Dreis-Tiefenbach. Ganztagsbetreuung bringt Grundschule in Raumnot. Schwierige Planung für neues Wohngebiet. Idee: Pflegeheim statt Bahnhof in der Bismarckstraße.

Eine Grundschule mit erkennbarem Investitionsbedarf, fehlende Baulandreserven, ein unvollendetes Dorfentwicklungsprojekt und ein Verkehrsproblem in einem einst verkehrsberuhigten Wohnviertel: SPD-Fraktionschef Manfred Heinz fasst das Ergebnis schon zum Beginn des Ortsrundgangs zusammen: „Dreis-Tiefenbach braucht neue Anschübe.“

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Die Grundschule

Um die 190 Kinder besuchen die Grundschule, fast 120 sind bei der Betreuung für den verlässlichen Halbtag und den offenen Ganztag angemeldet – und es werden noch mehr, wenn ab 2026 jahrgangsweise der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz umgesetzt wird. Klassenräume werden als Betreuungsräume mitgenutzt, wobei einer eigentlich auch Teil des Forums ist, wenn die Trennwand beiseite geschoben wird – und das wird spätestens am Einschulungstag wieder einmal nötig sein. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, sagt Gabi Taugerbeck, Leiterin des offenen Ganztags (OGS).

„Ganztagsqualität braucht Geld und Raum“, sagt Karl-Wilhelm Nowak, der bis zu seiner Pensionierung die Grundschule Netphen geleitet und dem Rat angehört hat. Schulleiter Mario Zeiske stellt Konzepte vor, wie Räume für Unterricht und Betreuung zugleich genutzt werden können, der Umbau mit entsprechend multifunktionalem Mobiliar „innerhalb von fünf Minuten“ möglich ist: „Aber für das komplette Betreuungsangebot ist das nicht vertretbar“, sagt Mario Zeiske, der am liebsten den eigenen OGS-Trakt hätte. Der Wechsel sei wichtig, bekräftigt Konrektorin Susanne Virnich-El Sheik: „Der Raum wird sonst von den Kindern nicht als schöner Raum empfunden.“

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Die Grundschule wurde 1928 als evangelische Volksschule eröffnet – die ehemalige katholische Volksschule darunter ist längst Ausbildungsstätte der Friseurinnung. Mehrfach sind Erweiterungsbauten angefügt worden, das Schulgelände zieht sich den Dreisbacher Berg hinauf. Es gibt noch mögliche Bauplätze, auch Reserven innerhalb des Altbaus, in dem die Stadt derzeit noch Wohnungen vermietet. Womöglich war es ein Fehler, die ehemalige Hauptschule abzureißen, statt die Grundschule dorthin umziehen zu lassen, überlegt Manfred Heinz. Denn viele Dreis-Tiefenbacher Kinder haben einen ziemlich langen Schulweg quer durch den Ort, den sie zu Fuß zurücklegen müssen.

SPD-Fraktionschef Manfred Heinz wies darauf hin, dass das Dreis-Tiefenbacher Problem es bisher kaum auf die Tagesordnungen geschafft habe: „Die Schule hat nicht den nötigen Druck aufgebaut.“ Und wohl auch nicht die organisierte Lobby wie in anderen, kleineren Ortsteilen, in denen Zugezogene und Einheimische besser integriert sind. Karl-Wilhelm Nowak: „Ich wundere mich, dass die Leute das so klaglos hinnehmen.“ Dass die Schule seit der Erkrankung von Schulleiterin und Stellvertreterin nur kommissarisch geleitet wird – Mario Zeiske leitet eigentlich die Grundschule Deuz –, erschwer die Lage. Manfred Heinz: „Diese Schule hat Nachholbedarf im Management.“

Zu wenig Platz für den Ganztag: Rektor Mario Zeiske  (rechts) hat einen Erweiterungsbau für die Grundschule auf dem Wunschzettel.
Zu wenig Platz für den Ganztag: Rektor Mario Zeiske (rechts) hat einen Erweiterungsbau für die Grundschule auf dem Wunschzettel. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Die Baugebiete

