Kreuztal. Die Kreuztaler Luise Flender und Hans Gotthelf Wendt setzen mit rund 40 anderen Menschen ein Zeichen für Frieden in der Ukraine und schweigen.
Schweigen für den Frieden – dazu wurde am Samstagvormittag in Kreuztal aufgerufen. Ein kleines Zeichen sollte gesetzt werden. Eine halbe Stunde Ruhe für das, was dieser Tage in der Ukraine passiert, am Rande Europas, gar nicht einmal so weit weg von Deutschland. Nicht zuletzt auch mit eigenen Erinnerungen verbunden bei Menschen, die ein bestimmtes Alter erreicht haben.
Kreuztal: Bei den älteren Menschen kommen Kriegserinnerungen wieder hoch
Es ist 10.45 Uhr an diesem 5. März 2022. Der Rote Platz ist ziemlich leer. Am Wagen eines Hofladens stehen ein paar Menschen. Hier und dort werden Gespräche geführt. Dann kommen zwei Senioren mit Schildern. Eine Frau und ein Mann. Er trägt eine Ordner-Armbinde. Recht schnell gesellen sich andere dazu.
„Ich habe als Kind im Luftschutzkeller gesessen. Wir haben Angst gehabt“, erklärt Luise Flender ihre ganz eigenen Gründe, warum sie gemeinsam mit Hans Gotthelf Wendt zu dieser Aktion aufgerufen hat. „Ich bin jetzt 85“, fügt die Kreuztalerin hinzu. Und ja, antwortet sie auf die nächste Frage, sie könne sich sehr gut vorstellen, was die Menschen in der von Russland angegriffenen Ukraine jetzt empfänden und durchmachten.
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„Der Vater meines Gefährten ist von Russen erschossen worden. In Kiew“, sagt die alte Dame noch, die hier nicht ihre erste Demonstration organisiert hat. Sie sei „eine Grüne“ und in der Bewegung gegen den Ausbau der Route 57: „Ich habe auch hier auf dem Platz schon demonstriert“, erzählt sie und lächelt: „Wann genau, kann ich gerade nicht sagen.“
Kreuztal: Solidarität mit der Ukraine – Spontanentschlossene machen bei Aktion mit
Ein Mitstreiter hat bereits an der Bank mitten auf dem Platz gewartet. Ein anderer nähert sich. „Weißt Du, wer ich bin?“, fragt er und nimmt die Maske ab. Flender und Wendt haben an die Medien geschrieben, ihre Nachbarn und Freunde informiert. Das hat offenbar gewirkt: Zwischen 30 und 40 Männer und Frauen stehen schließlich dort, teils mit den Farben gelb und blau in der Kleidung oder auf den Schildern.
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„Wollen wir da auch mitmachen?“, fragt eine Passantin ihren Begleiter. Es gibt auch diese Art von spontaner Reaktionen. Ein Busfahrer ruft etwas aus seinem Fahrerfenster. Dann ist es 11 Uhr und Stille tritt ein. Weitgehend zumindest. Weil immer noch einmal einer dazukommt und eine Begrüßung murmelt.
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Aber grundsätzlich sollen es einfach 30 sprachlose Minuten sein, hat Hans Gotthelf Wendt gesagt und auf sein Schild gezeigt. Er überlässt das Reden lieber Luise Flender. Und überhaupt. „Es ist schon viel zu viel geredet worden“, findet der Kreuztaler.
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