Siegen. Die beiden Demos in der Siegener Unterstadt sind nicht leicht auseinanderzuhalten – die Gegner der Corona-Politik nutzen die Verwirrung.

Es ist kalt am Montagabend. Das vorherrschende Gefühl in der Siegener Innenstadt ist Verwirrung. Die große Frage gegen 18 Uhr: Wo ist die richtige Demo?Auf dem Scheinerplatz treffen sich die Teilnehmer zum Montagsspaziergang, „gegen Rechts und gegen die Corona-Politik“, ein paar Meter weiter auf der Oberstadtbrücke wird zur Gegendemo „nur gegen Rechts“ aufgerufen. Wobei die Sache so einfach auch nicht ist, wie sich im Lauf des Abends herausstellt.

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Polizei sichert Abstand zwischen Veranstaltungen

Sebastian Kenn und Bettina Pour-Imani begrüßen im Namen des Bündnisses „Siegen gegen Rechts“ eine überschaubare Gruppe von Interessierten, mit denen sie in einer offenen Runde ins Gespräch kommen wollen, „gern auch kontrovers“, wünscht sich Kenn. Sie sind deutlich in der Unterzahl und auch in Sachen Lautstärke kaum „konkurrenzfähig“.

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Bettina Pour-Imani macht den Unterschied aus ihrer Sicht deutlich. Die Demonstranten auf der anderen Seite – die Siegener Polizei sorgt für einen gewissen Abstand und weist suchende Teilnehmer den richtigen Demo-Orten zu – gäben vor, auch gegen Rechts zu sein, würden aber jede Art von Parteiabzeichen oder Fahnen verbieten. Was dann allerdings auf Kosten der Transparenz gehe. In den Chats der Gruppe tauchten die FPÖ auf, die „Freien Sachsen“ und Links zu Telegram-Gruppen, die eindeutig mit der Querdenker-Szene verbunden seien. „Philipp“ von der Linksjugend Solid spricht sich für das Impfen aus, will zugleich die Patente der Impfstoffe freigegeben haben und alle privaten Krankenhäuser in die öffentliche Hand überführen.

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Gegenseite kommt zu Wort

Nachdem eine Frau von der anderen Demo das Mikro genommen und ihren Anspruch auf Unversehrtheit des Körpers unterstrichen hat, sich vor allem aber über die staatstragende Rhetorik der Linken wunderte, widersprechen gleich mehrere Redner: Es gehe keinesfalls darum, die Politik der Regierung zu unterstützen. „Tascha“, eine junge Frau, findet es gut, dass auch die Vertreterin der Gegenseite das Wort bekommen hat, zeigt großes Verständnis für die Wut und Verzweiflung vieler Menschen.

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Alexander Debus fordert mehr Unterstützung für die Menschen in Afrika, während Mark P. Stadler, Direktkandidat der Linken für den Wahlkreis 126, lautstark ansetzt, niemand solle den rechten Rattenfängern nachlaufen, als die Gegenpartei mit Trillerpfeifen vorbeizieht und alles gestoppt wird. „Wir müssen jetzt dringend ein paar Parolen rufen“, fordert Bettina Pour-Imani. Und dann geht es los, gegen Nazis und Faschisten, für die Impfpflicht und die Freigabe der Patente.

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