Burbach. Die Gemeinde Burbach wird Vorreiter im Siegerland: Alle Haushalte sollen Glasfaseranschluss bekommen können.

Die Gemeinde Burbach wird die erste Gemeinde im Siegerland, die jedem Haushalt einen Breitbandanschluss per Glasfaser ermöglicht. Hauptausschuss und Rat werden in ihren nächsten Sitzungen über die Gründung einer kommunalen Netzgesellschaft beraten.

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Wie kommt diese Gelegenheit zustande?

In den nächsten drei Jahren werden kreisweit „weiße Flecken“ auf der Breitband-Landkarte gefüllt: Wer weniger als 30 Mbit pro Sekunde Download hat, bekommt Glasfaser bis ins Haus gelegt. Das sind 4000 Adressen, zu denen 880 Kilometer Kabel verlegt werden, in Burbach 242 Adressen. Bezahlt wird das mit Bundesmitteln, die Gemeinde ist mit 660.000 Euro beteiligt.

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Ausbau geht sonst an 95 Prozent der Haushalte in Burbach vorbei

Worin besteht der Haken?

An den meisten Häusern führt die subventionierte Leitung vorbei, in Burbach an 95 Prozent der möglichen Adressen. Deren Anwohner können sich auch nicht auf eigene Kosten anschließen lassen. Erst ein nächstes Förderprogramm, das dann den „grauen Flecken“ auf der Landkarte gewidmet ist, würde die gewünschte Bandbreite ermöglichen.

Die nächsten Schritte

Der Hauptausschuss berät am Dienstag, 26. April, der Rat beschließt am Dienstag, 3. Mai, jeweils ab 17 Uhr im Bürgerhaus Burbach.

Der Befund über die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens („Private Investor Test“) soll dem Gemeinderat am 21. Juni vorgelegt werden. Dort werden dann auch die Haushaltsmittel freigegeben.

Bereits im März hat der Rat Mittel für die juristische Begleitung des Vorhabens und eine unabhängige Wirtschaftlichkeitsberechnung bereitgestellt.

Wie sieht die Burbacher Lösung aus?

Das Unternehmen Greenfiber mit Sitz jn Lüneburg hat den Zuschlag für den Weiße-Flecken-Netzausbau in Siegen-Wittgenstein bekommen. Die Firma, die ihren Stützpunkt im ehemaligen Siebelnhof in Hilchenbach einrichtet, bietet an, die verbleibenden Lücken gleich mit zu schließen und somit das Breitband-Thema für die Kommune abschließend zu erledigen.

Landrat Andreas Müller (links) und Paul Gummert, Geschäftsführer der Firma Greenfiber Internet-Dienste, haben jetzt die Vereinbarung zum Anschluss von 4.125 Adressen per Glasfaserhausanschluss ans Breitbandnetz unterzeichnet.
Landrat Andreas Müller (links) und Paul Gummert, Geschäftsführer der Firma Greenfiber Internet-Dienste, haben jetzt die Vereinbarung zum Anschluss von 4.125 Adressen per Glasfaserhausanschluss ans Breitbandnetz unterzeichnet. © Kreis Siegen Wittgenstein | Kreis Siegen Wittgenstein

Joint Venture von Gemeinde Burbach und Greenfiber

Wie wird das finanziert?

Vorreiter im Kreis Siegen-Wittgenstein ist die Stadt Bad Berleburg. Deren Stadtwerke und Greenfiber haben eine Netzgesellschaft „Unser BLB Netz“ gegründet, an der die Stadtwerke einen Anteil von 74,9 Prozent halten. Die Gesellschaft verpachtet das Netz an Greenfiber als Betreiber und erhält dafür Pachteinnahmen. Als Netzbetreiber erlaubt Greenfiber Providern – einer ist wiederum Greenfiber – die Nutzung der Kabel. Die Provider wiederum schließen Verträge mit den Kunden in den Haushalten ab.

Was bedeutet das in Zahlen?

Wenn das Netz auf 30 Prozent Anschlussquote ausgelegt wird, müssen in Burbach 10,1 Millionen Euro investiert werden – bei 100 Prozent wären es 17 Millionen Euro.. Unter dem Strich wäre das Netz, mit 100.000 Euro Gewinn im Jahr, nach 30 Jahren abbezahlt und hätte noch eine Million Euro Restwert. Bei höheren Anschlussquoten sieht die Rechnung entsprechend günstiger aus.

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Burbach auf dem Weg zur „Smart City“

Was hat die Gemeinde davon?

Ihr gehört ein weiteres Stück Infrastruktur: Nach Straßen, Wasserleitungen und Kanälen wurde bereits das Stromnetz vom Energieversorger zurückgekauft, seit 2016 sind Burbach, Bad Laasphe, Hilchenbach und Netphen gemeinsam mit RWE Eigentümer ihrer Stromnetze. Die Kommunen erzielen dort Pacht- und Gewerbesteuereinnahmen. „Neben dieser modernen Daseinsvorsorge der Burbacher Hausanschlüsse bietet ein flächendeckendes Netz zudem über Jahrzehnte städteplanerische Gestaltungsmöglichkeiten.“ Burbach könnte damit „Smart City“ werden, zum Beispiel Straßenverkehr und -beleuchtung steuern, „smarte Alltagslösungen“ entwickeln und der Netzgesellschaft weitere Geschäftsfelder erschließen, wie es in der Vorlage für Hauptausschuss und Rat heißt.

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Warum machen das nicht alle Gemeinden so?

Finanziell klamme Kommunen bekommen die Förderung des Bundes für die weißen und irgendwann später auch für die grauen Flecken zum Nulltarif – anders als Bad Berleburg und Burbach, die sowieso einen Eigenanteil leisten müssen. Abgesehen davon wird in den Rathäusern kalkuliert, dass Netzunternehmen wie zum Beispiel Westnetz immer wieder einmal, wie jetzt gerade in Kreuztal, Hilchenbach und Siegen, für einzelne Stadtbezirke einen Glasfaserausbau auf eigene Rechnung anbieten.

Vorreiter in Siegen-Wittgenstein:Künftig sollen alle Haushalte in Bad Berleburg und seinen 23 Ortschaften mit einem Glasfaseranschluss versorgt sein.
Vorreiter in Siegen-Wittgenstein:Künftig sollen alle Haushalte in Bad Berleburg und seinen 23 Ortschaften mit einem Glasfaseranschluss versorgt sein. © Eberhard Demtröder | Eberhard Demtröder

Mindestens 30 Prozent müssen mitmachen

Was kostet das den Kunden?

Davon steht in der Vorlage der Gemeindeverwaltung und in der Präsentation von Greenfiber nichts. In anderen Gebieten werden monatliche Gebühren zwischen 40 Euro für 200 Mbit Download und 100 Mbit Upload und 100 Euro (10.000 Mbit Download und 1000 Mbit Upload) erhoben. Ein Anschlussbeitrag („Baukostenzuschuss“) soll in Burbach bis 30. Juni nicht erhoben werden.

Wann können die Burbacher mit ihrem Glasfaseranschluss rechnen?

Die Netzgesellschaft wird gegründet, wenn mindestens 30 Prozent der möglichen Anschlüsse vermarktet sind. Für den Netzausbau selbst wird ein Zeitraum von zwei his zweieinhalb Jahren angenommen.

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