Netphen. Zur Not werden auch Badezeiten für das Publikum gekürzt – diese Weisung hat der Rat den Mitgliedern der FON-Gesellschafterversammlung erteilt.

Der Rat hat seine Vertreter in der Gesellschafterversammlung der Freizeitpark Obernautal gGmbH (FON) angewiesen, Kapazitäten für mehr Schwimmunterricht „zu suchen und zu finden“. Gegen den Antrag der CDU-Fraktion stimmte Klaus-Peter Wilhelm (UWG).

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Nur 40 Prozent sichere Schwimmer in der Klasse 4 , in der Klasse 6 etwa die Hälfte Nichtschwimmer: Das sind Ergebnisse von Nachfragen der Verwaltung an einzelnen Schulen. Die CDU-Fraktion fordert, dass bis Ende 2022 alle schulpflichtigen Kinder in der Stadt das Schwimmen gelernt haben und danach das Schwimmen bereits im ersten Schuljahr unterrichtet wird – nicht erst, wie bisher in den Klassen 3 und 4. „Belegungszeiten im Schwimmbad müssen dafür notfalls freigemacht werden“, sagte Sebastian Zimmermann (CDU).

Defizit des Freizeitparks Netphen in der Pandemie verdoppelt

Nach den finanziellen Konsequenzen fragte Manfred Heinz (SPD): „Der Geschäftsführer muss schließlich Geld verdienen.“ Tatsächlich rutscht der Betrieb des gesamten Freizeitparks während der Pandemie tief in die roten Zahlen: 750.000 schoss die Stadt bisher jährlich zu. 1,25 Millionen Euro waren im Entwurf des Haushalts für 2022 zunächst veranschlagt. „Das müssen wir nach oben anpassen“, kündigte Kämmerer Hans-Georg Rosemann dann unmittelbar vor der Abstimmung über den Etat an: 1,5 Millionen Euro Defizit werden nun veranschlagt, die allerdings zunächst noch nicht sichtbar werden: Die Mehrausgabe wird „isoliert“ und zusammen mit insgesamt 3,517 Millionen Corona-Schäden in diesem Jahr nach 2025 finanziert und abgetragen.

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Kinder warten seit Sommer auf Schwimmkurs

Auf dieses vergrößerte Defizit wies Sebastian Zimmermann (CDU) denn auch hin: Die Erwartung, mit dem Bad Geld zu verdienen, „entbehrt einer gewissen Grundlage“. Die Stadt finanziere das Freizeitbad als Bestandteil von Daseinsvorsorge. Netphener Kinder müssten folglich auch schwimmen lernen können, „wenn man sich den Luxus eines solchen Bades schon gönnt“. Das Angebot könne sogar „kostenneutral“ sein, weil private Schwimmschulen wie andere Gäste auch für den Badbesuch bezahlten. Der CDU-Fraktionschef erwähnte eine weitere Konsequenz für junge Nichtschwimmer: Sie seien von den Wangerooge-Fahrten des Gymnasium ausgeschlossen.

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Dr. Sandra Groos (CDU) berichtete von Wartelisten für Schwimmkurse: Kinder, die nach den Sommerferien angemeldet wurden, seien immer noch nicht zum Zuge gekommen. Erschwerend komme hinzu, dass während der Pandemie auch so mancher Hallenbadbesuch in der Freizeit unterbleibe: „Die Familien trauen sich nicht.“

FON: Bad zu klein – Wasserflächen reichen nicht aus

FON-Geschäftsführer Raik Richter verwies auf die bestehenden Angebote: Neben dem Schulschwimmen, für das montags bis freitags Bahnen reserviert sind, hat die FON selbst Babyschwimmen, Bambini-, Anfänger- und Fortgeschrittenenschwimmen im. Der TVE Netphen habe bisher selbst das Bad montags- und donnerstags abends belegt. Den Schwimmunterricht am Samstag habe der Verein nicht bedienen können, weil er dafür keine ehrenamtlichen Trainer hat. „Das Problem ist die Wasserfläche an sich.“ Die reiche – deutschlandweit – nicht aus, um alle Nutzungsanforderungen zu erfüllen. Hallen- und Freibad sollten für Netphen auch Bestandteil des touristischen Angebots und der Freizeitgestaltung sein. Das, so Richter, könne die FON nicht mehr erfüllen, „wenn wir nur noch ein Lehrschwimmbad sind“.

Bereits vor einigen Jahren hatte die FON allerdings auch die Öffnungszeiten des Bades gekürzt und dies mit Personalmangel begründet. Seitdem ist bereits um 20 Uhr Schluss und nicht wie vorher um 22 Uhr.

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