Freudenberg. Die Freilichtbühne Freudenberg feiert die Premiere des Stücks „Wochenend und Sonnenschein“. Das Stück hat alles, was eine spitzen Komödie braucht.
Selten hat man die Zuschauer nach einem Theaterbesuch so gut gelaunt nach Hause gehen sehen wie nach der Premiere von „Wochenend und Sonnenschein“ der Freudenberger Freilichtbühne. Und mancher summte diesen Ohrwurm der Comedian Harmonists aus den 30er Jahren noch einmal nach, der 1980 von Max Raabe zu neuem Leben erweckt wurde. Regisseurin Britt Löwenstrom hat rund um dieses Gute-Laune-Lied eine Geschichte geschrieben, bei der man gerne zusieht.
Freudenberg: Die Charaktere machen den Reiz von „Wochenend und Sonnenschein“ aus
Mehrere Gruppen unterschiedlichster Charaktere treffen an diesem Wochenende aufeinander. Da sind mit Otto (Daniel Ermert), Manni (Felix Runkel) und Tommi (Frank Kölsch) drei Musiker auf der Suche nach einem lukrativen Engagement und treffen zufällig mit Marion (Jenny Bäumer), Lilou (Alicia Bäumer), Susanne (Merle Benner) und Moni (Svenja Bergmann) Internatsschülerinnen, die mit ihrer Erzieherin, der gestrengen Frau Pfeiffer (Tatjana Stahl), zur alljährlichen Freizeit auf einen Campingplatz reisen. „Um die Tugenden der jungen Frauen zu stärken“, wie sie sagt. Damit meint sie vor allem, sich vom männlichen Geschlecht fernzuhalten.
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Hausmeister Alfred (Kersten Schaab), der einzige Mann im Internat, wittert durch die Abwesenheit der Schülerinnen die Chance, einmal einen Fernseh-Fußballabend nur mit seinen Kumpels und viel Alkohol genießen zu können. Den hat er auch verdient, denn seine Frau Rosi (Christina Schaab) kann alles andere, nur nicht kochen. Sie: „Warum müssen Frauen immer in die Küche?“ Er: „Das liegt an der (H)erdanziehungskraft.“
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Ein weiteres heiteres Duo bilden Christel (Monika Dreisbach) und Hilde (Ulrike Gieseler), zwei verwitwete, vermeintlich schwerhörige Dauercamperinnen, die die Platzgebühren für ihren Wohnwagen aber nicht bezahlt haben, dafür im Kiosk aber schon mal lange Finger machen. Und nicht zuletzt die Herren Schmidt (Rainer Zang) und Schmitt (Christopher Wenger), mehr Trottel in Uniform als Polizisten, die einen angeblichen Mord aufklären wollen, wobei es sich letztendlich nur um einen harmlosen Diebstahl handelt. Die drei Musiker Otto, Manni und Tommi werden beschuldigt, diesen begangen zu haben. Sie machen sich geschickt an die jungen Damen heran.
Freilichtbühne Freudenberg: Unverwechselbare Charaktere bei Theaterstück
Wichtiger als die Handlung – natürlich klärt sich ganz am Ende des Stückes alles auf – sind die Charaktere, die von ihren Darstellern präzise und unverwechselbar herausgearbeitet werden. Etwa Otto mit seinem Sprachfehler, den er vom Anfang bis zum Ende „fehlerlos“ durchhält, Manni der Späthippie und Anzugträger Tommi, der die jungen Damen mit seinen aufgesetzten Komplimenten zu bezirzen versucht. Ebenso die sächselnde Moni mit ihrer direkten Art („Lieber morgens müde als abends prüde“).
Und auch die alten Damen haben es faustdick hinter den Ohren und eine äußerst lose Zunge: „Was ist der Unterschied zwischen einem intelligenten Mann und einem Yeti? Den Yeti hat schon mal jemand gesehen.“ Ein verbales Ping-Pong-Spiel, das sich gewaschen hat, lassen der Hausmeister und seine Rosi vom Stapel. Kersten Schaab steht Tom Gerhard, der in der gleichnamigen WDR-Serie Hausmeister Krause („Alles für den Dackel, alles für den Club“) verkörpert, in keiner Weise nach.
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Doch auch für spektakuläre Optik wird reichlich gesorgt. Da fährt das Kultauto Mustang röhrend auf die Bühne und dampft wiehernd wieder ab, transportiert ein Traktor mit Anhänger die Mädels und die Band zum Campingplatz, fahren die beiden Polizisten mit einem Tandem-Fahrrad zum Einsatz. Großartig die Idee, die Fernsehidole der 70er auf einem riesigen Bildschirm nachzuspielen. So hat Max Kalke gleich sechs Rollen: Wirt, Ilja Richter, Rudi Carell, Hans Rosenthal („Das war Spitze!“), den Tagesschausprecher Wilhelm Wieben und Rudi Michel, den Sportreporter, der das Fußballendspiel der Europameisterschaft 1974 zwischen der Bundesrepublik und Holland überträgt, einschließlich Mannschaftsaufstellung und Nationalhymne. Julia Bäumer brilliert vor allem als Fernseh-Wetterfee und als die unverwechselbare Mirelle Mathieu. Hinzu kommen schwungvoll-mitreißende Tanzszenen und jede Menge Musik der 70er, seien es Hits von ABBA oder auch Tony Marshalls „Schöne Maid“, bei der das Publikum mitklatscht und mitsingt.
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Die Akteure der Freilichtbühne Freudenberg haben den Besuchern ein Bühnenerlebnis vom Feinsten geboten, das alles enthält, was man von einer Komödie erwartet: Witz, Bewegung, saftige Gags, schrill, bunt, ausgelassen. Ein Start nach Maß in die 68. Saison.
Weitere Vorstellungen von „Wochenend und Sonnenschein“ sind am 18., 24. und 25. Juni, jeweils um 20 Uhr.
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