Siegen. Auch die Stadt Siegen sieht – wie Kreuztal – keine Verbesserungen in der veränderten Amprion-Planung. Mit einer Ausnahme.

Die Stadt Siegen wirft dem Netzbetreiber Amprion vor, auch mit der veränderten Planung der Höchstspannungstrasse zwischen Kreuztal und Landesgrenze mehr Rücksicht auf den Wald als auf die Menschen zu nehmen.

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Mehr Rücksicht auf den Wald als auf die Menschen

Die Trasse: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum das Schutzgut Mensch und die Entlastung der Wohnumfeldfunktion bei der Alternativenprüfung nachrangig gewichtet wird“, heißt es in der Stellungnahme. Selbst der Landesbetrieb Wald und Holz habe im Kreuztaler Heestal eine Variante eingebracht, die durch den Wald – und damit auch weiter am Siegener Stadtteil Meiswinkel vorbei – führt. „Die durch die Planung entstehenden Konflikte in Bezug auf das Schutzgut Mensch und die Belastung der Wohnumfeldfunktion bleiben infolge der Beibehaltung der Trassenführung in unnötiger Weise unbewältigt.“

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Die Stadt verweist darauf, dass neue Höchstspannungsleitungen 400 Meter Abstand zur Wohnbebauung einhalten müssen. „Es ist betroffenen Bürginnen und Bürgern nicht vermittelbar, dass, nur weil es in der Vergangenheit keine vergleichbare Abstandsregelung gab, heutzutage Neuplanungen ohne Schutzstreifen umgesetzt werden können.“ Dies sei „um so unverständlicher“, als die Bürgerinitiative „Weil wir Meiswinkel lieben“ eine Alternative vorgelegt habe.

Masten fallen noch stärker ins Auge

Die Masten: Nicht überzeugt ist die Stadt Siegen davon, dass die höheren Masten keine negative Auswirkung auf die Wohnqualität haben. „Speziell das obere Drittel" falle „visuell stärker ins Gewicht“. Daher sei „nicht auszuschließen, dass die negativen Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch neu zu bewerten sind und auch zu einer anderen Beurteilung hinsichtlich der Ablehnung der Alternativen, speziell im Heestal, führen müssen“.

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Die Turmfalken: Acht Turmfalkenkästen hat die Stadt 1998 an acht Masten angebracht. „Es zeigte sich, dass die Nistkästen in der Vergangenheit durch Turmfalken gut angenommen wurden.“ Die Stadt fordert, an jedem zweiten der insgesamt 30 neuen Masten in Siegen und Freudenberg Turmfalkenkästen aufzuhängen; in der Amprion-Planung sind nur sechs vorgesehen.

Vorlage für Gremien

Die Stellungnahme zur veränderten Amprion-Höchstspannungstrasse wird dem Stadtentwicklungsausschuss am Donnerstag, 17. März, dem Hauptausschuss am Mittwoch, 30. März, und dem Rat am Mittwoch, 6. April vorgelegt. Weil die Frist zur Stellungnahme Ende März abläuft, können die Gremien nichts mehr ändern.

Mehr Platz für Gewerbegebiet Oberschelden/Seelbach

Das Gewerbegebiet: Anders als die Stadt Kreuztal und die Bürgerinitiative Junkernhees, die nicht nur den Trassenverlauf durch das Heestal ablehnen, sondern auch die Planung für ein neues Umspannwerk gegenüber von Schloss Junkernhees. räumt die Stadt Siegen aber auch eine Verbesserung der Planung ein: Die neuen, schmaleren und höheren Masten brauchen weniger breite Schutzstreifen. Dadurch gewinne die Stadt mehr Platz in ihrem geplanten Gewerbegebiet Oberschelden/Seelbach. Nach wie vor nicht erfüllt werde aber die Forderung der Stadt, auch innerhalb des Schutzstreifens Gebäudehöhen „von mindestens zwölf Metern“ zu ermöglichen. Durch die Einschränkungen werde „zum einen der Grundstückswert minimiert und zum anderen die Vermarktbarkeit negativ beeinträchtigt“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt weiter. Ein neuer Maststandort kollidiere nun mit der Straßenplanung.

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WP_Amprion-Leitungen-Kreuztal_3sp165mm © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Siegen droht mit Rechtsmitteln

Insgesamt 22 Masten der neuen Höchstspannungsleitung befinden sich auf Siegener Stadtgebiet. Durch die Planänderung werden 12 Masten um bis zu fünf Meter niedriger und acht Masten um bis zu 5.5 Meter höher. Die Standorte von zwölf Masten werden um bis zu 20 Meter verschoben. Im Dezember 2021 hatten sieben Fraktionen des Siegener Rates eine Entschließung eingebracht, mit der sie sich hinter die Forderungen der Meiswinkeler Bürgerinitiative zu einer Alternativtrasse gestellt haben: „Sollte dieser Vorschlag nicht umgesetzt werden, behält sich die Stadt alle Rechtsmittel vor.“

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