Netphen. Seit zehn Jahren züchtet Yvonne Weyandt Labradore und bereitet künftige Hundebesitzer vor. Jetzt wartet wieder ein Wurf auf neue Besitzer.
An der Wand hängt ein Bild von zwei Labradoren, das das Kind eines Kunden gemalt hat. Ein Dankeschön für die tollen Hunde, die sie von Labradorzüchterin Yvonne Weyandt bekommen haben. Insgesamt acht Vierbeiner leben im Haus der Netphenerin: Darunter außer sechs Labradoren auch zwei Möpse, die aber nicht für die Zucht bestimmt sind. „Ich wollte ursprünglich ja nur mal einen Wurf machen“, sagt Yvonne Weyandt. „Doch dann kam eine zusätzliche Zuchthündin dazu.“ Und die Nachfrage nach den Welpen war sehr hoch. Nun züchtet die 41-Jährige seit mittlerweile zehn Jahren Labradore. Jede ihrer Hündinnen bringt zwei bis drei Würfe zur Welt - insgesamt kommt sie mit allen ihren Hündinnen auf 28.
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Züchtung
Ist eine ihrer drei Zuchthündinnen läufig, merkt Yvonne Weyandt es den Rüden an: „Wenn ich sehe, die Rüden fangen an, bei der Hündin hinten zu riechen, dränge ich sie dazu, sich fernzuhalten.“ Sie achte darauf, sich stets nur um einen Wurf kümmern zu müssen: „Da ist man auch schon zeitlich eingeschränkt.“ Wenig Verständnis hat Weyandt daher für Züchter, die mehrere Würfe gleichzeitig haben: „Das funktioniert gar nicht.“ Hat sie dagegen gerade die Zeit für einen neuen Wurf, lässt die 41-Jährige den Dingen ihren Lauf und freut sich nach etwa zwei Monaten über den pelzigen Nachwuchs. Am 26. April war es wieder so weit: Die zweijährige Hündin Coco brachte sechs Welpen zur Welt, es war ihr erster Wurf.
Für die Frage, ob Rüden oder Hündinnen für die Züchtung geeignet sind, ist entscheidend, ob sie an vererbbaren Krankheiten leiden. So lässt Yvonne Weyandt im Vorfeld jede Hündin und jeden Rüden auf Krankheiten wie Hüftgelenksdysplasie, eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, prüfen. Darüber hinaus, sagt die Netphenerin, sei es gut, wenn sich Hundezüchter auf eine Rasse beschränken: „Ich würde mich niemals trauen, Möpse zu züchten“, verrät Weyandt.
Aufzucht
Für die kleinen Labradore hat Yvonne Weyandt ein volles Programm in Petto, damit diese in der achten oder neunten Lebenswoche gut vorbereitet in ihre neuen Familien kommen: „Da bin ich extrem pingelig.“ Ein Chip bewahrt die Hunde davor, verloren zu gehen. Mit der vollständigen Entwurmung und Impfung bekommen die Welpen zudem den größtmöglichen Schutz gegen Krankheiten. Der Tierarzt stellt den Welpen schließlich ein Gesundheitszeugnis aus.
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Ab der dritten Woche bekommen die Vierbeiner jeden Tag ein und die selbe CD vorgespielt. Inhalt: Unterschiedliche Geräusche aus dem Alltag – Straßenverkehr, Gewitter und Silvesterfeuerwerk etwa. Außerdem werden sie an Staubsauger und das regelmäßige Autofahren gewöhnt. Stubenreinheit und das Spazieren gehen im Wald und auf Wiesen werden ebenfalls geübt. Ihre Motorik üben die wenige Wochen alten Labradore an einer ganzen Reihe von „Trainingsgeräten“: Bällebad, Wippe, Wackelbrett und das Laufen durch einen Tunnel sorgen dafür, dass sich die Labradore schnell an den Alltag ihrer neuen Familien gewöhnen.
Der Erfolg ihrer „Ausbildung“ hat sich bereits herumgesprochen: „Eine Hundetrainerin aus Olpe hat mir gesagt: ‘Der Hund ist aber charakterstark, der kennt ja schon alles’“, erzählt Yvonne Weyandt. Herangezogen werden die Labradore nicht nur zum Familienhund. So wurden mehrere ihrer Zöglinge als Blindenhunde ausgebildet, andere in der Schule oder im Altenheim eingesetzt. Ihr jeweiliges Temperament entscheidet darüber, ob die Labradore für den Einsatz im Umfeld von Senioren infrage kommen: Sie müssen ruhig bleiben und dürfen niemanden anspringen. Ebenso, erläutert die 41-Jährige, ist „auch nicht jeder Hund als Blindenhund geeignet“.
Die neue Familie
Steht ein neuer Wurf in Aussicht, kündigt Yvonne Weyandt dies frühzeitig auf ihrer Internetseite an. Zusagen von Interessenten hat sie bereits – sogar aus Schweden. Mittlerweile sei die Nachfrage wieder gesunken, doch zu Beginn der Pandemie sei diese sehr hoch gewesen: „Von morgens bis abends ging das Telefon. Jede Familie, die herkam, wollte einen Hund“, erinnert sich die Netphenerin. Dabei hat sie einen genauen Blick darauf, wer von ihr einen Welpen bekommt: „Das Problem ist meistens nicht der Hund, sondern am Ende der Leine.“ Wenn Yvonne Weyandt beim Gespräch mit den Interessenten merkt, es „harmoniert nicht so ganz“, erteile sie auch schon mal eine Absage – und ernte dafür nicht immer Verständnis: „Die werden dann ausfällig.“
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Nicht nur bildet die Netphenerin die Welpen aus, auch die zukünftigen Hundebesitzer werden von ihr in die Pflicht genommen, sich wiederum mit Labradoren auseinanderzusetzen. Dafür bekommen sie eine Mappe mit allen notwendigen Informationen zu dieser Hunderasse. Die sollte auch durchgearbeitet werden, denn Yvonne Weyandt stellt am Ende einen schriftlichen Test mit zehn Fragen. Nicht alle müssen richtig beantwortet sein, versichert die 41-Jährige, sie wolle lediglich sicherstellen, dass sich die Interessenten mit den Labradoren auch wirklich beschäftigt haben. Ein häufig begangener Fehler: Hundebesitzer belasten die Welpen zu stark. Bis zum siebten Monat sollten junge Hunde keine Treppen laufen, nicht ins Auto springen und keine langen Spaziergänge absolvieren. Yvonne Weyandts Faustregel: Fünf Minuten pro Lebensmonat.
Holen die Hundebesitzer ihren Labrador ab, gehen sie nicht mit leeren Händen: Hundeleine, Spielzeug, Futterdummy, Kausticks, Leckerchen samt Leckerlitasche sowie ein 10-Kilo-Sack Futter gehören zu dem Starterset, das Yvonne Weyandt mitgibt. Darüber hinaus richtet sie pro Wurf eine Whatsapp-Gruppe ein, in der sich die Besitzer austauschen können und regelmäßig Fotos schicken. Nach vier Wochen steht ein Besuchswochenende an, bei dem sich die Züchterin ein Bild davon machen will, wie es den Hunden in der neuen Familie geht.
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Wie groß der Aufwand ist, den sie um ihre Züchtung von Labradoren betreibt, ist Yvonne Weyandt bewusst: „Wenn ich etwas mache, dann will ich voll dahinter stehen. Da bin ich sehr pingelig. Das machen aber auch die wenigsten Züchter.“
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