Rinsdorf. Die Talbrücke Rinsdorf an der A 45 wird am 6. Februar gesprengt. Ablauf, Sperrungen, Zeitplan Sicherheitszonen: Hier geht’s zu unserem Überblick.
Die Pfeiler der Talbrücke Rinsdorf werden wie Zollstöcke einknicken, die Fahrbahn wird in einer senkrechten Linie zu Boden fallen. Die Sprengung an der A 45 am Sonntag, 6. Februar, wird eine Premiere sein, wie die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Westfalen, betont: „Denn noch nie wurde in Deutschland so eine hohe Brücke gesprengt.“
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Das Bauwerk ist fast 500 Meter lang und an der höchsten Stelle fast 72 Meter hoch – „schon eine ausgewachsene Brücke“, sagt Sprengmeister Michael Schneider. Er und sein Team haben 1850 Löcher für insgesamt 120 Kilo Sprengstoff gebohrt. Wo diese zu platzieren sind, basiert auf genauesten Berechnungen. „Die ersten, die kommen, sind die Statiker“, erklärt der Spezialist den Ablauf eines solchen Projekts. Diese ermitteln Punkte, „um die Statik gezielt herauszunehmen“. Explosionen gibt es deshalb jeweils am Fuß und auf etwa halber Höhe der riesigen Pfeiler, die sich nach der Zündung sauber zusammenfalten. „Wir jagen nichts in die Luft“, erläutert Michael Schneider die Aufgabe der Sprengexperten. Das Gegenteil sei der Fall: „Wir bringen Sachen auf den Boden runter.“
A 45 bei Siegen: Erste Hälfte der neuen Talbrücke Rinsdorf steht bereits
Die Fahrbahn ist dafür bereits „geleichtert“: Um die Erschütterung bei ihrem Aufschlag zu verringern, wurde vorab schon soviel Material wie möglich entfernt, also etwa Fahrbahnbeläge, Aufbauten oder Auskragungen. Aktuell ist von der Fahrbahn deshalb nur noch eine Art Gerippe zu sehen. Im Tal wurde zudem ein Fallbett angelegt, dass die Trümmer auffängt, um Schäden an Eiserfelder Straße und Heckebach zu verhindern.
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Außerdem darf die bereits errichtete erste Hälfte der künftigen Brücke nicht beschädigt werden. In Rinsdorf thront – noch – eine von nur vier Großbrücken an der A 45, die nicht aus zwei Bauwerken bestehen. Für gewöhnlich gibt es pro Fahrtrichtung ein Brückenbauwerk, doch in Rinsdorf ruhten bisher die Fahrbahnen beider Richtungen auf gemeinsamen Pfeilern. Das erforderte zunächst den Neubau der ersten Hälfte der neuen Brücke, schließlich muss der Verkehr auch während der Maßnahme weiterfließen können. Wenn dann auch die zweite Hälfte steht, wird die erste an diese herangeschoben. Das wird nach momentaner Einschätzung von Autobahn Westfalen im Jahr 2024 geschehen.
A 45 bei Siegen: Wegen Sprengung der Talbrücke Rinsdorf kommt es zu Sperrungen
Die A 45 ist am 6. Februar von 10 und 17 Uhr zwischen den Anschlussstellen Siegen-Süd und Wilnsdorf vollgesperrt. Auch die L 907 durch Rinsdorf wird bereits ab den frühen Morgenstunden gesperrt, um den Ortsteil „vor einem Verkehrschaos zu schützen“, so Autobahn Westfalen. Einwohnerinnen und Einwohner dürfen passieren, müssen sich aber am Kontrollpunkt ausweisen.
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In einem Radius von 300 Metern um die Brücke wird eine Sicherheitszone eingerichtet. Etwa 60 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks sorgen dafür, dass Unbefugte diese Zone nicht betreten. Wer die Sprengung vor Ort verfolgen möchte, muss sich also einen Aussichtspunkt in einiger Entfernung suchen. Autobahn Westfalen bittet aber „vor dem Hintergrund der beengten Verhältnisse eindringlich“ darum, dem Gelände weiträumig fernzubleiben und das Geschehen statt dessen im Fernsehen zu verfolgen.
Sprengung der A 45-Talbrücke Rinsdorf bei Siegen: Um 11 Uhr wird gezündet
Der Ablaufplan steht bereits:
Um 10.40 Uhr ertönt das erste lange Sprengsignal, „eine Pressluftfanfare, die weithin zu höhren ist“, sagt Michael Schneider.
Um 10.58 Uhr folgt das zweite Sprengsignal in Form von zwei kurzen Fanfarentönen, die darauf hinweisen, das die Zündung unmittelbar bevorsteht.
Um 10.59 Uhr gibt es eine „Vergrämungssprengung“. Dieser laute Knall soll Vögel, die sich im und am Bauwerk aufhalten, aufscheuchen und vertreiben.
Um 11 Uhr wird gezündet und die Brücke fällt kontrolliert in sich zusammen.
An der bereits fertigen neuen Brückenhälfte werden Geräte anbracht, um die Erschütterungen zu messen. Außerdem werden Prüfingenieure das Bauwerk nach erfolgte Sprengung der alten Brücke genau in Augenschein nehmen. „Die neue Brücke wird noch einmal auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie wieder freigegeben wird“, erklärt Michael Schneider. Außerdem werden Absperrungen errichtet, „damit niemand auf den Trümmerhaufen klettern kann“, sagt der Sprengmeister. Manche Menschen kämen nämlich auf genau diese Idee, unter anderem, um sich ein Gesteinsstück als Andenken mitzunehmen. Kletterpartien dieser Art seien auf einer Großbaustelle, erst Recht auf einem Trümmerberg, aber gefährlich.
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