Unglinghausen. Stadtbrandinspektor Sebastian Reh mahnt die Unglinghausener: Wenn die Freiwilligen auf einmal weg sind, hat das teure Konsequenzen.

Da kommt einiges zusammen: Die Unglinghausener Feuerwehr ist im Ernstfall erst einmal eine ganze Zeit allein – es dauert halt, bis Verstärkung in den von Netphen aus abgelegenen Ortsteil an der Kreuztaler Stadtgrenze kommt. Die mit 28 Aktiven vergleichsweise starke Löschgruppe arbeitet unter widrigen Bedingungen: Das Gerätehaus Unglinghausen habe bei der stadtweiten Überprüfung „am schlechtesten abgeschnitten“, berichtet Netphens Feuerwehrchef Sebastian Reh: „Die Sicherheitsmängel sind gravierend.“ Und dann auch noch das: Über den geplanten Ausbau des Gerätehauses wird auf der Bürgerversammlung stundenlang gestritten. So lange, dass der Feuerwehrchef mahnt, „mit großem Herzen an die freiwillige Feuerwehr zu denken“. Denn sonst muss die Stadt eine hauptberuflich besetzte Wache mit mindestens 32 Feuerwehrbeamten einrichten und diese entsprechend teuer bezahlen.

Die Auffahrt auf die schnell befahrene Landstraße durch Unglinghausen ist steil.
Die Auffahrt auf die schnell befahrene Landstraße durch Unglinghausen ist steil. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Die Lage: In Unglinghausen bilden Bürgerbegegnungsstätte, Turnhalle und Feuerwehrgerätehaus einen über 40 Meter langen Komplex an der L 729. Ursprünglich war das die – immer wieder einmal angebaute – Talschule. Mittendrin: die Feuerwehr mit einer steilen Auffahrt zur Straße und einer Garage, in der das Fahrzeugdach nur bei vorsichtigstem Rangieren nicht gegen die Decke schrammt. Wer die Wagentür ganz öffnet, donnert gegen die Wand – dass ausgerechnet der Kreisbrandmeister nach seinem Ortstermin mit einer Schürfwunde versorgt werden musste, dürfte die Beurteilung nicht verbessert haben. Das nächste Fahrzeug wird noch größer – das passt dann gar nicht mehr.

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Gebäude wird ausgehöhlt

Der Plan: Dennis Päulgen, Architekt im Rathaus, weiß von Anfang an, dass sein Plan keinen leichten Stand hat, „nachvollziehbar“: Damit die Garage höher und breiter werden kann, werden nicht nur Seitenwände, sondern auch die Decke entfernt. „Wir höhlen das Gebäude aus.“ Zwei Räume der Bürgerbegegnungsstätte im Obergeschoss nimmt die Feuerwehr zusätzlich in Anspruch, von einem bleibt nur eine Galerie über der Garage übrig. Die Bühne der Turnhalle wird Teil der Garage, zum Geräteraum wird ein neuer Eingang, zum Obergeschoss eine Außentreppe neu angelegt. Und schließlich die Bodenplatte um einen halben Meter angehoben, um die Ausfahrt weniger steil zu machen. „Sehr komplex“, sagt Päulgen, „aber es gibt eigentlich keine Option, das anders auszuführen.“

Die erste Bürgerversammlung seit dreieinhalb Jahren: Über mehrere Stunden wird intensiv diskutiert.
Die erste Bürgerversammlung seit dreieinhalb Jahren: Über mehrere Stunden wird intensiv diskutiert. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Die Debatte: Ein Neubau vielleicht? Fragt Bernd Bruch. „Der würde wesentlich teurer“, warnt Beigeordneter Andreas Fresen. Zwei Millionen Euro sind für das neue Gerätehaus im oberen Siegtal eingeplant, vorerst nur 600.000 für Unglinghausen. Sebastian Reh kennt den diskutierten Standort am Ortseingang aus Richtung Eckmannshausen: Feuerwehrleute vom anderen Ende des Dorfes brauchen dorthin länger, entsprechend später rückt das Löschfahrzeug aus. „Ein Feuerwehrgerätehaus gehört in die Ortsmitte.“

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Neubau ist keine Alternative

Es gibt weitere Vorschläge: eine Wagenhalle auf der anderen Straßenseite, „auf dem Friedhof ist ja viel Platz“. Oder eine Garage direkt an der Straße – diese Idee hat die Löschgruppe selbst entwickelt: „Wir haben da viel ehrenamtliche Arbeit reingesteckt“, berichtet der neue Löschgruppenführer Marcel Otto, „und dafür nicht einmal ein Dankeschön bekommen.“ Sebastian Reh weist alle Vorschläge zurück, bei denen Garage und Gerätehaus nicht integriert sind: Die Wehrleute müssen schnell einsteigen können – und das Löschwasser an Bord darf auch nicht einfrieren. Kaum vorstellbar auch, dass das zur Fahrtrichtung abgestellte Fahrzeug unter Umständen erst einmal eine 180-Grad-Kehre auf der stark befahrenen Landstraße hinbekommen muss.

Andreas Fresen, Paul Wagener und Sebastian Reh (von links) stellen sich der Diskussion mit den Unglinghausenern.
Andreas Fresen, Paul Wagener und Sebastian Reh (von links) stellen sich der Diskussion mit den Unglinghausenern. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Jörg Roth, Vorsitzender des Bürgervereins und UWG-Stadtverordneter, nennt den Plan „unsäglich“ und „hellen Wahnsinn“, kritisiert vor allem den Informationsfluss: „Über Alternativen kann man mit der Verwaltung nicht reden.“ Bernd Bruch kritisiert, dass der TuS Unglinghausen nicht gefragt worden sei. „Dann müsste ich ja auch jedes Goldhochzeitspaar fragen“, erwider Bürgermeister Paul Wagener – eben alle Nutzer der Turnhalle.

Gesucht wird Standort während der Bauzeit

Friedhelm Ziegler sieht den Bestand des Bürgervereins gefährdet, der Bürgermeister glaubt das nicht: „Ich bin überzeugt, dass der Bürgerverein eine gute Zukunft hat.“ Löschgruppenführer Marcel Otto dämpft die Erregung: „Wir sind froh, dass sich was tut.“ Gesucht wird jetzt ein Standplatz für die Feuerwehr während der Bauzeit.

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