Geisweid. Bäckel bis Riewekoche: Familie Frank am Geisweider Friedrichsplatz backt in der dritten Generation so gut, dass durchaus auch mal ausverkauft ist
- Seit 1886 wird am Standort Friedrichsplatz in Geisweid gebacken
- Familie Frank betreibt die Bäckerei seit 69 Jahren – inzwischen in dritter Generation
- Das Schwarzbrot ist inzwischen in Siegen und dem Siegerland legendär
Familie Frank betreibt am Geisweider Friedrichsplatz schon in dritter Generation eine Bäckerei . Es duftet angenehm nach frischen Backwaren im Geschäft der Familie Frank. Nach Bienenstich, Streuselkuchen, Apfelstrudel und vor allem nach frischem Brot. Das genießt einen so guten Ruf, dass Kunden von weither kommen, um hier einzukaufen. Und nicht selten hört man später am Tag aus dem Mund einer Verkäuferin: „Das ist gerade ausverkauft.“
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Betrieb in Geisweid besteht seit 1886
Seit 1886 wird hier gebacken“, sagt Seniorchef Hartmut Frank, „und seit 69 Jahren von unserer Familie.“ Hartmut Franks Vater Günter hatte 1953 die alte Geisweider Bäckerei Hambloch am Friedrichsplatz übernommen. 1977 entschloss er sich, das in die Jahre gekommene alte Haus abzureißen und an gleicher Stelle komplett neu zu bauen. Mit modernster Backstube und einer geräumigen Wohnung. Als Ausweichquartier wurde für anderthalb Jahre der gegenüber auf dem Grundstück der heutigen Sparkasse gelegene alte Gasthof Kreuz gefunden. Die Neueröffnung an alter Stelle fand im Februar 1979 statt. Seitdem ist auch Hartmut Frank mit dabei, der mit seiner Frau Heike und den dann geborenen Kindern die geräumige Wohnung im gleichen Haus bezog.
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Der nächste große Umbau erfolgte vor zehn Jahren. Da ergänzte Familie Frank die Bäckerei um ein Café mit Mittagstisch, das von allen Gästen hervorragend angenommen wird, zumal man bei passendem Wetter auch wunderbar im Freien sitzen kann.
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Seit zwei Jahren ist Peter Frank der Chef
Der nächste Generationenwechsel war vor zwei Jahren fällig. Hartmuts Sohn, Bäckermeister Peter Frank, trägt nun die Hauptverantwortung in der Backstube und im Verkauf ist seine Frau Julie ebenso wichtig geworden wie es Heike Frank jahrzehntelang vorher war. Auch Tochter Julia, die in namhaften Konditoreien auf Norderney und in München wertvolle berufliche Erfahrungen sammelte, stand bis vor zwei Jahren ebenfalls hinter der Verkaufstheke, macht aber eine berufliche Pause: Sie ist inzwischen dreifache Mutter. Vater Hartmut weiß aber zu berichten, dass sie schon sehr ausgereifte Pläne für einen beruflichen Wiedereinstieg hat. Und so ganz hat er sich selbst, obwohl mit 67 Jahren schon im Pensionsalter, noch nicht aus der Backstube verabschiedet: „Ich bin immer hier, wenn ich gebraucht werde.“
Kompakt
Gegründet 1953Mitarbeiter: 9 in Vollzeit, 5 in TeilzeitFriedrichsplatz 7, GeisweidÖffnungszeiten: dienstags bis freitags 6 bis 18, samstags bis 13 Uhr. Sonntag und Montag geschlossen
Vieles hat sich in den 43 Berufsjahren von Hartmut Frank verändert. Zum Beispiel die Brotsorten: „Früher gab es vor allem Misch-, Beutel- und Schwarzbrot und den süßen Stuten. Heute bieten wir rund 20 verschiedene Sorten an, darunter zwei Vollkornbrote.“ Am allerbesten geht schon immer ihr Schwarzbrot. Bestimmte Backspezialitäten gibt es aber nur täglich: So ist Donnerstag der Bäckeltag und am Freitag wird der legendäre, mit rohen Kartoffeln hergestellte Reibekuchen verkauft.
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Ausschließlich Natursauerteig
Was sich in all den Jahren nie verändert hat, ist die handwerkliche Sorgfalt in der Backstube. Dort verwenden die Franks ausschließlich Natursauerteig, der immer am Vortag angesetzt wird. Überwiegend von Hand geformt, passen bis zu 120 Brote in den Ofen und werden dann nach einer Backzeit von 45 bis 60 Minuten wieder herausgeholt. Vor allem am Wochenende laufen die Öfen buchstäblich heiß: Denn neben den Broten und den unterschiedlichen Brötchen-Variationen kommen dann noch besonders viele Blechkuchen, Teilchen und Torten dazu. Und sollte wirklich mal etwas nicht verkauft werden? Darüber freuen sich dann die Schafe, Ziegen und Schweine auf dem Hof in Meiswinkel, den Tochter Julia und ihr Mann bewirtschaften.
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Kurze Nächte, selten Feste, kein Fußball
Bäckermeister Hartmut Frank verschweigt nicht, dass sein Beruf eine besondere Herausforderung darstellt, vor allem, was den Tagesverlauf angeht. Das heißt nachts um 2 raus aus dem Bett, um 3 in der Backstube stehen und bis 11 arbeiten. Hartmut Frank hat das Glück, im gleichen Haus zu wohnen und dann drei bis vier Stunden schlafen zu können - doch nie, ohne vorher noch die Tageszeitung gelesen zu haben. Um 17 Uhr muss der Natursauerteig angesetzt werden. Um spätestens 22 Uhr ist sein Tag und nach vier Stunden Schlaf seine Nacht zu Ende. Das hatte natürlich Auswirkungen auf sein privates Leben: „Feiern und Feste gingen höchstens am Samstag.“ Inzwischen hat die Bäckerei Frank am Montag einen weiteren Ruhetag eingeführt. Sein geliebtes Hobby, Fußball beim SV Setzen zu spielen, hat er aufgegeben, als er das Geschäft übernahm. Auch Sohn Peter hatte es als talentierter Fußballer bis in die 1. Mannschaft des VfL Klafeld-Geisweid gebracht, aber seine Laufbahn aus den gleichen beruflichen Gründen wie sein Vater schon früh beendet.
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Aber die Freuden eines Bäckers überwiegen: Spätestens dann, wenn sie sehen, wie viele Menschen in den Laden kommen und sich an ihren Backwaren erfreuen. Und auf eins können sich die Franks immer verlassen: ihre Familie. Und vielleicht auch darauf bauen, dass die nächste Generation schon da ist. Enkel Raffael geht noch in den Kindergarten.
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