Siegen. Ein junger Kreuztaler klaut Haribo und Würstchen. Irgendwann reicht das nicht mehr: Er will Falschgeld online verkaufen.

Das Verhalten des Angeklagten sei „nicht so ganz professionell“ gewesen, findet Amtsrichterin Dr. Sandra Al-Deb’i-Mießner, während sie gerade einen Strafbefehl gegen einen 20-jährigen Kreuztaler erlässt.

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600 Euro soll er für einen Diebstahl und zwei Betrugsdelikte besonderer Art bezahlen, die er im Internet verübt haben soll, respektive wohl auch verübt hat. Am 19. und am 26. Juli hatte A., der am Donnerstag, 12. Mai, nicht zur Hauptverhandlung gekommen ist, beim Internetdienst Telegram gefälschte Geldscheine eingestellt. Zunächst kassierte er 20 Euro für zwei „falsche Zwanziger“. Dann waren es gleich 500 Scheine der gleichen Art, für die ein unbekannt gebliebener Käufer 60 Euro nach Kreuztal überwies.

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Einen Gegenwert gab es nicht, weil die „Blüten“ gar nicht existierten. Das laufe alles anonym, deshalb seien die Käufer nicht ermittelt worden. „Die bekämen aber auch keinen Wertersatz“, lacht die Vorsitzende, erwartet freilich auch keine Strafanzeigen.

Polizei Siegen überwacht regelmäßig Telegram

Der Angeklagte war in den Fokus geraten, weil die Polizei „Telegram regelmäßig überwache. Die kuriosen Kleinanzeigen waren aufgefallen und dadurch zumindest das Konto ermittelt worden. „Das gehörte seiner Mutter, da gab es auch eine Handynummer.“ Richterin und Staatsanwältin schütteln die Köpfe. Bei einer Durchsuchung wurde nichts gefunden, stellte sich das Ganze als reiner Betrug heraus. Glück für den Angeklagten, der sonst eine deutlich andere Strafe hätte bekommen können.

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Beide kennen den jungen Mann bereits, ebenso die Vertreterin der Jugendhilfe, zumindest aus den Akten. Da gelte er als renitent und frech und unbelehrbar. Das einzig Positive sei noch die Tatsache, dass er sich freiwillig einem früher verhängten Arrest gestellt hätte. „Aber wie die Arrestzelle hinterher aussah…“, stöhnt die Anklagevertreterin.

Haribo und Würstchen im Supermarkt geklaut

Im Dezember hat A. noch einen Diebstahl begangen, „Haribo und Würstchen“ in einem Supermarkt geklaut. Das passe irgendwie ins Bild eines jungen Menschen, der keine Lust auf Ausbildung, Arbeit oder Besserung habe., finden die Juristen bedauernd. „Ich hoffe ja immer noch, dass ich auf jemanden einwirken kann, wenn er hier sitzt“, sagt Dr. Sandra Al-Deb’i-Mießner. Oft fehle es dort an anderen Ansprechpartnern.

Allerdings habe sie am Morgen bereits zur Staatsanwältin gesagt, „das wird heute der Tag der aussichtslosen Fälle“. Bis kurz nach 10 Uhr sei es auch genauso gekommen.

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