Siegen. Das tollMut-Ensemble feiert im Bruchwerk-Theater Siegen eine turbulente Premiere mit Peter Shaffers „Komödie im Dunkeln“. Es gibt weitere Termine.
Brindsley Miller ist ein aufstrebender Künstler - und ein großer Blender. Das zeigt er eindrücklich, als er anlässlich einer Ausstellung alle heruntergekommenen Möbel aus seiner Wohnung schafft, in der die Vernissage stattfinden soll, und stattdessen die Designerstücke eines Nachbarn hereinholt, den er im Urlaub wähnt. Auf diese Weise will Miller vor allem eine kunstliebende Millionärin beeindrucken, die ihren Besuch angesagt hat. Dass ausgerechnet jetzt der Strom ausfällt, der Nachbar aber früher zurückkommt, ist der Startschuss von Verwicklungen, die verworrener nicht sein können – und das tollMut-Ensemble vor große Herausforderungen im Bruchwerk Theater in Siegen stellt.
Dafür hat David Penndorf vom Bruchwerk Theater Mitte Oktober ein Casting gestartet, denn man brauchte nicht nur Schauspieler sondern auch ein Team, das weitgehend unsichtbar, aber wirkungsvoll, hinter der Bühne agiert. 35 Theaterbegeisterte konnten so gewonnen werden. Die meisten von ihnen hatten schon bei anderen tollMut-Projekten mitgewirkt, immerhin 14 aber waren erstmals dabei. Ganz wichtig war: Die ambitionierten Amateure konnten sich bei der Erarbeitung des auch technisch nicht ganz leichten Stückes immer auf die Erfahrung des Regisseurs David Penndorf und der anderen Profis des Bruchwerk verlassen.
Siegen: Wochenlange Probenarbeit im Bruchwerk Theater mit tollMut-Ensemble
Das Ergebnis von wochenlanger Probenarbeit: Ein Stück voller Turbulenzen. Denn Brindsley Miller (Tobias Aschenbrenner) hat nicht nur seiner biederen, aber treu zu ihm stehenden Verlobten Carol (Fabienne Lichtenberger) die Ehe versprochen, sondern auch noch mit Clea (Clara-Sophie Wolferseder) ein anderes heißes Eisen im Feuer: Ein blondes Schmuckstück, mit der er eine langjährige erotische Beziehung pflegte, und die ausgerechnet an diesem Abend in seiner Wohnung auftaucht und ihn ratz-fatz ins Lotterbett zieht. Sehr zum Unwillen des Nachbarn Harold Gorringe (Alina Sophie Schäfer), dessen Möbel sich Miller ausgeliehen hatte. Dass dieser auch mehr als nur nachbarliche Gefühle für den Künstler hat, sei nur am Rande erwähnt.
Auch Carol hat Verstärkung mitgebracht: Ihren Vater (Charlin Sophie Lüttger), einen Militärkopf, wie er im Buche steht, der seine Tochter „Pummelchen“ nennt und dem der Verlobte der Tochter ein Dorn im Auge ist. Fast über allem stehend oder schwankend, weil meist betrunken: Miss Furnival (Anne Stötzel-Rinder). Sie hat sich für die Ausstellung ordentlich aufgedonnert, doch sie interessiert vor allem, dass ihr Schnapsglas immer gut gefüllt ist.
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Und dann kommt sie: Die vermeintliche Millionärin mit russischem Namen und ihrer Vorliebe für zeitgenössische Kunst (Katalin Herres). Und ihr Kunstverständnis beweist sie sofort im Gespräch mit Brindsley Miller. Er: „Kunst muss man fühlen.“ Sie: „Ihr Werk ist wie eine leidenschaftliche Umarmung“.
Spiele mit Licht
Die Komödie im Dunklen, deren Uraufführung 1965 im National Theatre in London stattfand, erzielt ihre Wirkung auch durch eine geniale Idee des Autors Peter Shaffer, die er aus der Pekingoper entliehen hat: Die Bühne ist hell, wenn sie für die Schauspieler im Dunkeln liegt, und dunkel, wenn im Stück das Licht angeht.Die weiteren Termine im Bruchwerk-Theater: 22., 24., 28. und 29. Januar, jeweils 19.30 Uhr.
Doch die Dame ist nur die Mitarbeiterin des E-Werks und soll den Kurzschluss beheben. Dass die reiche Dame Georgina Gudonov (Laura Kölsch) schließlich doch noch auftaucht, kann die Lage des Möchtegernkünstlers auch nicht mehr retten. Der sitzt nach seinem falschen Spiel dort, wo man ihn hin wünscht: Zwischen allen Stühlen.
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Der lange, laute Beifall belohnt eine beeindruckende Ensemble-Leistung auf und hinter der Bühne und ein technisches Rund-um-Paket, das mit jedem Profitheater mithalten kann. Die Besucher der noch folgenden vier Aufführungen können sich freuen.
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