Kreuztal. Unterschiedliche Gründe führen dazu, dass Mitarbeiter von Thyssenkrupp Steel in Kreuztal in Kurzarbeit gehen. Ein Grund wiegt besonders schwer.
Bei Thyssenkrupp Steel in Kreuztal gibt es wieder Kurzarbeit. „Seit April“, sagt Betriebsratsvorsitzender Helmut Renk auf Anfrage dieser Zeitung. Das Ausmaß sei aber überschaubar. „Es sind nur einzelne Schichten betroffen.“ Die Entwicklung führt er auch auf die unsichere Weltlage zurück.
Thyssenkrupp Steel in Kreuztal: „Es ist derzeit eine schwierig einzuschätzende Situation“
„Den Krieg in Europa haben wir so noch nicht erlebt“, sagt Helmut Renk. Das führe zu Unsicherheiten bei den Kundinnen und Kunden von Thyssenkrupp Steel. Sie würden das Fertigungsmaterial zum Teil nicht abrufen, so Helmut Renk. Dieses „verhaltene Abrufverhalten“, wie er es selbst nennt, ist für den Betriebsratsvorsitzenden derzeit das größte Problem. „Die Auftragsbücher im Stahl sind gut gefüllt“, unterstreicht er. Darüber hinaus halte sich auch das Problem des Chip- und Kabelbaummangels in Kreuztal in Grenzen.
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Dafür sei die Lage in der Stahlindustrie derzeit so dynamisch, dass sich die Kurzarbeitsplanung bei Thyssenkrupp Steel innerhalb von einer Woche zehnmal ändern könne, schildert Helmut Renk. Konkret sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Spalt- und Umwickelanlagen derzeit von der Kurzarbeit betroffen. Man müsse nun „von Monat zu Monat“ entscheiden, betont Helmut Renk. „Es ist derzeit eine schwierig einzuschätzende Situation.“
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„Unser Unternehmen hat von sich aus Dinge eingestellt, mit dem Wissen, dass es zig Millionen Euro mehr kosten wird“, sagt er über die Russlandbeziehungen des Unternehmens. Der Industrie- und Stahlkonzern arbeitet nach eigenen Angaben daran, unabhängiger von Rohstoffen aus Russland zu werden. „Die Rohstoffkosten sind explodiert“, so Helmut Renk. Der „Worst Case“ sei, „wenn Russland den Gashahn abdreht. Und das nicht nur für unser Unternehmen. Einen Hochofen kann man nicht einfach abschalten.“ Bereits die Corona-Pandemie hätte für Unsicherheiten gesorgt. „Die Folgen dieses Krieges werden uns noch viel intensiver beschäftigen.“
Thyssenkrupp Steel in Kreuztal: Festhalten an „Strategie 2030“
Für Kreuztal gilt derzeit eine Standortgarantie bis 2026. Auf Eis liegen weiterhin auch die Arbeiten an der Zukunftsentwicklung der Stahlsparte: Im Thyssenkrupp-Konzern wird seit Jahren eine Ausgliederung angestrebt. Neben der Fusion mit Salzgitter zu einer Deutschen Stahl AG war immer auch ein Einstieg des Landes Nordrhein-Westfalen ein Thema; diese vor allem von der Arbeitnehmerseite verfolgte Option findet allerdings im bisherigen Landtag keine Zustimmung.
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Das Thema Ausgliederung der Stahlsparte sei „erstmal vom Tisch“, so Helmut Renk. „Schon vor dem Ukraine-Krieg war das schwierig bis unmöglich.“ Der Betriebsratsvorsitzende schließt die Option dennoch nicht aus, „aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen“. Wenn diese passen, sei es der „richtige Schritt“. Helmut Renk hält auch die „Strategie 2030“ für den „richtigen Weg“. Diese sieht Investitionen in die Kreuztaler Standorte Eichen und Ferndorf vor. Damit soll die Warmbandproduktion erhöht werden.
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