Netphen. Die Bäume in Grissenbach haben keine Chance. Dagegen soll es für das Gewerbegebiet Auf der Braas in Netphen Gestaltungsvorschriften geben.
Mit 22 gegen neun Stimmen ist der Rat dem Antrag der CDU-Fraktion gefolgt, für das Gewerbegebiet auf der Braas eine Gestaltungssatzung zu erlassen. Drei Stadtverordnete haben sich der Stimme enthalten.
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Braas
Die Stadt will vor allem Kleingewerbetreibende auf die Braas holen, die Grundstücke sollen höchstens 1200 Quadratmeter groß sein. Auf dem Gelände finden sich derzeit bereits einige Handwerksbetriebe und zwei Übergangsheime der Stadt für Flüchtlinge, von denen eines abgerissen wird. Eigentlich war das Gelände nach dem Bau der Umgehungsstraße für die Kleinbahngleise und einen neuen Bahnhof vorgesehen; die Kreisbahn hatte die Strecke dann allerdings schon vor Eröffnung der Ortsumgehung aufgegeben. Das Areal sei eine „Pforte“ für Netphen, sagte Sebastian Zimmermann (CDU). Gestaltungsvorschriften seien erforderlich, „damit wir nicht Vorhaben genehmigen müssen, die wir dort nicht wollen“. Der dort auch schon einmal vorgesehene Neubau einer Stadthalle ist kein Thema mehr.
„Es wird sich um sehr begehrte Gewerbegrundstücke handeln“, sagte Lothar Kämpfer (SPD) mit Blick auf das anstehende Bieterverfahren. Bei der Zuteilung der Grundstücke möge dei Stadt nicht ausschließlich nach dem erzielbaren Kreis entscheiden, forderte Kämpfer, sondern auch nach Tarifbindung, Ausbildungsquote und der Verwendung regenerativer Energien. Manfred Heinz (SPD) mahnte zur Gleichbehandlung: Im benachbarten Gewerbegebiet Auf der Lemsche und in der Dell in Helgersdorf gebe es solche Einschränkungen nicht. Vorrang vor Ästhetik müssten die Erfordernisse des Betriebs haben, „Gewerbe fordert nun einmal auch funktionale Gebäude“, sagte Heinz weiter. „Wir sind nicht in der Lage, uns leisten zu können, Gewerbebetriebe zu blockieren.“
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Silvia Glomski (Grüne) begrüßte die Konzentration auf kleine und mittlere Betriebe. „Die sind für uns enorm wichtig.“ Lohnen könne es sich für die Stadt, sich auch um die Parzelle zu bemühen, die noch im Eigentum der Kreisbahn ist. „Das wird sich auf Dauer bezahlt machen.“ Kämmerer Hans-Georg Rosemann schlug vor, mit dem Beginn es Bieterverfahrens zu warten, bis die Gestaltungsvorschriften feststehen, nach denen sich die Investoren richten sollen.
Zerstörte Wirtschaftswege
Das Land soll mit einem Förderprogramm die Wiederherstellung von Wirtschaftswegen und Waldzufahrten unterstützen, die durch den Abtransport von Käferholz beschädigt worden sind. Das hat der Rat einstimmig beschlossen. Alexandra Wunderlich (CDU) machte darauf aufmerksam, dass es ein solches Förderprogramm für den Privatwald bereits gibt – allerdings mit einem Zuschuss von nur 70 Prozent. „Damit kommen wir nicht weiter.“ Denn die Haubergsgenossenschaften seien nach den erlittenen Verlusten nicht in der Lage, einen Eigenanteil von 30 Prozent aufzubringen. „Die können das gar nicht.“
Hofgarten
Ein anderes Gestaltungsthema hat der Rat indes – wie berichtet – negativ erledigt: Die Ahornbäume im Hofgarten in Grissenbach werden dem Ausbau der Straße weichen. Eigentlich seien es nur vier, nicht fünf, stellte Silvia Glomski (Grüne) klar: Der fünfte Baum sei bereits krank und zudem „ziemlich kleinwüchsig". Der Rat beschloss mit einer Gegenstimme und sechs Stimmenthaltungen. „Wir könnten uns eine andere Entwicklung vorstellen“, sagte Klaus-Peter Wilhelm (CDU) und verwies auf ein Schreiben von Prof. Dr. Klaudia Witte, Vorsitzend des Naturschutzbeirates und des Naturschutzbundes (Nabu) Siegen-Wittgenstein.
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„Wenn der Hofgarten zu einer 4,75 Meter breiten Straße ausgebaut wird, können die fünf Ahornbäume in die Straße integriert werden“, heißt es in dem Schreiben. „Zwischen den Bäumen gäbe es Buchten zum Ausweichen bei Gegenverkehr. Auch würden sich solche Buchten als Parkmöglichkeiten anbieten. Von diesen Parkmöglichkeiten würden auch die neuen Anlieger profitieren.“ Der Kanal könne anders gelegt werden: entweder in die Fahrbahnmitte statt auf die Seite der Bäume oder auf einem städtischen Grünstreifen unterhalb der Bauplätze statt oberhalb. „Der jetzige Hofgarten ist Radweg im Radwegenetz des Rothaarsteiges. Die Abholzung der Ahornbaumreihe würde das jetzige Landschaftsbild zerstören und den Erlebniswert stark mindern.“
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