Lützel. Die Hilchenbacherin Nadine Krietzsch eröffnet in Bad Berleburg ein besonderes Möbel-Geschäft. Ihr Produkt: ungewöhnliche Einzelstücke.

Nadine Krietzsch hat die Bohrmaschine in der Hand, fachmännisch legt sie sie an einen Holzbalken an. Regelmäßig macht sie aus Altem etwas Neues. „Altes Holz – Neu gelebt“ ist ihr Slogan. In ihrer Werkstatt auf der Lützel fertigt sie die unterschiedlichsten Möbel an. Ende April eröffnet sie auch einen Laden in Bad Berleburg. Die „Neuwerk Manufaktur“ wird zusammen mit einem Tattoostudio in der Poststraße 17 a ihren Platz finden. „Wir mischen den Laden auf“, sagt Nadine Krietzsch und lacht.

„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: So lässt sich der Stil der Möbel beschreiben

Den Stil ihrer Möbel kann sie schwer beschreiben. „Rustikal“ würde der ein oder andere sagen, wiederum ein anderer vielleicht „industriell“, obwohl alles Einzelstücke sind. Aber es muss ja auch nicht auf alles ein Stempel gesetzt werden. Dem Ganzen kommt man eh mehr auf die Spur, wenn man sich Nadine Krietzschs Vorgehensweise beim „Upcycling“ anhört. Die geht mitunter so: „Flamme draufhalten!“ So sei zum Beispiel ein Schrank entstanden (siehe Bild), dessen durch das Alter eher gelb gewordenes Holz nun in schönen Braun-, fast schon Schwarztönen erstrahlt.

Nadine Krietzsch nutzt für ihre Möbel Altes und setzt es neu um. Bald wird sie unter dem Namen
Nadine Krietzsch nutzt für ihre Möbel Altes und setzt es neu um. Bald wird sie unter dem Namen "Neuwerk Manufaktur" auch einen eigenen Laden in Bad Berleburg eröffnen. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

Nadine Krietzsch hielt den Brenner drauf, verbrannte damit die oberste Holzschicht. Danach kam eine spezielle Bürste zum Einsatz. „Damit habe ich die weichen Anteile raus gearbeitet, die harten bleiben bestehen.“ Der Vorteil: Das Holz muss danach nicht mehr behandelt werden, es bekommt durch die Verbrennung eine Art natürliche Versiegelung. Chemie und Lack sind nicht mehr nötig.

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Auch hier lebt Nadine Krietzsch den Nachhaltigkeitsgedanken. Dieses „Flammholz“ – oder wie man es nennen möchte – ist ihr Alleinstellungsmerkmal im Siegerland, sagt sie. Das gäbe es in der Region nirgendwo anders.

„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: Das „Flammholz“, wie hier beim Schrank, macht etwas her.
„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: Das „Flammholz“, wie hier beim Schrank, macht etwas her. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: Das ist das Repertoire

Mit dem „Flammholz“ ist es aber längst nicht getan. Natürlich spielt das bei vielen ihrer Möbelstücke eine Rolle. Aber Nadine Krietzsch kann noch mehr. Die Restauration sei ihr „Hauptaugenmerk“, sagt sie. Meist schafft sie in der Kombination von Metall und Holz ungewöhnliche Unikate. Die Grundsubstanz, die „alten Schätzchen“, findet sie bei Ebay-Kleinanzeigen und auf Flohmärkten.

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Was sie am Ende daraus macht, hängt entweder vom Wunsch des Kunden oder ihrer eigenen Kreativität ab. „Aus einer alten Weinpresse habe ich einen Stehtisch gemacht“, erzählt sie. „Und ich kann den alten Schrank von Oma in ein neues Gewand kleiden.“ So hat sie auch schon die Holzfronten einer alten Küche restauriert und weiß lasiert. Die Inspiration komme, wenn sie ein Teil sehe.

Mehr Infos im Netz

„Upcycling“ liegt im Trend: Was einmal gekauft ist, kann auch einfach anders gestaltet werden, als sofort etwas Neues zu kaufen. „Den meisten fehlen die handwerklichen Fähigkeiten“, so Nadine Krietzsch. Sie könne auch Maßanfertigungen herstellen.

Mehr Infos über ihre „Neuwerk Manufaktur“ gibt es im Netz unter www.neuwerk-altholz.de. Dort gibt es auch einen Online-Shop. Am schnellsten erreichbar ist Nadine Krietzsch per WhatsApp unter 0176/40134496.

In ihrer 25 Quadratmeter großen Werkstatt, in der alles fein säuberlich und akkurat sortiert ist („Ich bin ein Ordnungs-Monk“), kann sie all ihre Upcycling-Möbel nicht mehr unterbringen. „Der Platz wird langsam eng“, sagt Nadine Krietzsch. Einen alten Kleiderschrank, den sie restauriert hat, kann sie aufgrund der Raumhöhe dort auch gar nicht aufbauen. Im neuen Laden in Bad Berleburg wird sie ihre Einzelstücke ausstellen und zum Verkauf anbieten.

„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: Aus einer alten Weinpresse wird ein Stehtisch.
„Neuwerk Manufaktur“ aus Hilchenbach: Aus einer alten Weinpresse wird ein Stehtisch. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

„Neuwerk Manufaktur“: Dahinter steckt viel Leidenschaft

„Vor drei Jahren haben wir uns ein Haus gekauft, das über 300 Jahre alt ist“, sagt Nadine Krietzsch. Vieles bauen sie und ihr Partner dort selbst in Eigenregie. So fand sie ihre Leidenschaft für das Handwerk, wobei sie als Augenoptikerin auch einen Handwerksberuf erlernt hat. Aber die Arbeit mit Brillen und alten Möbeln ist eben nicht zu vergleichen.

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„Mir hat das Handwerk schon immer viel Spaß gemacht, auch in der Familie haben wir ganz viele Handwerker“, sagt die 39-Jährige. Am besten gelernt, wie sie alte Möbel neu aufbereitet, habe sie durch „Misserfolge“. Wenn mal etwas schief ging, tüftelte sie so lange, bis es funktionierte.

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Vor dem Ausprobieren schreckt Nadine Krietzsch also nicht zurück. Das Furnieren brachte sie sich auch durch dieses Prinzip bei. „Und durch Youtube-Videos“, sagt sie. „Es gibt verschiedene Techniken.“ Jedes Holz sei individuell. „Da muss man gucken, wie es reagiert.“ Nach einer Weile habe man ein „Feeling dafür“. Hält sie den Brenner für das Flammholz zu zaghaft auf das Holz, würde das Feuer zum Beispiel nicht in tiefere Schichten eindringen. „Das sieht man dann an der Oberfläche.“

„Neuwerk Manufaktur“ eröffnet bald einen Laden in Bad Berleburg

Nadine Krietzsch, die in Arfeld aufgewachsen ist, hat sich viel Handwerkerwissen angeeignet. Selbstbewusst schreckt sie daher auch nicht vor der Ladeneröffnung zurück. „Die Leute kennen mich noch nicht“, sagt sie. Erst Anfang des Jahres machte sie sich mit der „Neuwerk Manufaktur“ selbstständig. In Bad Berleburg erhofft sie sich viel Laufkundschaft. Das Tattoo-Studio „Outback Tattoo Parlor“ von Daniel Weber und die „Neuwerk Manufaktur“ sind ja auch eine spannende Kombination. Vereint wird beides durch die (Handwerks-)kunst.

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