Kreuztal/Siegen/Burbach. Nachwuchskräfte sollen nicht täglich pendeln müssen. Dafür haben auch Unternehmen in Siegen und Burbach Konzepte.

Um das Zusammenspiel von Wohnen, Leben und Arbeiten ging es beim Zukunftsdialog der Südwestfalen-Agentur. „Die Generation Z tickt anders“, sagte Andreas Kurth, Leiter Ausbildung und Studium bei der EJOT Gruppe aus Bad Berleburg, direkt zu Beginn. Für Unternehmen werde es schwerer, junge Leute davon zu überzeugen, sich langfristig an ein Unternehmen zu binden.

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Mikroapartments und E-Sports für junge Fachkräfte

„Die Generation Z ist digitaler, spontaner und nachhaltiger unterwegs. Die jungen Menschen haben ganz neue Erwartungshaltungen an ihre Arbeitsstelle. Neben attraktiven und innovativen Lern- und Arbeitsbedingungen suchen sie auch den Zugang zu einer Community, sowohl digital als auch analog“, sagte Kurth. Man müsse überlegen, ob es nicht den Bedarf für ausgestattete „Mikroapartments“ oder ähnliches gebe und ergänzende Freizeit-Angebote wie E-Sports-Teams.

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Firmeneigene Apartments für Azubis und Fachkräfte Volker Arens, Personalleiter bei der Krombacher Brauerei, stellt den 50 Teilnehmenden das Projekt „Krombacher Wohnen“ vor. Die firmeneigenen Appartements dienen Führungskräften als Zweitwohnsitz und geben neuen Mitarbeitenden die Möglichkeit, auch abseits der Arbeit Kontakte zu Kollegen und zur Region zu knüpfen. Noch in diesem Jahr soll der neue Bereich „Young Living“ entstehen: für Auszubildende, die nicht aus der Region kommen, oder Trainees, die nur kurz im Unternehmen sind.

„Krombacher Wohnen“ gibt es seit 2016: Ludger Spreemann, Immobilienmanagement bei Krombacher, Gesellschafterin Petra Schadeberg-Herrmann und Personalleiter Volker Arens (von links
„Krombacher Wohnen“ gibt es seit 2016: Ludger Spreemann, Immobilienmanagement bei Krombacher, Gesellschafterin Petra Schadeberg-Herrmann und Personalleiter Volker Arens (von links © Krombacher Brauerei (Archiv)

Auch wegen A-45-Sperrung: Co-Working ist Thema für Regionale

Mit den Überlegungen zum Wohnen und Arbeiten sind EJOT und Krombacher nicht alleine, wie Friederike Schulze von der Infineon Technologies AG aus Warstein und Nicole Trettner von der Hering GmbH & Co KG aus Burbach bestätigten. Infineon bietet neuen Mitarbeitenden Hilfe bei der Wohnungs- und Haussuche durch eine Kooperation mit lokalen Vermietern an und bei Hering werden Azubis, die mittlerweile von weit außerhalb der Region kommen, ortsnah untergebracht, um ihnen das Knüpfen von Kontakten zu erleichtern und die Anfahrt zu verkürzen. Kurze Wege sind vielen Fachkräften wichtig, ergänzte Benjamin Hill, Geschäftsführer des Start-ups Ensun aus Siegen.

Mangelnde ÖPNV-Anbindungen in ländlichen Regionen seien ein Problem, viele Arbeitsstätten ohne eigenes Auto nur schwer erreichbar. Das Thema Mobilität mitzudenken, findet Dr. Stephanie Arens, Leiterin der Regionale 2025 bei der Südwestfalen Agentur, notwendig. Dazu passe die Idee, in der Regionale 2025 entlang der A 45 Co-Working-Spaces zu errichten, um Firmen und Pendler durch die Brückensperrung zu entlasten. „Solche dezentralen Orte sind ein Kernthema für die zukünftige Attraktivität ländlicher Regionen.“

Bedarf nicht nur für das Einfamlienhaus

Ideen für neue Wohn-Angebote stellte Marie Ting, Leiterin des Regionalmarketings bei der Südwestfalen Agentur, vor: „Wir möchten ein Projekt aufsetzen, bei dem Interessierte das Leben in Südwestfalen ausprobieren können. Wohnen auf Zeit mit Anschluss an eine Community und mit den Chancen des digitalen Arbeitens könnte Fachkräften den ländlichen Raum schmackhaft machen.“ Dieser Zukunftsdialog für Südwestfalen habe gezeigt, dass die Diskussion über „Wohnen, Leben und Arbeiten“ vielfältig ist.

„Das Einfamilienhaus ist ein wichtiger Baustein für Wohnen auf dem Land, aber es gibt eben auch andere Bedarfe. Und das wiederum ist, wie wir gesehen haben, auch wichtig für die Unternehmen und braucht unternehmerische Aktivität“, bilanzierte Moderatorin Prof. Dr. Ursula Stein. „Viele Akteure beschäftigen sich bereits intensiv mit den Aspekten des Wohnens und Arbeitens. Nun sollten wir schauen, wie wir die Stärken gut bündeln können“, sagte Dr. Stephanie Arens.

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