Siegen/Olpe. Im Ukraine-Krieg rückt das Thema nach hinten – Corona macht aber der Wirtschaft in Siegen und Olpe durch hohe Personalausfälle massiv zu schaffen

Die offiziellen Corona-Zahlen sind derzeit zwar rückläufig, verharren aber weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das Robert Koch-Institut RKI sieht den Gipfel der aktuellen Corona-Welle als „wahrscheinlich erreicht“. Doch der Infektionsdruck sei weiterhin „sehr hoch“. Diesen Druck spüre auch die heimische Wirtschaft, betont IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener: „Die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe verzeichnen durch kranke Beschäftigte und Angestellte in Quarantäne derzeit sehr hohe Personalausfälle.“

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Gerade dort, wo Homeoffice nicht oder nur schwer umsetzbar ist, schlage die Corona-Betroffenheit besonders stark durch, so Gräbener weiter: Vor allem die Bauwirtschaft und Teile der Industrie litten darunter. Laut einer IHK-Blitzumfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie, an der sich in den vergangenen Tagen knapp 500 Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungen beteiligten, verzeichnen derzeit drei Viertel der Unternehmen aus Siegen-Wittgenstein und Olpe wegen der hohen Infektionszahlen vermehrte Personalausfälle.

Fast ein Drittel der Siegen-Wittgensteiner Unternehmen mit gestörten Geschäftsabläufen

Eine vergleichsweise geringere Betroffenheit melden das Gastgewerbe (42 Prozent), der Großhandel (56 %) und der Einzelhandel (61 %), während die beschäftigungsstarke Industrie mit 80 Prozent die stärksten Belastungen zu schultern habe. IHK-Referatsleiter Stephan Häger: „Der Krieg in der Ukraine und dessen gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen überschatten derzeit alles andere und rücken Corona in der öffentlichen Diskussion und Wahrnehmung ein Stück weit in den Hintergrund.“ Aber nach wie vor beträfen die Auswirkungen der Omikron-Welle zahlreiche Unternehmen aus der Region. 29 % der befragten Unternehmen geben an, dass ihre Geschäftsabläufe durch die Personalausfälle gestört sind.

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Neben exorbitant hohen Energie- und Rohstoffpreisen, fehlenden Vorprodukten sowie brüchigen Lieferketten sei dies ein weiterer Hemmschuh für die Wirtschaft, betont Häger: „Besonders die Industrie (33 %) und die Unternehmen im Baugewerbe (32 %) berichten über nicht mehr reibungslos funktionierende Betriebsabläufe.“

Zur Frage der Quarantäneregeln sind die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein gespalten

Zur geltenden Quarantäneregeln aufgrund des zumeist harmloseren Verlaufs der Omikron-Variante gibt es keine deutliche Positionierung. 53 % der Firmen halten die gesetzlichen Vorgaben weiterhin für sinnvoll, so die IHK, 47 % plädieren für die vollständige Aufhebung. Wenn trotz massiver Personalausfälle mehr als die Hälfte der Unternehmen die geltenden Quarantäneregeln weiterhin für sinnvoll und notwendig erachtet, zeige dies, wie ernst diese Betriebe das Virus nach wie vor nehmen.

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In der Bauwirtschaft und im Gastgewerbe ist demgegenüber der Wunsch nach einer raschen Rückkehr zur Normalität am größten: Hier sind die Unternehmen mehrheitlich der Auffassung, die gesetzlichen Vorgaben gehörten vollständig aufgehoben. Klaus Gräbener: „Die heimische Wirtschaft ist beim Thema Corona einmal mehr gespalten. Für den Gesetzgeber bleibt es sehr schwierig, bei den stark divergierenden Meinungen in der Wirtschaft eine von allen Unternehmen akzeptierte Grundlinie zu definieren. Im Grunde kann er es nur falsch machen!“