Netphen. Wie wieder mehr Kinder schwimmen lernen können, ist offen. Dafür steht fest, dass es in der Turnhalle dunkler bleibt, als Sportler das wünschen.

Schwimmen und Tischtennis: Beide Sportarten beschäftigen gerade die Politik.

Schwimmen: Fast jedes zweite Kind in Netphen lernt es nicht

Netphener Kinder sollen schwimmen können. Darin ist sich auch der Jugend- und Sportausschuss einig, der jetzt über einen Antrag der CDU-Fraktion beraten hat. In den nächsten vier Wochen will die Verwaltung klären, welchen Bedarf an Schwimmunterricht die Schulen haben, welche Kapazitäten die Vereine mit Schwimmsportabteilungen haben und wie viel Platz im Belegungsplan des Freizeitbades ist.

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Thorsten Vitt, Leiter des Fachbereichs Schulen und Soziales, konnte nur auf Schätzungen verweisen: An der Grundschule Netphen wird ein Anteil von 40 Prozent „sicheren Schwimmern“ in der Klasse 4 genannt, ein Lehrer der Sekundarschule hält die Hälfte seiner 6. Klasse für Nichtschwimmer. Das „Seepferdchen“, das irgendwann einmal in der Grundschule erworben wird, sage wenig über die Schwimmfähigkeit von Jugendlichen aus, die danach kein Bad mehr aufgesucht haben: „Man muss dranbleiben.“

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FON verweist auf fehlende Beckenkapazitäten

„Für Kinder wird es immer schwieriger, schwimmen zu gehen“, stellte Benedikt Büdenbender (CDU) fest – die langen Schließungszeiten der Bäder während der Pandemie hätten die Situation weiter verschlechtert. Dass der Geschäftsführer der städtischen Freizeitpark Obernautal GmbH (FON) die Initiative der CDU begrüße, dem Schwimmunterricht Vorrang zu geben, sei zwar positiv. „Es wäre noch schöner, wenn man seitens der FON auch entsprechend agieren könnte.“ Der Verweis auf nicht mehr vorhandene freie Beckenkapazitäten überzeuge nicht. „Wenn man etwas möchte, dann schafft man das auch.“

Überdies, so wird die FON-Stellungnahme in der Vorlage der Verwaltung zitiert, fehle es den Vereinen an Trainern. Dem widersprach Dr. Myriam Schulze (CDU): Allein sie kenne zwei Schwimmtrainer, die Unterricht anbieten würden, wenn denn Zeiten zur Verfügung gestellt würden. Die Wartezeit auf Schwimmkurse betrage derzeit bis zu anderthalb Jahre. „Jedes Jahr ertrinken mehr Kinder.“ Es sei vertretbar, auch Zeiten für den öffentlichen Badebetrieb zugunsten von Schwimmunterricht aufzugeben: „Kinder sind unsere späteren Kunden im Schwimmbad.“

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Lothar Kämpfer (SPD) nannte die Kritik an der FON „unseriös“. Das Problem, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen, bestehe schließlich nicht nur in Netphen. „Wir sollten nicht mit Vorwürfen arbeiten, damit beschmutzen wir unser Bad.“

Tischtennis: LED-Röhren in alte Leuchten

Die Stadt will in der Turnhalle Obernetphen keine neue LED-Beleuchtung installieren, sondern die vorhandenen Fassungen mit LED-Röhren ausstatten („Retrofit“). „Das funktioniert ohne Problem“, verwies Beigeordneter Andreas Fresen auf Erfahrungen mit diesem Vorgehen in der Dreisbachhalle, „der Austausch der Röhren ist völlig ausreichend“. Vor allem, so Kämmerer Hans-Georg Rosemann, käme die Stadt dann mir rund 16.000 statt 60.000 Euro aus. „Das Geld sollten wir lieber in andere Hallen investieren, wir haben einen riesigen Investitionsstau.“ Die Obernetpher Halle sei derzeit sogar die Sporthalle mit dem besten Zustand im Stadtgebiet.

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Neben den Schulen belegt die Tischtennisgemeinschaft (TTG) die Halle. Der Verein hatte sich an die Ratsfraktionen gewandt und gegen Retrofit argumentiert. „Hier wird geflickschustert“, pflichtete Tobias Glomski (Grüne) bei. Der Komplettaustausch der Lampen sei nachhaltiger und klimafreundlicher. Benedikt Büdenbender (CDU) verwies darauf, dass auch mit Retrofit eine Lichtleistung von mehr als 600 Lux erreicht werde. Das genüge für die NRW-Liga – die von der TTG gewünschten 1000 Lux seien nicht Bedingung: „Ich fühle mich ein wenig hinten rumgehoben.“ Für den Schulsport reichten sogar 300 Lux aus, ergänzte der Kämmerer. „Alles andere ist Goodwill gegenüber der TTG.“

Kunstrasen gegen Hallenbeleuchtung

Die Diskussion wurde grundsätzlicher. Als „unfair“ bezeichnete Lothar Kämpfer (SPD) bezeichnete das Argumentieren gegen den Wunsch der TTG. „Beim Fußball haben wir überhaupt kein Problem, Geld für Rasenplätze auszugeben, egal ob der Verein erfolgreich ist oder nicht“. Es sei „nicht angemessen, unterschiedlich mit Vereinssportarten umzugehen". Benedikt Büdenbender (CDU), selbst Vorstand der Salchendorfer Germania, widersprach. Statt mit Kork, wie von den Vereinen vorgeschlagen, seien die neuen Kunstrasenplätze mit Gummigranulat gefüllt worden. „Auch da hat die Verwaltung nicht alle Wünsche erfüllt.“ Bürgermeister Paul Wagener verwies darauf, dass die Fußballvereine mit einer Kostenbeteiligung von 40 Prozent „ganz gewaltig“ mitbezahlt hätten: „Auch bei der TTG haben wir immer wieder mal nach einem Eigenanteil angefragt. Die Reaktion war Null.“

Mit acht gegen fünf Stimmen lehnte der Ausschuss bei zwei Stimmenthaltungen den LED-Antrag der Grünen ab. Es bleibt beim Retrofit.

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