Siegen. Durch ein neues Verfahren im St. Marien-Krankenhaus Siegen können Patienten nach einer OP im Bauchraum wieder schneller aus dem Krankenhaus.

„Fast-Track-Chirurgie“ – hinter diesem neumodischen, fast schon sperrigen Begriff verbirgt sich etwas, wovon Patientinnen und Patienten jetzt im St. Marien-Krankenhaus Siegen profitieren: Denn die in Dänemark entwickelte Behandlungsmethode ändert die bisherigen Konzepte der Bauchchirurgie grundlegend, betont die Marien Gesellschaft Siegen. Dieses Verfahren wurde jetzt im St. Marien-Krankenhaus Siegen etabliert und mit den seit vielen Jahren umgesetzten minimal-invasiven Schlüssellochoperationen kombiniert.

Was ist neu?

Bisher galten Operationen im Bauchraum als mittelgroßer chirurgischer Eingriff, nach dem die Patienten bis zu zwölf Tage im Krankenhaus bleiben mussten. Bei der Fast-Track-Methode ist dies anders, mit dem Ergebnis, dass die Patienten bereits nach drei bis sechs Tagen wieder so fit sind und die Chirurgische Klinik des St. Marien-Krankenhauses Siegen wieder verlassen können.

Was birgt das Verfahren für Vorteile?

„Operationen lösen im menschlichen Körper Stressreaktionen aus, die eine Erholung nach operativen Eingriffen naturgemäß erschweren“, erklärt der leitende Oberarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Dr. med. Ibrahim Darwich. Das Fast-Track-Verfahren ziele darauf ab, die Selbstregulation des Organismus möglichst rasch wieder zu aktivieren.

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„Das Konzept beginnt bei uns schon vor der Operation und wird auch danach fortgesetzt. Hierzu arbeiten alle beteiligten Professionen aus Medizin, Pflege und Rehabilitation eng in einer standardisierten Arbeitsweise zusammen.“ Durch progressive Maßnahmen nach der Operation erhält der Körper die Möglichkeit, sich schneller zu erholen, wie es in der Mitteilung weiter heißt. Die Mobilisierung erfolge nach sechs Stunden und damit deutlich schneller.

Wie läuft das Ganze ab?

Der Patient erhält einen sogenannten TAP-Block (Transversus Abdominis Plane Block). Der Sinn besteht darin, so wenig „Leitungen“ wie möglich am Patientenkörper zu hinterlassen, weil Patienten durch die verschiedenen Katheter und Drainagen regelmäßig stark in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigt sind.

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Bei diesem Verfahren werden die Nerven in der Bauchdeckenmuskulatur bereits bei der Narkoseeinleitung mit Betäubungsmittel infiltriert. Das führt auch ohne Katheter postoperativ zu einer deutlichen Schmerzreduktion oder auch zu Schmerzfreiheit. „Eine rückenmarksnahe Narkose bleibt jedoch für selektierte Patienten eine Option, auch wenn sie im Fast-Track-Programm aufgenommen werden.“

Was ist mit dem bisherigen Verfahren?

Die Darmspülung mit oraler Einnahme von Antibiotika bleibe weiter ein wichtiger Bestandteil der Darmchirurgie und würde auch weiterhin im Fast-Track-Programm standardmäßig eingesetzt. „Dafür spricht die aktuelle Evidenzlage bezogen auf OP-bedingte Infektionen“, schreibt die Marien Gesellschaft Siegen.

Zwei Auszeichnungen für Arzt aus der Region

Gleich in der ersten Veröffentlichung der stern-Ärzteliste gibt es zwei Auszeichnungen für einen Arzt des St. Marien-Krankenhauses Siegen. Im Rahmen des im März 2022 veröffentlichten Sonderheftes gibt das Magazin „stern“ in Kooperation mit einem unabhängigen Rechercheinstitut insgesamt mehr als 4000 Empfehlungen in über 105 medizinischen Fachgebieten ab. Nur ein Mediziner in der Region wurde dabei aufgeführt: Dr. med. Alois Franz. Der Chefarzt der Orthopädischen Klinik wurde in gleich zwei Bereichen, der Hüftchirurgie und der Knieorthopädie, ausgezeichnet.

Die ausgewählten Ärzte wurden durch kollegiale Empfehlungen von Medizinern und die Abfrage von Patienten, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen oder Patientenverbänden, überprüft und ergänzt. „Die begründete Entscheidung für einen Platz in der Liste wurde anschließend von mindestens zwei Redakteuren des unabhängigen Rechercheinstituts getroffen. Reine Online-Empfehlungen oder -Abstimmungen wurden in der Ärzteliste nicht beachtet.“

Wichtiger sei hier die Operationsvorbereitung, die im Fast-Track-Programm durchgeführt wird: Die Patienten erhalten eine Woche lang eiweißreiche und unmittelbar vor ihrer Operation kohlenhydratreiche Getränke.

Sind Kombinationen möglich?

In der Chirurgischen Klinik von Prof. Frank Willeke wird der Fast-Track-Ansatz mit sogenannten Schlüssellochoperationen kombiniert. „Im Gegensatz zur klassischen offenen OP-Technik, bei der ein Schnitt von mindestens 20 Zentimeter Länge gemacht wird, sind die Schnitte nur klein.

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Hiernach geht es den Patienten nicht nur subjektiv besser, auch die Zahl der Wundinfektionen und anderer Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenembolien reduziert sich“, teilt die Marien Gesellschaft Siegen mit. „Somit stellt das Behandlungskonzept einen neuen Meilenstein für die Bauchchirurgie im St. Marien-Krankenhaus Siegen dar“, so Ibrahim Darwich.

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