Siegen. . Der Wirtschaftsausschuss des Kreises ist einstimmig für die genauere Prüfung potenzieller Standorte. Vorsorge steht im Fokus.
Mit zwei Talsperren ist der Kreis Siegen-Wittgenstein im Vergleich zum Sauerland eher bescheiden aufgestellt. Jetzt wird überlegt, einen dritten Stausee zu errichten. Der Ausschuss für Wirtschaft und Regionalentwicklung empfahl dem Kreistag einstimmig, die Erarbeitung einer Vorstudie in Auftrag zu geben, die dann in einer Machbarkeitsstudie über einen potenziellen Bau münden soll.
Bisher zwei mögliche Standorte
Dabei soll es zunächst um die Klärung von Bedarf und Lokalität gehen. Bereits 1985 wurden zwei mögliche Standorte in die Planung genommen, eine Elberndorftalsperre (im Elberndorftal auf den Gebieten der Gemeinde Erndtebrück und der Stadt Hilchenbach) oder eine Truftetalsperre (im Truftetal auf dem Gebiet der Stadt Bad Berleburg). Die sollen nun unter den veränderten Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts noch einmal intensiv untersucht werden.
Das werde sicher mit Blick auf den Umweltschutz keine einfache Sache, stellte Arno Wied fest und wollte nicht ausschließen, dass am Ende des Prozesses vielleicht beide verworfen werden müssten und ein dritter Standort zu überlegen sein könne. Wichtig sei der Einstieg in die Untersuchung in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, ergänzte der Dezernent. Von dort habe er noch nichts über Bedenken oder gar Widerstand gehört, erklärte Wied auf entsprechende Nachfrage. Er habe allerdings die Hilchenbacher relativ spät informiert, weil er das Elberndorftal lange Zeit nur mit Erndtebrück in Verbindung gebracht hätte. Jedenfalls gehe es erst einmal um Vorüberlegungen. Niemand müsse Sorge haben, dass eine Überflutung von Tälern unmittelbar bevorstehe, lächelte er.
Perspektiven für Langzeitarbeitslose
Zustimmung signalisierten die Christdemokraten beim Thema „Perspektiven schaffen: Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Siegen-Wittgenstein“. Sie enthielten sich dennoch bei der Abstimmung, weil es fraktionsintern „noch Klärungsbedarf“ gebe. Die anderen Fraktionen hatten hingegen keine Probleme, der Vorlage zuzustimmen, die zusätzliche Maßnahmen vorsieht, Menschen nach Jahren der Erwerbslosigkeit wieder in Arbeit zu bringen. Unter anderem geht es dabei um das Pilotprojekt „DRK - unterstützt im Alltag“. Der Kreis werde außerdem fünf Stellen in den in den Bereichen „Natur und Landschaft“ (Amt 67) sowie „Deponie“ zur Verfügung stellen. Durch das neue Projekt „Arbeitgeber- Café“ seien zwölf Integrationen erfolgt. Das werde von den Unternehmern sehr gut angenommen, sagte Arno Wied. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, befand Winfried Schwarz (SPD) zum Vorhaben.
Mitgliedschaft empfohlen
Gegen die sechs Stimmen der CDU wurde noch die Mitgliedschaft des Kreises in der RAL Gütegemeinschaft „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ empfohlen. Die dort von der Verwaltung erwarteten Qualitätsstandards sollten eigentlich selbstverständlich sein, fand Martin Achatzi. Winfried Schwarz sah die Zertifizierung hingegen als Notwendigkeit an. Zuerst habe die CDU gefordert, vor einer Zustimmung den Kontakt mit den Kommunen zu suchen. Die hätten ihre Zustimmung aber signalisiert. Arno Wied gab zu bedenken, dass es auch im Sinne der Regionale gut für den Kreis sei, Qualitätsmaßstäbe und gemeinsames Handeln auf eine solche Weise nach außen zu demonstrieren. Uli Haas riet den CDU-Vertretern, genau nachzudenken und fragte sich, was denn wohl deren Mittelstandsvereinigung von der Ablehnung halte.
Begrüßt wurde das Vorhaben von allen Fraktionen, die durchgehend auf den vergangenen Sommer und die sichtbaren Folgen des Klimawandels verwiesen. Bei einer Füllmenge von knapp über 50 Prozent der bestehenden Talsperren sei eine solche Diskussion dringend nötig, fand Uli Haas für die SPD und erinnerte an seinen Vater, praktisch „einer der Erfinder“ der Seen. Damals habe er sich nicht vorstellen können, selbst einmal eine dritte zu planen.
Weitere Faktoren miteinbeziehen
„Es geht um Vorsorge“, betonte seine Kollegin Anke Flender, die „überhaupt nicht verstehen“ wollte, dass irgendjemand etwas dagegen haben könnte. Marco Schmidt erinnerte daran, dass bei den schon ab 1979 erfolgten ersten Untersuchungen von sehr großen Wasserverbrauchszahlen ausgegangen worden sei, die sich mittlerweile halbiert hätten. Daher sei es wichtig, alle Aspekte noch einmal mit den heutigen technischen Mitteln anzugehen und neben der Wasserversorgung auch Faktoren wie Energieversorgung und Freizeitgestaltung in den Blick zu nehmen. Gleiches wünschte sich Peter Hanke für die FDP, dem nicht zuletzt die Redundanz einer solchen Anlage wichtig war. Martin Achatzi betonte, dass die CDU das Vorhaben sehr begrüße. Er legte aber Wert darauf, die Studie auf die beiden Standorte (Elberndorftal und Truftetal) zu beschränken, nicht etwa jetzt schon Alternativen anzugehen.