Holzhausen. Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum kann durch digitale Lösungen verbessert werden. Wie das im Alltag von Patienten und Ärzten funktioniert.

In der Digitalen Modellregion „Gesundheit Dreiländereck“ werden digitale Lösungen erprobt, um die Gesundheitsversorgung zu erhalten und zu verbessern. Im Rahmen des 6. Holzhäuser Ärztegesprächs wurde nun das DMGD-Forschungsprojekt „DataHealth“ vorgestellt, das das sogenannte Vitaldatenmonitoring anwendet.

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„Die Vitaldatenaufzeichnung und -auswertung wird eine der entscheidenden Grundlagen für das Gesundheitssystem in Deutschland und Europa sein“, so der geschäftsführender Projektleiter Dr. Olaf Gaus. „DataHealth in Burbach ist das erste Anwendungsprojekt überhaupt, das diesen Versorgungsprozess der Zukunft mit Blick auf die stationäre Pflege sowie das Selbstmonitoring in der Häuslichkeit erforscht. Das ist aktuell ein Novum in Deutschland.“

Gesundheitsdaten zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern austauschen

Neben Hausärzten und Pflegeheimen werden innerhalb der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck künftig auch Kliniken eingebunden. Dabei können Gesundheitsdaten nicht nur von den Hausarztpraxen an das Krankenhaus weitergeleitet werden, sondern umgekehrt auch Daten vom Krankenhaus an die jeweilige Hausarztpraxis, sodass darauf aufbauend Therapien oder Überweisungen empfohlen werden können. Die Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass vorliegende Gesundheitsdaten zukünftig durch künstliche Intelligenz automatisch ausgewertet werden können. Dies würde zu einer größeren Entlastung der Ärztinnen und Ärzte führen und sich positiv auf die Qualität von Prävention und Diagnostik auswirken.

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In Kooperation mit regionalen Ärztinnen und Ärzten organisiert der Förderkreis „Alte Schule“ im Heimatverein Holzhausen regelmäßig das „Holzhäuser Ärztegespräch“. „Gerade auf dem Land droht ein Ärztemangel, verbunden mit einer alternden Gesellschaft, die medizinisch versorgt werden muss“, so Bürgermeister Christoph Ewerts: „Wie können wir es schaffen, auch mithilfe der Digitalisierung, eine ärztliche Versorgung in hoher Qualität zu sichern?“

Patienten erheben Gesundheitsdaten per App – Praxisbesuch nicht immer nötig

Seit Dezember 2021 wird im Projekt „DataHealth“ in Zusammenarbeit mit den Burbacher Hausärzten Fudu Yu und Dr. Jozsef Marton sowie den Christlichen Seniorenhäusern Lützeln eine Projektstudie durchgeführt, in deren Rahmen Vitaldaten von insgesamt 40 Patientinnen und Patienten aus dem Hickengrund erhoben wurde. Messungen von Blutdruck, Sauerstoffsättigung, Gewicht und EKG werden von den Patienten selbst oder mit Hilfe von Pflegenden oder Familienangehörigen durchgeführt.

Die gemessenen Daten werden per Bluetooth an eine Smartphone-App und von dort aus auf einen medizinisch zertifizierten Cloud-Server übertragen. Als Proband nahm Bürgermeister Christoph Ewers an der Demonstration teil, und urteilte daraufhin: „Ich finde es sehr reizvoll, Patientendaten auf diese Art und von zu Hause aus dem Wohnzimmer aus übermitteln zu können. Es ist so einfach gemacht worden, diese Messung vorzunehmen. Damit sollte jeder zurechtkommen, der Zugriff auf diese Geräte hat.“

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„Der tatsächliche Arztbesuch ist zielführender, weil schon Daten zugrunde liegen und der Arzt mit einem starken, datenbasierten Vorwissen in das Gespräch und die Diagnostik startet“, erklärte Prof. Nabeel Farhan, der das Projekt „DataHealth“ als Studienarzt wissenschaftlich begleitet. „Genauso kann aber auch festgestellt werden, dass ein persönlicher Besuch in der Praxis nicht nötig ist.“