Allenbach/Müsen. Alle zwei Jahre treffen sich Bergbau-Forscher zum „Berggeschrey“: Die Wissenschaft hat auch diesmal Neuigkeiten.

„Bis jetzt war es super“, ruft einer der Teilnehmer in Richtung von Rolf Golze. Der nickt zufrieden zurück. Es ist Halbzeit beim „3. „Müsener Berggeschrey“ am Samstag. Die Vorträge des Vormittags sind vorbei, die Gruppe hat sich zum Mittagessen in den Gängen des Stift Keppel und davor verteilt. Später soll es wie gewohnt in die Natur gehen.

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Mittelalterlicher Bergbau in Müsen als Forschungsprojekt

40 Personen waren ursprünglich zugelassen. „Ein paar mehr sind es jetzt doch geworden“, sagt Rolf Golze, der stellvertretende Vorsitzende des „Altenberg & Stahlberg e.V.“. Überwiegend kämen die Interessierten aus der Region, arbeiten seit Jahren mit dem Organisator an der Erforschung der heimischen Bergbaugeschichte. „Wir haben das ja eigentlich alle als Hobby“, fügt Golze an. Entscheidend sei aber die enge Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, um das, was an neuen Forschungsergebnissen erzielt wird, auch entsprechend aufbereiten zu können. Rolf Golze selbst hat am Morgen über „Mittelalterliche Stollen im Siegerland“ gesprochen und kann das Theoretische ein paar Stunden später auch ganz praktisch in den Wäldern rundherum zeigen.

Münzfunde und mehr

In den weiteren Vorträgen gibt Leander Kühn einen Überblick zu geologische Grundvoraussetzungen des mittelalterlichen Bergbaus im Müsener Revier., Sandra Völkel spricht über ein mittelalterliches Grubenhaus am Sonnenberg in Kreuztal-Ferndorf. Jens Görnig berichtet über neue und historische Münzfunde im nördlichen Siegerland.

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Dr. Manuel Zeiler (LWL-Archäologie für Westfalen) fasste den aktuellen Stand im Forschungsprojekt Mittelalterlicher Bergbau in Müsen zusammen. Immerhin liegt die vorherige Zusammenkunft zum „Berggeschrey“ schon vier Jahre zurück. Da hat sich einiges getan. „Natürlich haben wir nach unseren Möglichkeiten auch in der Corona-Zeit weitergemacht“, bekräftigt Rolf Golze. Aber in dieser Form gab es seither keine weitere Zusammenkunft. Die von 2020 musste ausfallen.

Rolf Golze und Leander Kühn beschreiben die Geschichte der Grube Sonnenberg.
Rolf Golze und Leander Kühn beschreiben die Geschichte der Grube Sonnenberg. © Michael Kunz

Neu entdeckte Siedlungsplätze am Altenberg

Obwohl nicht alle Teilnehmer der Tagung noch Zeit für die Exkursion haben, ist es dennoch eine beachtliche Gruppe, die sich gegen 14 Uhr aufmacht, um Stollenmünder und Abraumhalden zu besichtigen. Wobei das Wetter für eine solche Unternehmung ideal ausfällt. Startpunkt ist die Bergbausiedlung Altenberg direkt am Turm und Parkplatz auf dem Altenberg, von wo die Gruppe zu den mittelalterlichen Bergwerken Sonnenberg und Abraham mit den neu entdeckten Siedlungsplätzen aufbricht und auch die aktuelle Ausgrabung eines Grubenhauses besichtigt, die Sandra Völkel bereits im Stift beschrieben hat. Hier betont sie noch einmal die vergleichsweise einfache Bauweise für eine nützliche Werkstatt direkt vor Ort.

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Dr. Manuel Zeiler (Mitte) berichtet über die Bergbausiedlung am Altenberg. Die wurde nach den bisherigen Forschungen Opfer eines Krieges, bei dem allerdings nicht einmal die Parteien bekannt sind.
Dr. Manuel Zeiler (Mitte) berichtet über die Bergbausiedlung am Altenberg. Die wurde nach den bisherigen Forschungen Opfer eines Krieges, bei dem allerdings nicht einmal die Parteien bekannt sind. © Michael Kunz

Der Sonnenberg bleibt verschlossen

Liegt diese oberhalb des Weges, geht es abwärts knapp 50 Meter zum Eingang des Sonnenberg, der allerdings an diesem Samstag verschlossen bleibt. Dafür berichten Rolf Golze und Leander Kühn über das Wiederfinden und -öffnen der Grube im 19. Jahrhundert und das Anlegen des heutigen Zugangs oberhalb des alten Stollens. Wobei der jetzige Zustand auf die Arbeit des Vereins zurückgeht. Wer einmal hinein wolle, könne ihn jederzeit ansprechen, sagt Golze und lacht: „Allerdings geht da viel auf den Knien und man sieht aus wie Sau!“ Kühn beschreibt die Ähnlichkeiten des Gesteins zu dem in Australien und Brasilien. Aus den Reihen kommt sofort der Begriff „Old Red“, was deutlich macht, wie fachkundig die Anwesenden sind. Dieser spezielle Sandstein gilt als von beträchtlicher Bedeutung für die Paläontologie und die historische Geologie und ist auch mit dem einstigen Superkontinent Laurussia verbunden.

Der Einstieg in die Grube „Sonnenberg“. Auf Wunsch werden Führungen angeboten.
Der Einstieg in die Grube „Sonnenberg“. Auf Wunsch werden Führungen angeboten. © Michael Kunz

Der weitere Weg geht zur Müsener Grube Wolf, die aktuell zur weiteren Erforschung mittelalterlicher Bergbaustrukturen freilegt wird. Auf der Strecke beantworten die Experten alle möglichen Fragen zur Geschichte des Reviers, wobei vieles auch „der Phantasie überlassen“ bleiben müsse, bedauert Rolf Golze. Umgekehrt habe sich der Kenntnisstand allein in den vergangenen 20 Jahren bereits erheblich verändert und erweitert. Die Organisatoren hoffen, von jetzt an wieder zweijährig zu einem „Berggeschrey“ einladen zu können.

Museum in Müsen: Saison beginnt am Himmelfahrtstag

Bereits am 26. Mai, also Himmelfahrt, wird nach zweijähriger Pause das Schaubergwerk des Vereins wieder eröffnen können. Die Zwangsschließung sei zur Überarbeitung und Modernisierung genutzt worden, „um viele neue Dinge einzubauen“, macht Rolf Golze Appetit auf einen Besuch.

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