Kreuztal. Die Gemeindeprüfungsanstalt hat sich in Kreuztal nicht nur die Friedhofshallen angeschaut.

Die Stadt Kreuztal hat vergleichsweise viele Friedhöfe: Mit elf Anlagen liegt sie im oberen Viertel vergleichbar großer Gemeinden, stellt die Gemeindeprüfungsanstalt fest. Die Gesamtfläche ist mit rund 15,3 Hektar groß, der durchschnittliche Friedhof mit knapp 14.000 Quadratmetern kleiner als bei drei Vierteln der Vergleichskommunen. „Hierdurch entstehen viele Rüstzeiten und höhere organisatorische Anforderungen“, heißt es in dem Prüfbericht, zu dem der Rat am Donnerstag, 10. März, die Stellungnahme der Stadt verabschieden wird.

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Einen Spitzenwert erreicht Kreuztal bei den Bestattungszahlen: mit 2,56 Beisetzungen je 1000 Quadratmeter Friedhofsfläche. In Kreuztal werden deutlich mehr Verstorbene beigesetzt, als in der Stadt selbst versterben – „weil in Kreuztal auch Bestattungen von Weggezogenen oder Personen stattfinden, die in Krankenhäusern und Pflegeheimen im Umfeld verstorben sind“.

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Wichtig ist aus Sicht der Gemeindeprüfungsanstalt eine „gute Öffentlichkeitsarbeit“ für die eigenen Friedhöfe, die in Kreuztal auch geleistet werde. Weil der Erstkontakt mit den Angehörigen in der Regel beim Bestatter erfolge, „sollten die Städte ein großes Interesse daran haben, hier entsprechend gut aufgestellt zu sein. Insbesondere gilt dies für die Städte, bei denen eine spürbare Konkurrenzsituation zu anderen Anbietern vorhanden ist.“

Urnengräber sind in Kreuztal viel billiger

Im Fünf-Jahres-Mittel werden 67,2 Prozent der Kosten für die Friedhöfe durch Gebühren gedeckt. Damit liegt Kreuztal im unteren Bereich und weit von den 100 Prozent entfernt, die die Gemeindeprüfungsanstalt für optimal hält. Das verstärkt gewählte Urnengrab ist in Kreuztal 26 Prozent billiger als das Erdgrab.

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Vor allem der Betrieb der acht Trauerhallen treibt die Kalkulation in die roten Zahlen. „Bei dauerhaft niedriger Auslastung und gleichzeitig niedrigen Nutzungsgebühren sollte eine Kommune konzeptionelle Überlegungen zur künftigen Anzahl und Ausstattung der Trauerhallen im Stadtgebiet anstellen“, empfiehlt die Gemeindeprüfungsanstalt. „Obwohl es in Kreuztal bei nur drei Bestattern private Abschiedsräume gibt und keine kirchlichen Friedhöfe mit Trauerhallen oder Kapellen, ist die Nutzung der kommunalen Trauerhallen unterdurchschnittlich.“ Nur für 49 Prozent der Beisetzungen in Kreuztal wird auch eine Trauerhalle gebucht – damit rangiert die Stadt in der unteren Hälfte der Vergleichskommunen. Die Stadt solle für schwach genutzte und baulich sanierungsbedürftige Hallen Möglichkeiten zur alternativen Nutzung, zum Beispiel als Kolumbarium, Veräußerung, Abriss oder Umnutzung prüfen. Andere Kommunen ermöglichten in ehemaligen Trauerhallen Nutzungen durch Vereine, Chöre oder als Ausstellungsfläche für Künstler.

Wenig Bäume: Grünflächen sind groß – aber preiswert

„Seit vielen Jahren“, so der Prüfbericht, mussten Friedhöfe in Kreuztal nicht mehr vergrößert werden. Das liegt auch daran, dass 77,3 Prozent der Beisetzungen in Urnengräbern erfolgen – so viele wie in keiner anderen Vergleichskommune. Einzelerdgräber sind in Kreuztal 50 Prozent teurer als Urnengräber für zwei Urnen. Kreuztal habe auf veränderte Anforderungen reagiert: mit pflegefreien Rasen- und Erdgräbern, Urnengemeinschaftsfeldern, Waldbestattungen und dem Kolumbarium in Krombach.

Konkurrenz

Die Stadt sieht ihren Handlungsspielraum bei den Friedhofsgebühren durch die Konkurrenz mit privaten Anbietern begrenzt. „Das macht sich am stärksten bei der Inanspruchnahme der Trauerhallen bemerkbar“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt.Alternativen bieten auch die privaten Betreiber von Bestattungswäldern, zum Beispiel der Ruheforst in Hilchenbach. Kommunale Bestattungswälder gibt es in Siegen und Netphen.

79 Prozent der Friedhofsgesamtfläche in Kreuztal sind Grün- und Wegeflächen – auch da ist Kreuztal Spitzenreiter. Die Kosten für deren Pflege werden voll aus dem – auch deshalb defizitären – Friedhofsetat gedeckt; andere Kommunen rechnen dieses „öffentliche Grün“ heraus und bezahlen es aus dem allgemeinen Haushalt. Geld spart die Stadt dadurch, dass sie auf ihren Friedhöfen nur vergleichsweise wenige Bäume hat: rechnerisch 4,88 je 1000 Quadratmeter. Mit jährlich 29 Cent Unterhaltungskosten je Quadratmeter Grün- und Wegefläche ist Kreuztal die billigste von elf Vergleichskommunen.

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