Siegen. Bei der Gala der Filmmusik im Apollo-Theater Siegen legt die Philharmonie Südwestfalen den Schwerpunkt auf die Disney-Welt. Alle sind „happy“.
„Wir sind einfach nur happy“, ruft Johannes Klumpp am Ende des Abends, der mit Pause immerhin gut zweieinhalb Stunden gedauert hat. Glücklich seien sie, weil sie wieder für Menschen auf der Bühne stehen können. Und darüber, dass auch so viele ins Apollo-Theater in Siegen gekommen seien, um die „Gala der Filmmusik“ zu genießen. Und weil alle so „happy“ sind, gibt es zum Finale eben „Happy“ aus dem Film „Despicable Me 2“ („Ich – Einfach unverbesserlich 2“) zu hören.
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Das Lied aus dem Animationsfilm schließt ein Programm ab, das überwiegend Musik aus ebensolchen Filmen enthalten hat. Nahezu ausschließlich auch aus dem Hause Disney, was für viele Zuhörer im gut gefüllten Apollo-Saal ein erkennbares Vergnügen ist. Immer wieder gibt es bei der Premiere ein verzücktes „Hach“ aus den Reihen zu hören.
Siegen: Gala der Filmmusik – ganz ohne Politik geht es nicht
„Jetzt wird’s uns aber zu bunt“, ist das Motto in diesem Jahr, mit dem Schwerpunkt „Disney und Zeichentrick“. Dafür ist nicht ein Klassiker im Sinne von Korngold, Steiner oder Herrmann im Programm. Was aber nicht heißt, dass es kein bisschen vom „Golden Age“ der vollen und plüschig-weichen Klänge gibt. Zum Beispiel gleich mit der Ouvertüre von „Beauty And The Beast“, die Alan Menken ganz im klassischen Stil komponiert hat. Ein Highlight: Johannes Klumpp, der keine Sekunde stillsteht auf seinem Podium, der mitschwingt und -tanzt und auch mal ordentliche Schraubensprünge zum Abschluss in die Luft kapriziert. Er ist schon nach dem Auftakt völlig verschwitzt und außer Atem, was ihn aber nicht daran hindert, noch genug Luft für seine launigen Moderationen zu haben.
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Ganz ohne Politik geht es nicht vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise. Zumindest auf der Leinwand gebe es Despoten, die nicht ganz so schlimm seien, merkt der Dirigent einmal an. Bei einem anderen Menken-Werk, zur Meerjungfrau Arielle, kann er sich vorstellen, dass sie von ihren Freunden gewarnt wird, an die Oberfläche zu schwimmen, wo es doch so unschöne Dinge wie Corona und Putin gebe. Ansonsten aber bleibt die Politik außen vor, begeben sich Musiker und Gäste nur zu gern für 130 Minuten in die bunte Phantasiewelt des Kinos und lassen den bitterbösen Alltag hinter sich zurück.
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Über die Qualität der Philharmonie Südwestfalen muss eigentlich nicht viel gesagt werden: Irgendwie spielen die Musiker und ihr Gastdirigent dennoch noch einmal in besonderen Sphären, lassen die unsterblichen Melodien aus dem „Lion King“ oder „Aladdin“ ganz besonders schön erklingen. Auch Musik von Michael Giacchino ist vertreten: Aus „Spider-Man“ und „The Incredibles“ – mit Kompositionen, die wohl nicht zufällig sehr stark an bekannte Motive aus Bond-Soundtracks angelehnt sind.
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Dass Giacchino auch ganz ruhig kann, wird mit einer Suite aus „Ratatouille“ bewiesen. Natürlich ist eine Ratte als verhinderter Chefkoch wieder eine Steilvorlage für Johannes Klumpp, der zudem bei seinen Moderationen gern auf die Filmgeschmäcker seiner Töchter und deren Entwicklung zurückgreift.
Apollo-Theater Siegen: Gala der Filmmusik – auch die Klassiker fehlen nicht
Selbstverständlich dürfen ein paar absolute Klassiker nicht fehlen: „Mary Poppins“ ist ebenso vertreten wie das „Dschungelbuch“, dazu noch der wunderschöne Ohrwurm „Somewhere Over The Rainbow“ von 1939, was wiederum Gedanken an die Gegenwart hervorruft. Der Song von Harold Arlen wird von Katharina Micada auf der Singenden Säge gespielt, auch ein Hörerlebnis, das es nicht so oft in Konzerten mit diesem Klangkörper gibt.
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Tom und Jerry dürfen sich musikalisch verfolgen und verprügeln, mit einigen klassischen Einsprengseln in der Komposition von Scott Bradley. Ein bisschen Madagaskar und „Frozen“ gibt es auch noch. Und vor dem „Happy“-Ausbruch steht das „Signature“-Thema der jährlichen Gala: die kraftvolle Segeltour der Piraten aus der Karibik. Das alles mit hervorragend eingesetzten Lichteffekten und eben diesem Dirigenten, der nach solchen Abenden kaum noch in ein Fitnessstudio muss. Die Musiker und er haben sich jedenfalls auch diesmal wieder die Begeisterung der Siegener Zuhörer mehr als verdient. Weil es ja eigentlich zu bunt in solchen Zeiten gar nicht zugehen kann.
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