Hilchenbach. Tanja Schwenke kommt auf dem Hilchenbacher Schulhügel an und überrascht mit einem neuen Akzent. Eine Schule für Aufsteiger – auch im Wortsinn.

Das Gebäude flößt Respekt ein: eine preußische Lehranstalt, 1896 errichtet, mit Renaissance- und Klassizismus-Elementen, steht unter Denkmalschutz. Der Schulhof, auf den Tanja Schwenke aus ihrem Büro herabsieht, allerdings nicht. Der Asphalt muss weg, ein bisschen mehr Natur hin, Raum zum Erholen, gern auch mit Bäumen, zwischen die die Jugendlichen eine Slackline spannen können. 25.000 Euro stehen in diesem Jahr im städtischen Haushalt bereit. „Ich freue mich, wenn ein Anfang gemacht wird.“

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Stationen in Kreuztal und Netphen

Gut einen Monat ist Tanja Schwenke nun Rektorin der Carl-Kraemer-Realschule, die vierte nach Renate Setzer, die die Schule von ihrer Gründung im Jahr 2003 an bis 2019 geleitet hat, nach Joachim Steinebach, der 2021 nach Siegen wechselte, und nach Petra Scholl, die kommissarisch eingesprungen war. „Ich hatte gute Vorgänger“, sagt Tanja Schwenke, „diese Schule ist ein Ort, an dem sich alle gern aufhalten.“

Zur Person

Tanja Schwenke ist in Erndtebrück aufgewachsen und hat am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe Abitur gemacht. In Dortmund hat sie Sonderpädagogik und Deutsch für die Sekundarstufe 1 studiert.Die 47-Jährige wohnt mit ihrer Familie in Kreuztal, ihre vier Kinder sind zwischen 14 und 27 Jahren alt. Von 2000 bis 2018 hat sie an der Kindelsbergschule unterrichtet, 2018 wurde sie Konrektorin der Janusz-Korczak-Schule am Teilstandort in Schönau, 2019 Rektorin der Johannland-Grundschule in Hainchen.

Die 47-Jährige ist von der Johannlandschule in Hainchen gekommen, davor war sie Konrektorin an der Janusz-Korczak-Schule am Teilstandort in Schönau. Den bisher längsten Abschnitt ihrer Laufbahn hat Tanja Schwenke in Kreuztal verbracht, wo sie mit ihrer Familie auch wohnt: an der Kindelsberg­schule in Ferndorf, die ihr Ehemann Walter Schwenke bis zu seiner Pensionierung leitete. „Wenn die Kinder größer werden, hat man mehr Zeit“ – die die Sonderpädagogin nutzte, um sich auf Leitungsaufgaben vorzubereiten. Nach Förderschulen und Grundschulen nun die Realschule: Mit dem Deutsch-Lehramtsstudium für die Sekundarstufe 1 ist Tanja Schwenke darauf gut vorbereitet.

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Aufgaben: Individuelle Förderung zuerst

„Individuelle Förderung“: Das ist eines der Stichworte, die die Schulleiterin zuerst nennt. Und das liegt nicht nur daran, dass die Hilchenbacher Realschule auch Schule des gemeinsamen Lernens ist und Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet. Sondern auch daran, dass die „132-c-Schule“ besondere Anforderungen stellt: In der siebten Klasse können Kinder auf den Hauptschul-Bildungsgang umsteigen und, ohne Schule und Klasse zu wechseln, einen Hauptschulabschluss ansteuern – so, wie es seit 2015 im Paragrafen 132c des NRW-Schulgesetzes ermöglicht wird. Hilchenbach machte davon nach der Schließung der letzten städtischen Hauptschule Gebrauch.

Tanja Schwenke sieht darin kein Handicap. Im Gegenteil: Die gemeinsame Erprobungsstufe in den Jahrgängen 5 und 6 bringt auch die Kinder nach vorn, denen die Grundschule den Besuch einer Hauptschule empfohlen hat; eine Reihe von ihnen erreicht den Realschulabschluss. „Das spricht dafür, dass gemeinsames Lernen zielführend ist. Wir sind eine Aufsteigerschule.“ Mit rund 40 Lehrkräften, darunter auch eine Sonderpädagogin, und einer Schulsozialarbeiterin gilt die Schule mit ihren 375 Schülerinnen und Schülern personell als gut ausgestattet. „Unsere Lehrerinnen und Lehrer legen Wert darauf, ihre Kinder gut zu kennen.“ In vielen Unterrichtsstunden sind zwei Lehrkräfte in der Klasse – auch das ermöglicht die Förderung jedes einzelnen Kindes.

