Kaan-Marienborn. Keine Party, dafür gute Ideen: Albrecht Thomas aus Siegen sammelt zu seinem 85. Geburtstag Spenden für die Kita in Dernau – mit besonderem Anreiz.
Mit der Party zum 85. Geburtstag würde es nichts, das war Albrecht Thomas aufgrund der Pandemie lange vor dem 18. Januar klar. An guten Ideen mangelte es dem ehemaligen Vorsitzenden des Kunstvereins Siegen aber noch nie. Er schrieb Freunde und Bekannte an und bat diese um Spenden für die Kindertagesstätte St. Johannes in Dernau, die beim Ahrtalhochwasser zerstört wurde. Als Dank erhielten die Spenderinnen und Spender Kunstwerke auf Würstchenpappe: Echte Thomas-Originale. Fast 3000 Euro sind so zusammengekommen, die nun in eine Aktion von Dieter Freigang fließen (siehe Infobox).
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Dass der ehemalige Leiter der Albertus-Magnus-Hauptschule – nur ein Aspekt seines ausgefüllten Berufslebens – Würstchenpappen als Trägermedium für seine ebenso tiefsinnigen wie witzigen Texte, Zeichnungen und Collagen entdeckte, klingt schräg. Ist es auch. Ist es irgendwie aber auch nicht, weil es so typisch und so einzigartig Albrecht Thomas ist.
Spendenaktion in Siegen: Wie Würstchenpappen zu Kunstwerken wurden
Nach einem Fest beim Kunstverein blieb einst eine große Anzahl der Einweg-Tellerchen übrig, und der damalige Vorsitzende – der diese Funktion 30 Jahre inne hatte und überdies zu den Gründungsmitgliedern zählt – fragte sich, was sich damit wohl anfangen ließe. Das Ergebnis gab es im Sommer 2017 in einem Raum des Siegerlandmuseums zu sehen, in der Ausstellung „Weltkunst auf Würstchenpappen“.
Spenden noch möglich
Dieter Freigang, im Siegerland für seine Diavorträge über diverse Reiseziele bekannt, machte aus seinen Ausführungen über das Berchtesgadener Land am 7. November in der Dreisbachhalle in Dreis-Tiefenbach eine Benefizveranstaltung für die Kita in Dernau. Er kennt den Ort von seinen Reisen und hat zur Kita-Leiterin persönlichen Kontakt.Bei dem Vortrag traf er Albrecht Thomas. Die beiden kennen sich lange: Albrecht Thomas war Rektor der Albertus-Magnus-Hauptschule, Dieter Freigang dort Lehrer. Thomas entschloss sich im Nachgang, die Aktion zu unterstützen.Am Abend des Vortrags kamen rund 1400 Euro zusammen. Dieter Freigang sprach danach weitere Leute an, so dass nun – mit dem Beitrag von Albrecht Thomas – etwa 11.500 Euro im Topf sind. Das Geld wird direkt an den Förderverein der Kita gehen.Die Aktion läuft weiter. Spenden sind möglich auf das Spendenkonto des Kulturforums Netphen (als Partner im Boot), IBAN DE41 4605 0001 0047 0045 93 unter „Kita Dernau“. Spendenquittungen werden ausgestellt.
Die Exponate hielten, was der Titel versprach: Albrecht Thomas widmete sich vor allem den Rubenspreisträgerinnen und -trägern, griff ihre Stile und Besonderheiten auf und schuf Bilder und Texte voller Witz und Klasse. Albrecht Thomas beherrscht die handwerklich-künstlerische Technik ebenso wie die Ironie, seine Pointen sind treffsicher und respektvoll zugleich. Und immer auf seine ganz besondere Art schräg.
Siegen: Albrecht Thomas will zu seinem 85. Geburtstag der Kita in Dernau helfen
Den Pappen blieb er treu, nutzt sie seitdem als Untergrund für alle möglichen Themen, Gedanken und Beobachtungen. Eigentlich wollte er eine zweite Ausstellung zeigen, aber in der momentanen Situation ist das nicht so einfach. „85 – was machst Du da eigentlich?“, habe er sich dann eines Morgens in einer schlaflosen Stunde gefragt. Und: „Was passiert mit meinen kleinen Arbeiten?“ Die Antwort, die er sich selbst gegeben habe: „Du versuchst einfach, Leute zu gewinnen, die bereit sind, zu spenden, wenn Du ihnen etwas schenkst.“
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40 bis 45 Leute schrieb er per E-Mail an, schickte eine Übersicht der Würstchenpappen mit. Das Prozedere: Wer 50 Euro (oder in selteneren Fällen 100) spendet, darf sich ein Werk als Geschenk wünschen. Die Resonanz, das wird in seinem Anschreiben zwischen den Zeilen deutlich, hatte Albrecht Thomas so nicht vorhergesehen: Kurz nach Abschicken der Mail gingen über den Verteiler bereits begeisterte Reaktionen und Zusagen herum, „überschwänglich“, wie der 85-Jährige nun feststellt. „Ich freue mich natürlich, wenn die Leute sagen: Das ist etwas Tolles.“ Inzwischen hätten sogar Menschen gespendet, die gar kein Tellerchen haben möchten, „sondern nur wollen, dass ihre Spende zu 100 Prozent am Ziel ankommt, ohne Verwaltungskosten“.
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Albrecht Thomas verdient daran nichts, im Gegenteil: Kosten für die Logistik – Porto, Verpackung, Organisatorisches – übernimmt er. „Ich hatte mir das ganz einfach vorgestellt“, sagt er über die Abwicklung. Tatsächlich sei es aber „viel Arbeit“ geworden, weil er Zahlungseingänge überprüfen, darauf reagieren, außerdem viel kommunizieren und koordinieren musste. Doch sein Gedanke zum eigenen Geburtstag sei nun einmal gewesen „mach etwas Sinnvolles, Du kannst ja eh’ keine Party feiern. Und das hat wunderbar geklappt.“
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Ein Nebeneffekt, durchaus auch erfreulich: „Wenn man etwas wie die Würstchenpappen gemacht hat – ist es dann nicht sinnvoll, wenn es dann auch irgendwo landet?“ Die Nachfrage nach den kleinen Werken spricht da eine eindeutige Sprache. Manche Exemplare waren so gefragt, dass er Interessentinnen und Interessenten trösten musste, weil sie bereits vergeben waren. Damit es fair läuft, galt die Devise „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.
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