Siegen. 130 Menschen demonstrieren beim Klimastreik von Fridays for Future Siegen. Mitorganisatorin betont Wichtigkeit des Klimas trotz globaler Krisen.
„Wir haben gerade drei globale Krisen“, sagt Natalie Gierse. „Der Ukraine-Konflikt, die Corona-Krise und die Klima-Krise.“ Vor dem Hintergrund der ersteren beiden scheint der Klimawandel im öffentlichen Interesse deutlich weiter nach hinten gerückt zu sein. „Es geht darum, alle Krisen gleichermaßen zu betrachten. Wir sollten keine bevorzugen“, sagt die 17-jährige Mitorganisatorin von „Fridays for Future“Siegen. „Der Klimawandel ist die größte Bedrohung des 21. Jahrhunderts.“ Für die Klimagerechtigkeit ging sie nun mit vielen Demonstrantinnen und Demonstranten beim Globalen-Klimastreik-Tag von „Fridays for Future“ in Siegen auf die Straße.
Fridays for Future in Siegen: So war die Atmosphäre
Lina (11), Marie (10) und Lilli (11) haben sich zusammengetan, sind mit dem Demonstrationszug vom Bismarckplatz bis zur Zwischenkundgebung an der BlueBox gezogen und haben es sich dort auf der Wiese gemütlich gemacht. Es müsste etwas passieren an der Klimafront, sagt Marie. „Sonst geht gar nichts mehr.“ Es sei „wichtig, sich dafür einzusetzen“, unterstreicht ihre Freundin Lilli. Sie stimmen mit ein, als Roland Wiegel das Wort ergreift und ruft: „Kohlekonzerne, Bagger in der Ferne, zerstören unsere Umwelt, nur für einen Batzen Geld.“
Roland Wiegel (24) hat die Demonstration angemeldet, führt den Demonstrationszug an. „Ich bin wütend und enttäuscht über die Politik“, sagt er. Im Kampf für die Klimagerechtigkeit ist er bereit, „das letzte aus mir rauszuholen“.
Die Zahlen
Laut Polizeiangaben nahmen maximal 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der „Fridays for Future“-Demo teil. Angemeldet waren 250.
Natalie Gierse, Mitorganisatorin von „Fridays for Future“ Siegen, schätzte die Anzahl auf 150 bis 200 Menschen. Sie würden immer mehr Menschen einplanen als die Anzahl, mit der sie tatsächlich rechnen.
Er hat zwar ein Mikro dabei, um seine Stimme zu verstärken, trotzdem muss er schreien, um alle mitzunehmen. „Meine Stimme ist stark. Die hält viel aus. Nach ein, zwei Tee klingt sie wieder normal“, sagt er und lacht. Das achtköpfige Organisationsteam hat sich die Aufgaben aufgeteilt: „Ich habe ebene eine laute Stimme“, sagt Roland Wiegel, der sich auch für „Die Linke“ engagiert.
Fridays for Future in Siegen: Das sind die Forderungen
Eine Forderung der „Fridays for Future“-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer: Die Nutzung von 100 Prozent erneuerbaren Energien bis 2035, erläutert Natalie Gierse, sowie bis dahin eine „Netto-Null-Emission“. Um allein dieses Ziel zu erreichen, müsse die Klimabewegung eine Massenbewegung werden. „Wir planen, aktiver zu werden“, sagt Natalie Gierse – die letzte Demo von „Fridays for Future“ Siegen fand im September 2021 statt. Dieses Mal ist das Motto „#peoplenotprofit“. „Die Klimakrise sollte nicht von Großkonzernen für ihren Profit instrumentalisiert werden“, so Natalie Gierse. „Wir stehen heute auch für Menschenrechte und Frieden ein.“
Natürlich würde auch einmal bei ihr der „persönliche Pessimismus“ einsetzen und die Frage, ob die Klimaziele noch rechtzeitig erreicht würden. „Aber je länger wir warten, desto unrealistischer wird es, dass wir zum Beispiel das 1,5-Grad-Ziel erreichen.“ Sie fordert, dass auch der ÖPNV stärker ausgebaut wird. „Die Stadt Siegen sollte auch ihr CO2-Budget nicht überschreiten“, unterstreicht Roland Wiegel.
Globaler Klimastreik in Siegen: Das sagen die Demo-Teilnehmer
Susanne Hoffmann-Stein schlägt als Schritt Richtung Klimaschutz auf einem Zettel ein „Erneuerbare-Energien-Notstandsgesetz“ vor, fordert ein sofortiges „Energie-Embargo“. Auch ein „Denkmalschutz-Moratorium“ könne man sich nicht mehr leisten: „Oft ist Photovoltaik auf denkmalgeschützten Gebäuden verboten“, sagt die Architektin. In Siegen könne man die Dächer beispielsweise „solarisieren“, Wärmepumpen einbauen.
Alrun Hoffmann-Krönert (48) ist mit ihrer Initiative „Natur 57“ auch Teil der Kundgebung. „Die Natur hat keine Stimme“, sagt sie. Daher müssten die Menschen auf die Straße gehen. Sie lehnt den Bau der „Route 57“ ab und engagiert sich auch mit 48 Jahren bei der eher jüngeren Fridays-for-Future-Bewegung. „Wir brocken den nachfolgenden Generationen das Ganze ein“, sagt sie. „Ich bin auf ihrer Seite.“
„Man fühlt sich gelähmt von den Krisen. Man hat das Gefühl, dass einem so viel aus der Hand genommen wird“, sagt Teresa Pflogsch, die zusammen mit ihren Grünen-Parteikollegen bis hoch zum Kornmarkt gezogen ist. Bei Fridays for Future könne man nun selbst etwas bewirken. Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal sei vielen bewusst geworden, dass einen der Klimawandel „tatsächlich betrifft“.
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