Siegen. Der Intercity über Siegen wird nicht akzeptiert, sagt der VCD. Die Debatte über Ausfälle und Verspätungen erreicht nun auch den politischen Raum.

„Ernüchternd“ seien die Erfahrungen mit der neuen Intercity-Linie über Siegen, stellt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) fest. Im Dezember war die Verbindung im Zwei-Stunden-Takt nach Frankfurt und Dortmund eingeführt worden, einzelne Züge fahren auch nach Münster und Norddeich. Zuletzt hatte die Deutsche Bahn angekündigt, bei größeren Verspätungen den Hauptbahnhof in Siegen auszulassen und statt dessen nur in Siegen-Weidenau zu halten (wir beichteten). „Für die Reisenden, die in Siegen einsteigen wollen, bedeutet das nichts anderes als den Ausfall des Zuges.“ Betroffen seien auch Fahrgäste des Nahverkehrs, da die Intercitylinie in vielen Fällen zwischen Siegen und Letmathe den Regionalexpress ersetzt.

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Die Qualitätsstandards der Deutschen Bahn Fernverkehr und des für den Nahverkehr verantwortlichen Zweckverbands (NWL) würden „weit verfehlt“, kritisiert der VCD. Reisende, die nach der Fahrt mit dem Intercity noch weitere Anschlusszüge erreichen wollen, müssten frühere Züge nehmen und damit auf den IC verzichten, um nicht auf halber Strecke hängen zu bleiben.

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Manchmal ist schon in Bad Nauheim Endstation

Häufig sei als Ursache von „Reparaturen am Zug“ oder vorausfahrenden Zügen zu lesen. Als Konsequenz treten dann „Verspätungen aus voriger Fahrt auf“. Auch der Einfluss unzureichend geplanter Baumaßnahmen konnte beobachtet werden. Gelegentlich erreichen die Züge Frankfurt nicht und kehren statt dessen bereits in Bad Nauheim wieder um.

Selbst am Freitagnachmittag nur gering ausgelastet

Dass die Strecken, auf denen der IC verkehrt, keine ausreichende Kapazität aufweisen, oder auch vorhersehbare Baumaßnahmen hätten bei bereits bei der Planung der Line berücksichtigt werden müssen, meint der VCD. Der Misserfolg des Intercity falle in eine Zeit, in der es für die Bahnunternehmen darum gehen sollte, nach der Coronazeit Fahrgäste zurückgewinnen. Das erklärte Ziel der Politik bestehe sogar darin, die Fahrgastzahlen in den kommenden Jahren noch erheblich zu steigern.

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Mit der momentan erreichten Qualität sei aber zu befürchten, dass die Intercitylinie eher noch zu einem Rückgang der Fahrgastzahlen führt. Die Tatsache, dass selbst am Freitagnachmittag im IC eine geringe Auslastung erwartet wird, während die meisten IC-und ICE-Linien in dieser Zeit mittel bis hoch ausgelastet sind, sei „ein deutliches Indiz für die fehlende Akzeptanz des Angebots“.

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Zurück zu alten Regionalexpress-Linien ab Siegen

Um wieder zu einem verlässlicheren Fahrplanangebot zu kommen, schlägt der VCD in Siegen vor, so schnell wie möglich zum früheren Fahrplan zurückzukehren. Die dann alternativ verkehrenden Regionalexpresslinien nach Essen und Gießen hätten sich bisher durch eine gute Pünktlichkeit und Verlässlichkeit ausgezeichnet.

Grüne: Intercity muss „absolut pünktlich und verlässlich“ sein

Die Grünen-Kreistagsfraktion greift das Thema in einer Anfrage im Ausschuss für Wirtschaft, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur auf, der am Mittwoch, 18. Mai, tagt. Konkret soll die Verwaltung mitteilen, was sie tut, damit der Siegener Hauptbahnhof weiter durch den IC bedient wird, ob es Ersatzzüge gibt, wann es zu einem Stundentakt kommt und „ob Überlegungen anstehen, den IC 34 wieder ‘einzustampfen’?“ Fraktionschef Thomas Börger: „Es muss möglich sein, dass die Zugverbindung absolut pünktlich und verlässlich ist. Gerade als Alternative zur A 45 und der Sperrung der Rahmedebrücke in Lüdenscheid ein absolut wichtiges Thema für unsere Region.“ Pendler und Umsteiger auf die Bahn würden mit den aktuellen Ausfällen und Verspätungen verprellt.

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