Siegen. Paulina Hensel ist Betreiberin des Secondhand-Brautmoden-Ladens Edelweiß an der Sandstraße in Siegen – und Expertin für den schönsten aller Tage.

Diese Geschichte ist eine vom Suchen und Finden, vom Geben und Nehmen, vom Sein und Werden, von der Verwandlung. Und trüge sie eine Farbe, dann wäre das Weiß, mit einem Hauch von Rosarot. Da hat eine Frau den Menschen fürs Leben gefunden und sucht das einzig passende Kleid. Da ist ein Kleid, ein Traum aus Spitze, Stoff und Tüll und schon einmal getragen, das auf die zweite Braut wartet, mit der es einen unvergesslichen Tag verbringen möchte. Vielleicht ein wenig verändert, gekürzt oder mit einem Gürtel etwas anders akzentuiert, vielleicht mit breiterem Träger – aber immer so, dass es wie eine zweite Haut sitzt, die Frau, die es umgibt, zur Schönsten und Glücklichsten werden lässt, ihre Hochzeit zum Fest. Und: Da ist ein Kleid, das seinen Zweck erfüllt, die Braut zur Braut gemacht hat und viel zu schade ist, um in einem Schrank zu verbleichen. Es darf verkauft werden.

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Brautkleid bleibt Brautkleid, doch das eigene abzugeben, schmerzt manchmal schon sehr. Und so hilft Paulina Hense, die an der Siegener Sandstraße mit „Edelweiß“ einen Secondhand-Brautmoden-Laden betreibt, auch beim Adieu. Sie hänge dann das Kleid an den großen Spiegel im Raum und fordere die einstige Braut dazu auf, sich in aller Form von ihrem Kleid zu verabschieden.

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Andere Frauen seien weniger wehmütig, erzählt sie. „Da war vorher schon klar, dass das Brautkleid in einen Secondhand-Shop gehen soll.“ Denn das Aus-zweiter-Hand ist natürlich eine Win-win-Situation, aber zusätzlich ein Gewinn in Sachen Nachhaltigkeit. Übrigens nicht nur, was die große Robe angeht, sondern auch das Accessoire: Schleier, Schmuck und Schuhe.

Pauline Hense nimmt bei Edelweiß in Siegen nur gute Brautkleider in Kommission

Paulina Hense nimmt ein Brautkleid umso lieber in Kommission, „je frischer es ist“, je mehr es dem aktuellen Trend entspricht, und der setzt gegenwärtig auf Vintage, auf Boho und damit auf einen etwas entspannteren Style. Älter als fünf Jahre darf es nicht sein, stimmen muss auch die Qualität, denn schließlich soll das getragene Kleid tragbar sein. „Ich möchte glückliche Bräute haben“, sagt die zweifache Mutter aus Siegen, für die der eigene Laden auch ein „Baby“ ist.

Viel mehr als nur ein Traum in Weiß – Paulina Hense bietet schon einmal getragene Brautkleider zum Noch-einmal-Tragen an. Natürlich individuell angepasst!
Viel mehr als nur ein Traum in Weiß – Paulina Hense bietet schon einmal getragene Brautkleider zum Noch-einmal-Tragen an. Natürlich individuell angepasst! © Claudia Irle-Utsch

Ins Leben gerufen hat sie „Edelweiß“ gemeinsam mit ihrer leider schon verstorbenen Mutter Alwine, die Schneiderin war und von der sie mit der Zeit gelernt hat, zu sehen, wie sich Kleider ändern und auch verändern lassen. Erste Schritte mit dem Secondhand-Brautkleid-Geschäft unternahm Paulina Hense im Mütterzentrum auf der Siegener Eintracht, doch es habe sich schon bald gezeigt, dass diese Option eine zu aufwendige war. „Wir mussten die Kleider extern lagern, dann immer wieder alles auf- und abbauen.“

Wann, was und wer?

Geöffnet hat „Edelweiß Secondhand Braut- & Abendmode“ dienstags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 0176/63131040. Weitere Infos unter www.edelweiss-brautmode.de.

Gebrauchte Braut- oder Abendkleider gehen immer zunächst in die Reinigung; bei Änderungswünschen kann Paulina Hense auf den Service einer professionellen Schneiderin zurückgreifen.

