Marode Schulen und kaputte Straßen – die Million für den Museumsanbau in Siegen passt nicht in die Landschaft. Ein Dilemma, meint Steffen Schwab.

Eine Million Euro fürs Museum für Gegenwartskunst? Wenige Tage vor der Kreistagsdebatte über den Haushalt passt das wie die Faust aufs Auge. Den Städten und Gemeinden fehlt Geld an allen Ecken und Enden, die Not ist sichtbar in maroden Schulgebäuden und kaputten Straßen. Der Hinweis der Finanzplaner, dass der Betrag über 80 Jahre abgeschrieben werde und damit aktuell nicht ins Gewicht falle, ist geschenkt. Schließlich werden alle Investitionen so finanziert. Sogar Abwasserkanäle.

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Den Löwenanteil der 15 Millionen Euro wird die Mäzenin und Stifterin Barbara Lambrecht-Schadeberg beisteuern, der das Museum und die Region bereits einen bedeutenden Teil der Gemäldesammlung verdanken. Ihre Entscheidung ist es, ihr Vermögen dafür einzusetzen, dass Bilder und Plastiken angemessen aufbewahrt und präsentiert werden. Die Politik steht vor einem Dilemma: Sie kann die Siegener Ehrenbürgerin nicht vor den Kopf stoßen, ohne einen unermesslichen Flurschaden zu riskieren – auf dieselbe Weise hat vor wenigen Jahren schon die Stadt Köln, als sie sich mit dem Anbau an das Wallraf-Richartz-Museum zu schwer tat, beinahe die Sammlung einer Stiftung verloren.

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Einfluss nehmen könnte der Kreis aber darauf, dass seine Kostenbeteiligung im Sinne der Menschen in der Region wirkt: Das Haus müsste sich, weit über die bisherigen Vermittlungsansätze ­hinaus, öffnen. Es müsste ein Ort werden, in dem viele Bewohnerinnen und Bewohner des Kreises ein Stück Zuhause finden. In der Politik wäre dann die Debatte darüber zu führen, wie der Kreis das MGK dabei unterstützen kann. Ob hinter den verschlossenen Türen des Kulturausschusses auch darüber gesprochen wurde? Oder ob einfach nur die Courage für einen öffentlichen Streit fehlte?

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