Siegen. Nicht der einzige Vorwurf: Diebstähle, Körperverletzung. Immer wieder wurde der Mann ausfällig, beleidigte, drohte, so Zeugen im Siegener Gericht

Am 6. Oktober 2021, kurz nach Mitternacht, brennt ein Papiercontainer auf dem Scheinerplatz, unmittelbar vor dem Schaufenster eines Spielwarengeschäfts. Zu dieser Zeit gibt es öfter einmal Feueralarm in Siegen.

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Die Polizei ist aufmerksam, auch in jener Nacht sind Streifen unterwegs. Zwei Beamte verfolgen den Täter, den sie als Obdachlosen kennen und schon mehrfach an verdächtigen Orten gesehen haben. Sie nehmen ihn fest, löschen den Brand, der bis dahin noch klein ist. Ein Sachverständiger ist sich am Donnerstagnachmittag, 19. Mai, im Landgericht aber sicher, dass es innerhalb von Minuten auch für das gesamte Gebäude hätte gefährlich werden können.

Drohung gegen Shisha-Bar-Besitzer in Siegen, dessen Haus anzustecken

Die versuchte Brandstiftung ist eine der prägnantesten Anklagen in einem ganzen Paket, das dem 53-jährigen Angeklagten am Donnerstag vorgelesen wird. 21 Fälle stehen in den Akten, überwiegend kleine Diebstähle, die von einem Brot über Bierdosen und Schnapsflaschen bis zu Bartwachs reichen. Alles hat sich von August bis Oktober 2021 abgespielt, der Mann hat die meisten Taten auch eingeräumt. Aber nicht alles.

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Beim Feuer weiß er nicht mehr genau, „was ich gedacht habe“. Aber er sei frustriert und deprimiert gewesen, „über die Situation, in die ich mich gebracht hatte“. Zugleich ist er sich sicher, „ich wollte bestimmt kein Haus abfackeln“. Allerdings zieht sich das Thema durchaus ein wenig durch die Vorfälle. Als er Mitte August vom Besitzer einer Shisha-Bar vor die Tür gesetzt wurde, drohte er diesem, sein Haus anzustecken. „Da ist es wieder. Immer diese leeren Drohungen. Das klingt vielleicht blöd. Aber ich würde das nie machen“, versichert der Mann mit rauer Stimme, der allerdings deutlich eloquenter klingt, als es bei einer Person aus dieser Szene vielleicht zu erwarten wäre.

„Haben alle Manschetten vor Ihnen“: Mit Besenstiel oder Regenschirm geschlagen

Ein anderes Mal hatte er in einem Blumenkübel vor dem Extrablatt Briketts entzündet. Das sei am frühen Morgen gewesen, er habe sich Fleisch und Wurst erwärmen wollen, sagt der Angeklagte und verweist darauf, zu diesem Zeitpunkt bereits ohne Bleibe gewesen zu sein. Und: Da habe nichts brennen können. Bis Ende August, Anfang September hatte er im Haus Euelsbruch in Freudenberg gelebt, die Wohnung dort aber wegen seines Alkoholproblems verloren. Eine Zeugin, die ihm den Zutritt zum Haus deswegen verwehrte, soll er massiv beschimpft und bedroht haben. Wieder nickt er und beruft sich darauf, all diese Dinge nicht so zu meinen. Die Zeugin kommt nicht.

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Der Einrichtungsleiter habe sich nur höchst ungern laden lassen, stellt die Vorsitzende fest: „Die haben alle Manschetten vor Ihnen“! „Ach Unsinn“, schüttelt der Angeklagte verständnislos den Kopf. „Doch. Wegen Ihres Verhaltens“, bekräftigt Elfriede Dreisbach. Immerhin gibt es auch zwei Anklagen wegen Körperverletzung. Nach dem Verlust der Wohnung schlief er gemeinsam mit einem anderen Obdachlosen im inzwischen abgerissenen Herrengarten. Einmal soll er den anderen mit einem Regenschirm geschlagen haben, hatte allerdings auch selbst eine Platzwunde am Kopf, ein anderes Mal mit einem Besenstiel. Dazu will er nichts sagen.

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Für die Polizei ist er ein alter Bekannter. Überwiegend wird er als umgänglich beschrieben, könne aber auch aufbrausend sein. Die Verhandlung ist bis zum 17. Juni angesetzt. Durch die vielen Geständnisse könne aber auch in Sachen Zeugen „verschlankt“ werden, überlegt die Vorsitzende. Fortgesetzt wird am 7. Juni.