Aue-Wingeshausen. Seit Jahren unterstützt der Dorfverein Muradi bei seinen Bemühungen, in Deutschland bleiben und arbeiten zu dürfen. Doch es gibt ein Problem.

Elvin Muradi hat einen Traum: Er möchte endlich seine Ausbildung zum Altenpfleger in Bad Berleburg beginnen. Den Vertrag hat der 31-Jährige, der gebürtig aus Aserbaidschan kommt, bereits – beginnen aber darf er damit nicht. Der Grund: Er ist nur geduldet und benötigt das Okay vom Ausländeramt in Siegen. Das jedoch lehnt die Ausbildung ab, da Elvin keinen gültigen Pass besitzt. Den wiederum kann er erst beantragen, wenn er den Wehrdienst abgeleistet hat. Erst danach könne er in Deutschland seine Ausbildung beginnen. Für den 31-Jährigen und seine Familie ist es eine schwere Zeit. Täglich haben sie Angst davor, abgeschoben zu werden.

Die Ankunft in Deutschland

Doch der Reihe nach: Im Jahr 2017 kam der heute 31-Jährige nach Deutschland mit dem Ziel, eine Ausbildung und Arbeit zu finden. In seiner ehemaligen Heimat fühlte sich Muradi nicht mehr sicher. Acht Jahre lang hatte er in Aserbaidschan in einer Apotheke gearbeitet. Dort aber entdeckte er in einem der Lager einige Missstände, mit denen er nicht arbeiten konnte. „Ich wollte ehrlich arbeiten“, sagt er.

Was folgte war ein Paragraf in seinem Arbeitsbuch, welcher die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle fast unmöglich machte. „Ich hatte Probleme in meiner alten Heimat und mein Vater riet mir, das Land lieber zu verlassen. Immerhin habe ich Kinder, die versorgt werden müssen.“ Das tat er. Mit einem polnischen Visum reiste er in Deutschland ein, stellte 2019 einen Asylantrag, der am 23. April 2019 abgelehnt wurde und ist seitdem geduldet. Seitdem muss sich Muradi Monat für Monat um eine Duldungsverlängerung kümmern.

Praktikum im Altenheim

Derzeit wohnt er gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern in Aue-Wingeshausen. Dort lernt er seit Jahren Deutsch, hilft bei gemeinsamen Aktionen, beispielsweise der Mäh-Aktion und absolvierte ein Praktikum in einem Bad Berleburger Altenheim. „Er hat die Zusage auf einen festen Ausbildungsplatz im Pflegebereich, ist in unseren Ortschaften hervorragend integriert, allerdings bekommt er keine Ausbildungsduldung. Und dies, obwohl wir mit einem Petitionsantrag im NRW-Landtag erfolgreich waren“, so Helmut Keßler, Vorsitzender des Dorfvereins Aue-Wingeshausen.

„Wir sehen derzeit keinen anderen Ausweg, als den Fall in die Öffentlichkeit zu transportieren. Nicht weil der Dorfverein im Mittelpunkt stehen möchte, sondern weil wir an eine Zukunft von Elvin Muradi in Deutschland glauben.“ Gemeinsam mit Horst Seeger hat er die Familie Muradi bereits bei vielen Behördengängen begleitet. Gemeinsam waren sie beim Landtag in Düsseldorf und bei der Aserbaidschanischen Botschaft in Berlin. „Den Wehrdienst abzuleisten, könnte im Hinblick auf die aktuelle Situation in seiner ehemaligen Heimat den Tod von Ervin Muradi bedeuten“, sagt Keßler.

Die Krux: Ohne Wehrdienst kein neuer Pass und ohne Pass keine Ausbildungsduldung. „Dabei hört man immer wieder, dass Altenpfleger händeringend gesucht werden. Er könnte sich und seiner Familie eine Existenz aufbauen und läge niemanden mehr auf der Tasche. Er möchte arbeiten, doch er darf nicht.“ Aufgeben aber ist für Muradi und dem Dorfverein keine Option.