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Stark auch für Schüler mit anderer Muttersprache

Mit den Grundschulen möchte die neue Schulleiterin gern zusammenarbeiten – die Florenburgschule ist der direkte Nachbar. Gemeinsame Projekttage bieten sich an. Am anderen Ende der Schullaufbahn steht der Übergang in die gymnasiale Oberstufe: Da ist das Stift Keppel die nächste Adresse – nur 2023/24 nicht. Weil dann die Rückverlängerung der Gymnasialzeit auf neun Jahre in der Klasse 10 ankommt, gibt es in diesem Schuljahr keinen EF-Jahrgang. Auch daran denken die Realschüler und ihre Eltern gerade: Zum Abitur führen für sie in diesem einen Jahr nur die Berufskollegs, die Gesamtschulen und das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium als „Bündelungsschule“.

Stark ist das Team im Fach Deutsch als Zweitsprache. Und damit auch vorbereitet auf die Schüler, die aus dem Kriegsgebiet kommen, bestimmt aber nicht nur Wissensdurst mitbringen: „Wie traumatisiert werden die Kinder sein?“ Vielleicht fällt ihnen das Eingewöhnen leichter, weil sie in Hilchenbach in eine etwas heilere Welt kommen. Die Kinder, die aus Migrantenfamilien kommen und hier zur Schule gehen, „sind gut integriert, sprechen hervorragend Deutsch und machen gute Abschlüsse“, weiß Tanja Schwenke. „Kinder, die hier neu ankommen, lernen viel schneller Deutsch. Die Perspektive zum Aufstieg motiviert unglaublich.“

Akzente: Lyrik für die jungen Jahrgänge

Soziales Engagement zeigen die Kinder als Busbegleiter und im Schulsanitätsdienst. Die Carl-Kraemer-Realschule ist fit in Sachen Berufsvorbereitung, vermittelt das DELF-Sprachdiplom, ist stark in den MINT-Fächern, hat Medienscouts, inzwischen den Glasfaseranschluss und bekommt im Sommer ihr WLAN ausgebaut. Die Schule hatte immer schon auch einen musikalischen Schwerpunkt, zum Beispiel mit der Schulband. „Wir haben auch eine tolle Theater AG“, berichtet Tanja Schwenke, auch eine Schülerin leitet das Projekt mit: „Rapunzel“ wird einstudiert – ein Märchen, und das nicht zufällig: „Die Kinder wollten nichts spielen, was mit der Realität zu tun hat.“ Denn die ist seit zwei Jahren dabei, vieles Schöne zu verschmähen. Auch deshalb wird es vielleicht nicht zur Premiere vor den Sommerferien reichen. „Wahrscheinlich wird es Herbst.“

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Bis dahin wird Tanja Schwenke noch eine weiteren Akzent gesetzt haben: „Ich möchte gern ein Lyrik-Projekt für junge Schüler machen.“ Im Rahmen von Kultur und Schule soll der Siegener Autor Olaf n. Schwanke die Nachmittags-AG leiten. „Kunst ist ein ganz starkes Ausdrucksmittel, Lyrik ist etwas wunderbar Kreatives.“ Tanja Schwenke versteht die irritierte Nachfrage: „Sie hatten einen langweiligen Deutschlehrer.“

Biotop im Winterschlaf

Der Blick auf den asphaltierten Schulhof: Es ist ja nicht so, dass es noch gar nichts Grünes auf dem Hilchenbacher Schulhügel gäbe. Den Kräutergarten zum Beispiel. Und die kleine Teichlandschaft hinter dem Haus, die einst von Schülern und Lehrern gemeinsam angelegt wurde. „Ein Biotop am 1. Februar ist eher ein ruhendes Biotop, beschreibt Tanja Schwenke den Eindruck an ihrem ersten Schultag. Der nächste Frühling kommt bestimmt.

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