Netphen. Zuerst soll Klarheit über die Schulbau-Pläne mit einem Schulzentrum auf der Haardt geschaffen werden. Verabschiedung des Etats nächste Woche.
Die zukünftige Gestaltung der Schullandschaft rückt ins Blickfeld – und zwar so sehr, dass der Rat die Verabschiedung des Haushaltsplans um eine Woche verschiebt. Abgewartet werden soll die Runde der Fraktionsvorsitzenden mit der Verwaltungsführung am Montag. Dort will die Verwaltung über den Stand ihrer Überlegungen informieren.
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Der Stand der Dinge
Dass der Bürgermeister den Etat bereits davor zur Verabschiedung vorlegt, erwecke den Eindruck, „dass Sie mit haushaltsplanerischen Mitteln einen vom Rat beschlossenen Antrag ins Aus drängen wollen“, heißt es in der Haushaltsrede von Grünen-Fraktionschefin Silvia Glomski. In dem Haushaltsplan sind Mittel für die Erweiterung der Grundschule Niedernetphen und des Gymnasiums vorgesehen. Dem stehen andere Vorstellungen entgegen:
Bereits im März 2021 hat der Rat eine Machbarkeitsstudie für die Idee gefordert, die Sekundarschule in einen Neubau oberhalb des Gymnasiums auf die Haardt ziehen zu lassen – dort ist im Flächennutzungsplan bereits eine „Sonderbaufläche Schule“ ausgewiesen. Die Grundschule, bisher mit Dependancen in Nieder- und Obernetphen, könnte dann die Räume der Sekundarschule auf dem Kreuzberg übernehmen.
Die Grundschule Netphen wünscht sich dagegen einen Neubau an anderer Stelle – genannt wurde zuletzt dass bisherige Eisstadion.
Im Haushaltsplan veranschlagt ist das Geld für die zuerst diskutierte Lösung: ein Erweiterungsbau in Niedernetphen, für den das benachbarte ehemalige Lehrerwohnhaus abgerissen werden müsste.
Ungehaltene Reden
Die Fraktionen haben wegen der Pandemie eine Pairing-Vereinbarung abgeschlossen: Außer dem Bürgermeister waren nur 17 Stadtverordnete da – sechs von der CDU, je vier von SPD und UWG, zwei von den Grünen und einer von der UWG.Die Haushaltsreden wurden nicht gehalten, sondern zu Protokoll gegeben.
Mehr als 40 Millionen Euro – oder nur acht?
Bisher habe die Verwaltung den Ratsbeschluss für eine Machbarkeitsstudie „aktiv und passiv konterkariert“, stellt SPD-Fraktionschef Manfred Heinz in seiner Haushaltsrede fest. Gemeint sind damit offensichtlich Hinweise, dass das Baugrundstück auf der Haardt nicht zu haben sei – und zwischenzeitlich kursierende Kostenschätzungen: Demnach würde der Neubau einer Grundschule acht Millionen Euro kosten, das Schulzentrum auf der Haardt dagegen mehr als 40 Millionen Euro, allerdings einschließlich Sporthalle, Umbau der dann ehemaligen Sekundarschule zur Grundschule und Erweiterung der Grundschule Dreis-Tiefenbach.
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Die nächsten Schritte
SPD, Grüne und FDP halten daran fest, die Möglichkeiten für ein Schulzentrum auf der Haardt weiter zu untersuchen. Die CDU hält sich in der Standortfrage bedeckt: Ihre Unterstützung gelte Gymnasium und Sekundarschule „mit ihrer jeweils individuellen Aufgabenstellung und Ausprägung – beide gilt es zu erhalten und auszubauen“, schreibt Fraktionschef Sebastian Zimmermann in seiner Haushaltsrede. Im Schulausschuss hatte Alexandra Wunderlich (CDU) sich für den Grundschul-Neubau im Eisstadion ausgesprochen. „Die Entscheidung über das Eislaufen ist gefallen, mir persönlich gefällt dieser Vorschlag sehr gut.“ In der Konsequenz würde das bedeuten, dass die Sekundarschule bleibt, wo sie ist.
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SPD und UWG wollen keinen Schul-Neubau im Eisstadion
Die SPD-Fraktion will bei der Abstimmung über den Etat, die nun in der nächsten turnusmäßigen Ratssitzung am Donnerstag, 3. Februar, erfolgen soll, Sperrvermerke beschließen lassen: Demnach sollen Mittel für Investitionen in die Sekundarschule sowie die beiden Grundschulstandorte Nieder- und Obernetphen gesperrt werden, bis über das Schulkonzept für Netphen-Mitte entschieden ist; nur für das Gymnasium bleibt es beim grünen Licht Im Schulausschuss hatte SPD-Fraktionschef Manfred Heinz der Idee eines Schulneubaus am Standort des Eisstadions widersprochen: Das sei schon baurechtlich nicht möglich, wir sollten den Freizeitpark Freizeitpark sein lassen.“ Für die künftige Nutzung des Eisstadions gebe es andere Ideen, spielte Klaus-Peter Wilhelm (UWG) auf Wohnmobil- und Campingplatz, Indoor-Spielplatz und Tragluft-Eishalle an. Für einen Schulbau „steht das Gelände nicht zur Verfügung“.
Jetzt kommen Dreis-Tiefenbach und Hainchen an die Reihe
Von der Diskussion über die Schulen im Kernort könnten andere Standorte profitieren, allen voran Dreis-Tiefenbach. Erst vor kurzem hat die Dreisbachtalschule zum ersten Mal auf ihre Raumnot im offenen Ganztag hingewiesen. Zur Diskussion stellt die Verwaltung die Nutzung des Altbaus, in dessen oberen Etagen sich Wohnungen befinden, oder eine Aufstockung des Gebäudes am Storchennest. Die Planung für Dreis-Tiefenbach müsse „zügig passieren“, forderte Manfred Heinz (SPD) im Schulausschuss. „Höchste Priorität“ bei den Schulneubauten müsse nun Dreis-Tiefenbach bekommen, heißt es im Haushaltsantrag der SPD.
Zweiter Nutznießer ist Hainchen. Dort will die SPD 500.000 Euro im Jahr 2023 für den Ausbau des Betreuungsbereichs reservieren. Und damit die Bestandsgarantie für eine einzügige Grundschule untermauern. Manfred Heinz (SPD: „Hainchen wird die Schule ewig behalten.“
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