Siegen. Das etwas andere Theater in Siegen: Die Bruchwerk-Leute haben auch in diesem Sommer wieder einiges vor.

Vor drei Jahren öffnete sich im Bruchwerk erstmals der Theatervorhang. Die Idee, ein etwas anderes Theater in Siegen zu eröffnen, das für Kreativität und frische Konzepte steht, hatte Milan Pešl schon länger. Doch es dauerte nahezu zwei Jahre, bis die Voraussetzungen dafür erfüllt, alle Vorbereitungen abgeschlossen waren und die erste Premiere starten konnte.

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Der Ort: Mitten in Siegen

Theater mitten in Siegen: Dafür die richtigen Räume zu finden, war keine leichte Aufgabe. Milan Pešl: „Die Siegbergstraße war nicht unsere erste Wahl. Wir hatten auch Augen auf andere Immobilien geworfen, etwa die Alte Post oder das frühere Central-Kino, wo ich in meiner Jugend als Kartenverkäufer und Filmvorführer gearbeitet habe. Doch die waren anderweitig vergeben.“ Der Vorteil des aktuellen Standorts im Zentrum der Oberstadt, in dem vorher ein Modegeschäft zu Hause war: Die Räume waren flach und leer, die Zuschauer können dicht an die Spielfläche heranrücken.

Termine

Die nächsten Vorstellungen (Auswahl):

13. Mai, 9. und 17. Juni, 19.30 Uhr: „Falscher Hase“

4. , 15., 23. Juni, 19.30 Uhr: „Einfache Leute“ von Anna Gschnitzer

26. Juni, 19.30 Uhr : „Leiber“, eine „Nichtkammeroper“

Das Team: Milan Pešl, Tim Lechthaler, David Penndorf

Milan Pešl, in Gosenbach aufgewachsen und als Schüler des Gymnasiums auf der Morgenröthe durch seinen theaterbegeisterten Deutschlehrer Lothar Naumann erstmals vom Theater infiziert, war nach seinem Schauspielstudium in Hamburg etwa 20 Jahre lang auf den Bühnenbrettern zu Hause. Nach drei Jahren am Theater in Bruchsal gehörte er mehr als zehn Jahre lang zum Ensemble des Gießener Stadttheaters. Ein Theaterabend wird ihm unvergessen bleiben: „Bei meiner ersten großen Rolle im „Woyzek“ stand Lothar Naumann am Eingang und hat mir zu meiner Leistung gratuliert.“

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Tim Lechthaler, der für die Geschäftsführung des Bruchwerk verantwortlich ist, war als Schüler auch auf der Morgenröthe, allerdings eine Reihe von Jahren später. Er hatte zunächst einen anderen Berufswunsch und studierte an der Uni Siegen Deutsch und Philosophie auf Lehramt. Erste Bühnenerfahrungen bekam er über die Theatergruppe „tollMut“.

Dessen Leiter David Penndorf komplettiert das Bruchwerk-Leitungsteam. Er ist als künstlerischer Chef des Werkstatttheaters für die Produktionen zuständig, bei denen nichtprofessionelle Theaterbegeisterte ihr schauspielerisches oder technisches Talent beweisen können.

Start und Neustart

„Wir hatten im ersten Jahr unseres Bestehens eine Auslastung von 75 Prozent“, sagt Milan Pešl. Theaterkenner wissen: Jede Bühne in mittelgroßen bis großen Städten würden mit einem solchen Ergebnis glücklich sein. Die Pandemiepause jedoch machte das Bruchwerk-Team zunächst ratlos und verzweifelt. „Es sind viele Tränen geflossen und wurde viel gebrüllt“, verrät Milan Pešl. Neue Konzepte wurden ausprobiert, manches funktionierte, anderes nicht. „Beim Streaming etwas abzufilmen bringt nichts, man muss eine neue Nähe schaffen“. Und das klappte vor allem beim Ein-Personen-Stück „Lenz“ beeindruckend.

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Als die Theater genau vor einem Jahr unter vielen Auflagen wieder öffnen durften, kamen die Besucher zunächst sehr zögerlich. „Manchmal waren gerade mal 15 Zuschauer im Raum“, sagt Tim Lechthaler und betont, dass gerade in diesen schweren Zeiten alle Förderzusagen eingehalten worden sind. Und als dann Erfolgsproduktionen wie „Falscher Hase“ oder „Dunkel“ auf dem Spielplan standen, kamen die Zuschauer wieder und damit war die Lust auf das Theater zurück.

Förderer und Mäzenatentum

Pešl und Lechthaler sind glücklich, dass „ihr Theater“ so große Anerkennung erfährt. Auch finanziell: Etwa durch die verlässlich von der Stadt Siegen zugesagten 50 000 Euro jährlich und auch die Zuschüsse des Kreises Siegen und des Landes NRW. Doch genauso wichtig ist ihnen, dass die Repräsentanten von Stadt, Kreis, Land, angefangen vom Bürgermeister Mues, Stadtrat Arne Fries, Landrat Andreas Müller… regelmäßige Gäste des Theaters sind. Dabei ist Jens von Heyden vom Kulturbüro ein wichtiger Berater geworden und auch der zukünftige Intendant des Apollo hat sich schon gemeldet. Doch dem Bruchwerk-Team sind die vielen privaten Förderer ihres Theaters mindestens genauso wichtig und schätzt ihre großzügige Verlässlichkeit.

Lebendiges Theater

Die Theatermacher sind voller Pläne, so vor allem auch, die regionale Musikszene noch häufiger auf ihrer Bühne zu Gast zu haben. Doch stoßen sie auch an Grenzen. „Wir sind bestens ausgelastet, unsere Bühne ist täglich 8 Stunden lang belegt“, sagt Tim Lechthaler. Der Grund: „Auch andere Theatergruppen wollen bei uns proben und spielen und wir bieten viele Workshops an.“ Im Juli geht es dann auch nach draußen. Aufgeführt wird „Julia und Romeo“ frei nach William Shakespeare. Zunächst auf dem Platz am Unteren Schloss, danach bei einer Tournee in verschiedenen Orten der Region: Die Schauspieler werden ihre Kunst ganz Open Air auf der Ladefläche eines Trucks präsentieren.

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