Die Größen 32-46 führt Paulina Hense überwiegend, eine kleine Auswahl gibt es auch in 46+ sowie an Kleidern für schwangere Bräute (hier wären auch Änderungen möglich).

Fündig werden können bei „Edelweiß“ auch Trauzeuginnen, Brautjungfern, Schulabgängerinnen oder – auch das gab es schon – Schützenköniginnen!

So verliebten sich die beiden Frauen in die Räumlichkeiten an der Sandstraße 103, richteten sich dort ein und eröffneten im Juli 2017 das eigene Geschäft.

Viele Bilder zeigen bei Edelweiß Siegen glückliche Bräute in ihren Kleidern

Und weil ihre Mutter sich von den werdenden Bräuten stets wünschte, dass diese ihr ein Hochzeitsfoto schicken mögen, gibt es eine Vielzahl von Bildern, die zeigen, wie gut das Brautkleid aus zweiter Hand passt und wirkt. Mal auf großer Bulli-Fahrt, mal feenhaft-romantisch in ganz viel Grün oder – wie bei Franziska und Micha – beim Kuss von Waggon zu Waggon. „Mir war wichtig, kein Kleid von der Stange zu haben, sondern eine persönliche Note einbringen zu können“, erinnert sich Franziska. „Dank Paulina und ihrer Mutter hat das Kleid nach dem Umdesignen zu mir gepasst. Ich habe mich darin wohlfühlen können.“

Auf dem Sprung ins Glück: Franziska und Micha. Die Braut fand ihr Kleid bei Paulina Hense. Das strahlende Weiß leuchtet durch dezente rote Akzente an Fuß, Taille und im Haar umso mehr. 
Auf dem Sprung ins Glück: Franziska und Micha. Die Braut fand ihr Kleid bei Paulina Hense. Das strahlende Weiß leuchtet durch dezente rote Akzente an Fuß, Taille und im Haar umso mehr.  © Jaro Hense

Kommt ein Brautkleid neu ins Haus, dann schließt Paulina Hense mit der Vertragspartnerin eine Kommissionsvereinbarung ab. Der neue Preis orientiert sich am Kaufpreis, die Hälfte davon gilt als grober Richtwert. 40 Prozent verbleiben im Falle eines Verkaufs im Geschäft, 60 Prozent werden der einstigen Braut gutgeschrieben. Hat das Kleid nach Ablauf eines Jahres keine Braut gefunden, geht es zurück. „Es sei ein Kommen und Gehen an Kleidern“, sagt Paulina Hense, die in der Regel rund hundert Brautkleider im Laden vorhält. Jedes trägt ein Etikett mit der Angabe von Konfektionsgröße und Länge und mit einem Namen, der es unverwechselbar macht: Alicia, Nora, Flora …

Paulina Hense nimmt sich Zeit für die künftige Braut – bis der Wow-Effekt da ist

Wichtig ist Paulina Hense, dass sie Zeit für die künftige Braut hat. Deshalb verabredet sie sich exklusiv mit ihr – und vielleicht mit einem Elternteil, der besten Freundin, mit Bruder oder Schwester, um in aller Ruhe und ungestört genau das Kleid zu finden, bei dem sich der ersehnte Wow-Effekt einstellt. „Mir ist ganz wichtig, dass sich die Frau wohlfühlt und dann auch wunderschön“, fasst sie den Anspruch an ihre Arbeit zusammen. Es geht ihr um das Bestmögliche. Wenn es ihr gelingt, Braut und Kleid zusammenzubringen, dann mache sie das „richtig glücklich“. Und der Gedanke, dass eines „ihrer“ Kleider eine Hochzeit in den Dünen an der Ostsee veredelt oder in einer kleinen holländischen Stadt oder auch gleich nebenan, dann gibt ihr das „ein gutes Gefühl“.

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2013 hat auch sie in einem Secondhand-Brautkleid Ja gesagt. Gesucht hat sie beim Stöbern im Internet, und etwas Passendes zu finden („Ich bin ja recht groß“), war gar nicht leicht. Da war es gut, dass ihre Mutter das Kleid auf den Punkt genau ändern konnte. Mit ihrem eigenen Laden hat Paulina Hense die Plattform geschaffen, die sie selbst damals vermisst hat. Suchte sie heute ein Brautkleid, sie würde bei „Edelweiß“ fündig.