereichsleiterin Krippendorf – auch ein Fall für das „Urbane Gebiet“ werden könnte, ein neu im Baurecht vorgesehener Gebietstyp mit einem Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe.
Der Konflikt
Marlene Krippendorf spricht von einem „ziemlich komplexen Thema“, letztlich geht es um den Lärmschutz. Für den Straßenlärm wäre ein fünf Meter hoher Wall in Frage gekommen. Der kostet Grundstücke und macht die Erschließung über die lange Straße vom Leimbachtal noch teurer. Lärmschutzfenster tun es auch, weil die B 62 nur nachts zu laut ist. An das Gewerbegebiet gegenüber hatte aber niemand gedacht. Ohne weitere Maßnahmen dürften die vier freien Bauplätze dort nicht mehr genutzt werden. Nun sollen die zulässigen Immissionen „kontingentiert“ werden. Und damit die Reserve je Grundstück groß genug ist, muss am Bauhof im Winter eine fünf Meter hohe und zehn Meter lange Lärmschutzwand aufgestellt werden — der ausrückende Winterdienst sprengt sonst die zulässigen Schallgrenzen.
Die Lösung
Der Stadtentwicklungsausschuss stimmte der neuen Konzeption zu. Paul Legge (CDU) stellte allerdings die Wirtschaftlichkeit in Frage. Die Erschließungskosten, so erwiderte Baudezernent Rahrbach, blieben im Vergleich zu anderen Städten „immer noch im verträglichen Bereich“. Manfred Heinz (SPD) fragte, ob ein Baugebiet dieser Größe tatsächlich keinen Spielplatz brauchen. Der mache das Vorhaben noch teurer und koste einen weiteren Bauplatz, sagte Marlene Krippendorf. „Aber ich würde es begrüßen, wenn Sie sich dafür entschieden.“
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