Krombach. Ministerpräsident legt einen Stopp in Krombach ein – für die Siegen-Wittgensteiner CDU und ein Umweltthema.

Viel Zeit hat der Ministerpräsident nicht – weil er gleich noch im Bergischen Land erwartet wird, liegt der Termin in Krombach, unweit der Auffahrt zur A 4, genau an der richtigen Stelle. Für seine Parteifreunde ist der Besuch wichtig – das beweisen sie durch geballte Präsenz: Alle Stadt- und Gemeindeverbände sind vertreten, die Kreistagsfraktion, die kommunalpolitische Vereinigung, die christlich-demokratische Arbeitnehmerschaft, die Schülerunion, sogar Ehrenvorsitzender Paul Breuer.

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Und fast alle wollen Fotos mit Hendrik Wüst: Zuerst stellen sich mit Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth die beiden Landtagsabgeordneten dazu, „zwei tolle Kollegen“, sagt Ministerpräsident, „die gemeinsam viel bewegt haben für diese Region“. Dann tritt der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein ins Bild dazu, und dann wird munter weiter gewechselt. Hendrik Wüst weiß, wie gute Fotos auszusehen haben, lächelt, wendet sich den Gesprächspartnern zu, setzt auch mal eine Geste ein – es ist Landtagswahlkampf. Und diese Wahl ist noch längst nicht entschieden.

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Thema bei Lindenschmidt: Kunststoffrecycling

Das Treffen findet bei Umweltservice Lindenschmidt statt. Nicht nur wegen der Autobahnnähe: Wüst hatte ausdrücklich gewünscht, das Treffen mit einem Umweltthema zu verbinden. Matthias, Volker und Christoph Lindenschmidt stellen das Familienunternehmen vor, das 1959 von Karl Richard Lindenschmidt gegründet wurde und sich nun in der zweiten Generation auf Entsorgungsthemen spezialisiert.

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Betriebsleiter Volker Lindenschmidt führt die große Gruppe zur Kunststoffrecylinganlage: Dort werden die riesigen IBC-Kanister, in denen schadstoffhaltige Abfälle transportiert wurden, sortiert, gespült, zu „Flakes“ und Granulat verkleinert und für die Herstellung neuer Kunststoffbehälter aufberetet. „An guten Tagen vier bis fünf Tonnen“, sagt Volker Lindenschmidt, „früher wurden die verbrannt.“

Ministerpräsident Hendrik Wüst wird von Bundestagsabgeordnetem Volkmar Klein (links) und den Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth (rechts) begrüßt.
Ministerpräsident Hendrik Wüst wird von Bundestagsabgeordnetem Volkmar Klein (links) und den Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach und Jens Kamieth (rechts) begrüßt. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Für Fachkräfte attraktiv sein

Insgesamt 110.000 Tonnen Abfall werden in Krombach jährlich aufbereitet, dabei werden zum Beispiel aus 1000 Litern Säure noch 900 Liter Frischwasser zurückgewonnen. 70 gewerbliche Mitarbeiter arbeiten im Betrieb, viele von ihnen hoch qualifiziert als Techniker, Chemikanten oder Umweltingenieure. „Wir suchen immer wieder gute Mitarbeiter“, sagt Volker Lindenschmidt.

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Ein Thema, das die Politiker nach dem Rundgang aufgreifen: „Wenn man keine Fachkräfte hat, werden wir die Unternehmen hier nicht halten können“, warnt Jens Kamieth. Eine wichtige Voraussetzung sei die Attraktivität der Region. Zu „optimalen Lebensbedingungen“ gehörten neben einem guten Bildungsangebot („von der frühkindlichen Bildung an“) die Straßen- und Schieneninfrastruktur, Gewerbe- und Baugebiete: „Das dauert alles noch viel zu lang.“

Abgeordnete absolviert Tagespraktikum bei Lindenschmidt

Anke Fuchs-Dreisbach ist nicht zum ersten Mal in Krombach: Vor ein paar Wochen erst hat sie als Tagespraktikantin alle Stationen vom Labor bis zur Abwasseraufbereitung durchlaufen. „Ich habe gelernt, dass Abfall Rohstoff ist“, berichtet sie, „das muss auch ein Ministerpräsident einmal sehen.“

Minister reisen

Die CDU ist mit ihren Kabinettsmitgliedern im Siegerland während des Landtagswahlkampfs stark präsent: Vor Ministerpräsident Hendrik Wüst waren schon Kommunalministerin Ina Scharrenbach, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Verkehrsministerin Ina Brandes da. Im Mai wird noch Innenminister Herbert Reul erwartet.

Hendrik Wüst sieht in Krombach aber auch die anderen akut drängenden Probleme auflaufen, die das Land in Atem halten: Bei einem Verbrauch von zehn Millionen Kilowattstunden Gas im Jahr sind das die steigenden Energiepreise, in der Folge von Pandemie und Krieg sind das die abbrechenden Lieferketten. Letzteres, so Wüst, könne auf Dauer dazu führen, ins Ausland verlagerte Produktionen wieder zurückzuholen: „Dann bitte auch zu uns.“ Entlastungsbedarf sieht Hendrik Wüst bei den Energiesteuern, Unterstützungsbedarf bei Arbeitnehmern: mehr Wohngeld, höhere Pendlerpauschale.

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