Vom Schulhof im Storchennest führt ein Verbindungsweg Richtung Weidenau auf die Schläfe. Hier ist eine Platzreserve für die Schule, und darüber, Richtung Kreuztaler Straße, liegt das lange vergessene Plangebiet Grimberg, das jetzt aus dem Regionalplan gestrichen werden soll. „Der zweitgrößte Ortsteil Netphens kann sich nicht entwickeln“, stellt Manfred Heinz fest. Womöglich wäre der Bereich Auf der Hardt – am Hang jenseits der K 5 in Richtung Netphen – geeigneter, der im Regionalplan als Gewerbegebiet vorgesehen ist. Oder, das schlägt Planungschef Bernd Wiezorek vor, der leichter zu erschließende Bereich am Dreisbacher Berg über der Droste-Hülshoff-Straße.

Und dann ist da noch die Alte Burg als derzeit einzige Baugebiets-Reserve, die nur über eine lange Zufahrt von der Reichspfad-Siedlung aus erreicht werden kann. „Durch bewegte Topografie“, sagt Bernd Wiezorek – und in den Ort integriert ist sie auch nicht. „Das wird solitär bleiben.“ Dabei hätte der Stadtteil ein bisschen Zusammenhalt nötig. Richtig entwickelt habe sich da nichts, seit der Ort gegen seinen Willen nach Netphen eingemeindet wurde, stellt Manfred Heinz fest. Lothar Kämpfer, Ratsmitglied aus Dreis-Tiefenbach: „Dreis-Tiefenbach hat seinen ursprünglichen Charakter verloren. Wir haben heute noch die Siegener Vorwahl.“

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Bismarckstraße

„Wohnumfeldverbesserung“ war das Schlagwort in den 1980er Jahren: In Wohnvierteln wie auf dem Feldwasser in Dreis-Tiefenbach wurde der Verkehr beruhigt und die Fahrbahn gepflastert. Inzwischen stehen an der Bismarckstraße eine neue Kita, eine Tagespflege, eine Arztpraxis und mehrere Wohnanlagen. Der Durchgangsverkehr rollt und klappert über die sich lösenden Pflastersteine. Wie es denn mit einer Einbahnregelung für die Bismarck- und die parallel verlaufende Feldwasserstraße wäre, schlägt Beigeordneter Andreas Fresen vor. Die Begeisterung hält sich in Grenzen – für die Anwohner würden die Wege länger. „Ich kann nicht im Zentrum wohnen wollen, alle Angebote in Reichweite haben und das dann alles noch ohne Verkehr“, sagt Manfred Heinz.

Sieg verbindet

Der Rad- und Fußweg über die alte Bahntrasse und die stählerne Siegbrücke wird die Ortsmitte mit den Siegauen verbinden. 339.000 Euro hatte die Stadt eingeplant, als ihr im vorigen Jahr ein Landeszuschuss von 305.100 Euro bewilligt wurde. Jetzt wird es etwa 200.000 teurer, die Stadt wartet auf weitere Landesmittel.

Bei der Bebauung der Bismarckstraße wurde auch die Parzelle belegt, auf der der Zubringer auf den Bahndamm angelegt werden sollte. Nun muss der Weg länger werden, schon beim Bahnhof beginnen, und direkt an der Sieg entlang geführt werden. Womöglich sogar aufgeständert, sagt Bernd Wiezorek, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung: Das kann nötig werden, um der Sieg bei Hochwasser Ausdehnungsmöglichkeiten zu geben.

Lothar Kämpfer sieht in der Bismarckstraße eine weitere Entwicklungsmöglichkeit: An der Stelle des Bahnhofs könnte ein Pflegeheim errichtet werden. Kreistagsmitglied Annette Scholl weist darauf hin, dass es derzeit im Kreis keinen verbindlichen Pflegebedarfsplan gibt – Investoren können also bauen, ohne sich vorher einer Ausschreibung durch den Kreis stellen zu müssen: „Wir haben jetzt ein kleines Zeitfenster.“ Fraktionschef Manfred Heinz weist darauf hin, dass mit AWO (Kita) und DRK (Tagespflege) mögliche Betreiber schon in der Nähe aktiv sind. Fehlen die Investoren. Und das Bahnhofsgrundstück, das nach wie vor der Kreisbahn gehört. „Kann sich der Bürgermeister darum kümmern?“

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