Hilchenbach. Mit Akihiro Takeda sind nun alle Stellen der „ersten Geige“ in der Philharmonie Südwestfalen besetzt. Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll.

Evgenia Gelen hat russische Wurzeln, Sangmin Park koreanische und Akihiro Takeda wurde in Tokio geboren. Alle haben völlig unterschiedliche Lebensläufe, sie verbindet ihre Leidenschaft für das Geigenspiel, für klassische Musik, für die Philharmonie Südwestfalen. Dort besetzen sie die Positionen der drei Konzertmeister.

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Evgenia Gelens Mutter war Violinistin und Konzertmeisterin. „Schon in ihrem Bauch wurde ich musikalisch geprägt“, sagt sie. Mit 5 bekam sie ihre erste Geige, die seitdem in ihrem Leben im wahrsten Wortsinn die erste Geige spielt. Dass sie ab sofort jeden Tag üben musste, hat ihr nicht immer Freude bereitet. „Meine Mutter war sehr streng“, sagt sie, „aber das war für Russland normal.“

Philharmonie Südwestfalen: Violinistin Evgenia Gelen stach schon als Kind heraus

Dafür konnte sie schon früh die Früchte der harten Erziehung ernten: Mit acht Jahren stand sie als Solistin auf der Bühne der Musikschule für Hochbegabte im Moskauer Konservatorium, wo sie auch Musik studierte. Gelen wurde Preisträgerin bei Musikwettbewerben in ihrer Geburtsstadt Taschkent, in Vilnius, Sofia, Nowosibirsk und Pjöngjang. Mit 23 kam sie nach Deutschland, setzte ihr Musikstudium in Freiburg fort und spielte neben Soli auch in Orchestern. Nach Stationen in Baden-Baden, Moskau und Bratislava machte die Philharmonie Südwestfalen sie 2010 zur 1. Konzertmeisterin.

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Sie ist nicht die einzige in der Familie, bei der Musik die Hauptrolle spielt. Ihr Mann, ebenfalls Geiger, ist 2. Konzertmeister bei den Düsseldorfer Sinfonikern, ihr Sohn (14) Jungstudent am Konservatorium in Maastricht. „Mit meinem Sohn bin ich genau so streng wie früher meine Mutter mit mir. Der hat keine andere Wahl als Musiker zu werden“, sagt sie lächelnd. Sein Talent stellte der Junge mit neun Jahren beim Konzert der Philharmonie bei KulturPur, gemeinsam mit seiner Mutter, unter Beweis.

3. Konzertmeister der Philharmonie Südwestfalen: Sangmin Park aus Südkorea

Dass Sangmin Park heute 3. Konzertmeister ist, war nicht unbedingt vorgezeichnet. Die Eltern, beide keine Musiker, drängten ihn nie, ein Instrument zu spielen. Park lernte Geige und Klavier, eher als Hobby. Mit 14 wechselte er auf ein Musikgymnasium, wählte Geige als Hauptfach, das Saiten-Virus ergriff ihn fest. Mit 16 sagte er sich: „Der Spaß ist vorbei, das soll mein Beruf werden.“

Der Karriereweg

Die Stelle wird vom Orchester ausgeschrieben. Nach Vorsichtung der Bewerber werden die aussichtsreichsten zum Probespiel eingeladen, Pflicht und Kür. Eine Kommission gibt eine Empfehlung, das Orchester stimmt ab und der Intendant als Orchesterchef entscheidet.Die Aufgaben: Nach außen sichtbar – sie sitzen links vom Dirigenten in der ersten Reihe, direkt am Bühnenrand, geben beim Einstimmen den Ton an. Evgenia Gelen: „Das könnte im Grunde jeder.“ Eher unsichtbar: Die Kommunikation zwischen Orchester und Dirigent herstellen. Gelen: „Je weniger das Konzertpublikum merkt, desto besser ist der Konzertmeister.“

Nach seinem Studium in Seoul kam er 2009 nach Deutschland, setzte die Ausbildung an der Leipziger Musikhochschule und der Meisterklasse der Musikhochschule Würzburg fort. Es folgten beeindruckende Orchesterstationen. Eine Liebe auch die Kammermusik: Konzerte des deutschen Mandelring-Quartetts in Korea beeindruckten ihn in der Jugend nachhaltig.

Philharmonie Südwestfalen: Akihiro Takeda war zuvor Konzertmeister in Dortmund

Auch Akihiro Takeda zog es mit 20 nach Deutschland, 2012 war das. „Hier gibt es gute Orchester und sehr gute Lehrer“, sagt er. Wie Park ist er musikalischer Spätstarter, der erst mit 16 Jahren ein Geigenstudium beginnen wollte. Aus Berlin wurde nichts, Folkwang-Universität Essen und anschließende Meisterklasse an der Nürnberger Hochschule für Musik sind aber allemal erste Adressen für angehende Berufsmusiker.

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Nach Karrierestationen in Japan wurde er Konzertmeister im Dortmunder Orchesterzentrum NRW und Leiter des Streicherensembles NRW. In Dortmund war Akihiro Takeda Geigensolist bei Rimski-Korsakows „Scheherazade“ und „Don Quixote“ von Strauss. Beim Zermatt-Musikfestival spielte er 2019 mit Star-Geiger Pinchas Zukerman Violinkonzerte von Bach und Vivaldi. Nun ist er der neue 2. Konzertmeister der Philharmonie Südwestfalen. Die Freude für diese neue Aufgabe ist Akihiro Takeda ins Gesicht geschrieben.

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