Siegen-Wittgenstein. Der Wasservorrat nimmt ab, der Verbrauch nimmt zu – das hat Folgen. Hier steht, warum Hilchenbach und Erndtebrück aus dem Rennen sind.
Landrat Andreas Müller und Wasserverbands-Geschäftsführer Dirk Müller sind für die Planung eine dritten Talsperre im Kreis Siegen-Wittgenstein. „Wenn man ein Mehr an Verlässlichkeit will, gibt es Bedarf“, sagt Umweltdezernent Arno Wied nach der Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Umweltausschuss des Kreistags. Standort wäre dann das Truftetal westlich von Bad Berleburg, dem die Gutachter den Vorzug geben vor dem Elberndorfer Bachtal bei Zinse auf Erndtebrücker und Hilchenbacher Gemarkung. Entscheiden wird der Kreistag im Juni.
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Das sind die bisherigen Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie, die nun noch vertieft werden soll.:
Der Bedarf
Der Wasserbedarf steigt. Besonders seit 2018 nimmt der Verbrauch – vor allem in den heißen und trockenen Sommern zu.
Das Wasserangebot von Obernautalserre in Netphen und Breitenbachtalsperre in Hilchenbach nimmt ab. Zum einen, weil es weniger regnet. Zum anderen, so Arno Wied, weil „in viel wärmeren Sommern eine viel stärkere Verdunstung“ erfolgt.
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Es hätte jetzt schon eng werden können
Bezugsjahre der Studie sind der „kritische 3-Jahres-Zeitraum“ 1994 bis 1997 – die Jahre mit dem niedrigsten Vorrat, der in einem extrem trockenen Winter auch nicht aufgefüllt wurde. Wäre der Winter 2021/22 genauso trocken gewesen, „dann hätte man die Versorgung nicht mehr sicherstellen können“, folgert der Umweltdezernent.
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17,48 Millionen Kubikmeter Wasser verbrauchten 2020 die 312.000 Einwohner, die vom Wasserverband Siegen-Wittgenstein versorgt werden. 2030 werden für 305.000 Menschen 17,89 Millionen Kubikmeter gebraucht – weil der Pro-Kopf-Verbrauch pro Tag von 149 auf 156 Liter steigt. Im gleichen Zeitraum geht die Liefermenge der Breitenbach von 5,34 auf 5,17 Millionen Kubikmeter pro Jahr zurück, der Obernau von 11,02 auf 10,67 Millionen Kubikmeter. Unter dem Strich kommen 2030 demnach aus den Talsperren 15,84 Millionen Kubikmeter. Das sind 2,05 Millionen Kubikmeter weniger, als gebraucht werden. Wobei eine ausreichend bemessene Reserve immer in den Talsperren bleiben muss: Sonst wird das Wasser zu warm und durch Bakterien verschmutzt, die Aufbereitung wird entsprechend aufwändiger und teurer.
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Die Standorte: Wer kann die Obernau ersetzen?
Für Elberndorf und Truftetal wurden jeweils sieben Varianten untersucht, die sich in der überstauten Fläche unterscheiden. Ermittelt wurde, welches Volumen gebraucht würde, um ein Jahr Ausfall der Obernautalsperre, zum Beispiel wegen des Bruchs der Staumauer oder des Eintrags von Schadstoffen, auszugleichen: das wäre im Elberndorfer Bachtal deutlich größer als im Truftetal, rechnen die Gutachter von Tractebel Hydroprojekt in Weimar vor. 16 Millionen Kubikmeter Stauvolumen werden vorgegeben, um mindestens 50 Prozent der Lieferung der Obernautalsperre zu erreichen.
Elberndorfer Bachtal: Nur mit der größten Fläche wird das geforderte Wasser-Dargebot knapp erreicht. Das liegt daran, dass das Einzugsgebiet zu klein ist. Die Wassergüte ist wegen erhöhter Mangan- und Eisengehalte sowie Moorbildung „eher ungünstig“. Das gesamte Tal ist FFH- oder Naturschutzgebiet. Allen Standorten im Elberndorfer Bachtal wird ein „negativer Nutzwert“ bescheinigt.
Verbindungsleitung
Für eine bessere Versorgungssicherheit ist auch der Bau einer Verbindungsleitung zwischen Breitenbach- und Obernautalsperre im Gespräch.
Diese Alternative zum Bau einer dritten Talsperre werde weiterhin untersucht, sagte Umweltdezernent Arno Wied im Gespräch mit dieser Zeitung.
Truftetal: Das Wasserdargebot ist größer. Der Aufwand für die Untergrundabdichtung ist höher, bei den weiter talaufwärts gelegenen Standorten ist die Gefahr von Hangrutschungen größer. Betroffen wird Weideland, berührt wird eine Stromtrasse, gestört die benachbarte Siedlung Berghausen. Die optimale Bewertung bekommt der Standort im Truftetal mit der zweitkürzesten Entfernung zur Mündung in die Eder mit einem Stauvolumen von zwölf Millionen Kubikmetern, einer Wassertiefe von bis zu 40,8 Metern und einem Einzugsgebiet von 15 Quadratkilometern.
Kosten: 150 bis 170 Millionen Euro
Die Kosten für eine neue Talsperre werden zwischen 90 und 220 Millionen Euro geschätzt, der favorisierte Standort wird mit 150 bis 170 Millionen Euro gerechnet. Hinzu kommt die Anbindung an das Transportleitungsnetz. Geplant wird mit einer Anschlussleitung an die Wasseraufbereitungsanlage in Dreis-Tiefenbach. Alternative wäre der Bau einer weiteren Aufbereitungsanlage in Wittgenstein. Die Kosten der Anbindung werden auf 40 bis 68 Millionen Euro beziffert, die Jahreskosten zwischen 1,9 und 3,1 Millionen Euro, wobei das Elberndorfer Bachtal günstiger abschneidet als das Truftetal. Diese günstigere Netzanbindung könne aber die Nachteile des Standortes nicht aufwiegen, sagen die Gutachter.
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