Siegen. Die anderen Siegener Gymnasien machen für Schüler des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums dicht. Warum Umstiege von Klasse 5 bis 10 nicht erwünscht sind
Schülerinnen und Schülern des auslaufenden Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums (PPR) wird der Wechsel zu einem der drei anderen städtischen Gymnasien verwehrt. Innerhalb der Sekundarstufe 1, also den Klassen 5 bis 10, ist der Umstieg, von Ausnahmen abgesehen, nicht erwünscht.
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Über diese Verabredung der vier Schulleitungen hat Rüdiger Käuser, Leiter des Fürst-Johann-Moritz-Gymnasiums, den städtischen Schulausschuss informiert. Die Maßnahme sei „ein dringendes Gebot der Solidarität“. Verhindert werden soll, dass das PPR vorzeitig ausblutet. Die Frage, ob tatsächlich alle Schülerinnen und Schüler noch am Rosterberg ihr Abitur machen können, mochte Schuldezernent Andree Schmidt nicht verbindlich beantworten – an der Stadt werde das jedenfalls nicht scheitern. „In der Sekundarstufe 2 werden die Karten neu gemischt“, sagte Rüdiger Käuser voraus: Dann zeigt sich, ob Schüler- und damit auch Lehrerzahl für das erforderliche Kursangebot noch ausreichen. „Je länger die Zeit läuft, desto größer die Probleme.“
Gymnasien: Siegener Eltern machen sich Sorgen
Auf dem Tisch des Schulausschusses lagen Schulstatistik und Schülerzahlenprognosen. In den verbleibenden Gymnasien wird es demnach rappelvoll, wenn in der jetzt anstehenden Anmelderunde erstmals das PPR nicht dabei ist. Beim Tag der offenen Tür habe er bei den Grundschuleltern „große Besorgnis“ gehört, berichtete FJM-Leiter Rüdiger Käuser. Ob es für Siegener Kinder genügend Platz gebe, sei „meistgestellte Frage“ gewesen. Angelika Flohren (SPD) riet zur Gelassenheit: „Wir haben das Recht, Kinder aus Siegen zu bevorzugen.“ Sie erinnerte aber auch daran, dass bisher nur die Gesamtschulen Absagen erteilt haben, während die Gymnasien auf auswärtige Kinder geradezu angewiesen gewesen seien. „Einige würden sonst gar nicht mehr existieren.“
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Für Siegener Kinder werden die Plätze reichen
Kevin Lee Hörnberger (FDP) breitete das Szenario aus, dass die Klassen am Löhrtor „voll“ sind, Siegener Eltern für ihre Kinder aber auch am FJM keinen Platz mehr finden, weil dort bereits auswärtige Kinder aufgenommen worden sind. Christina Uhr, Leiterin der Schulabteilung, beruhigte: Die Aufnahme der Fünftklässler werde zwischen den Schulen abgestimmt. Die verbleibenden zehn Gymnasialzüge reichten für Siegener Kinder aus. „Das wird hinhauen.“ Im übrigen: „Wir müssen das Anmeldeverfahren abwarten. Das wird spannend.“
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So entspannt sah das Elisabeth Nüßing (Grüne) nicht: Löhrtor und FJM werden Schulen des gemeinsamen Lernens, sie übernehmen diese Aufgabe des PPR. Klassen könnten dann nicht mehr wie jetzt mit der Maximalgröße von 31 Kindern gefüllt werden. „Das ist nicht realistisch.“ Rüdiger Käuser bestätigte: Die Zahl der Kinder mit Förderbedarf sei „extrem hoch. Daraus kann sich eine Problematik ergeben.“ Auf Antrag können die betroffenen Schulen ihre Klassenstärke auf 27 Kinder reduzieren.
Grundschulen: Problemfall Fischbacherberg
Die Zahlen machen auch im Grundschulbereich Probleme sichtbar.
Joachim Pfeifer (SPD) wies darauf hin, dass die Hammerhütter Schule gerade einmal die Hälfte der Kinder auf dem Fischbacherberg an sich bindet – die andere wandert an die Obenstruthschule am unteren Wellersberg ab. „Da stimmt irgendwas nicht.“ Es gebe eine Reihe von Gründen, warum Eltern sich gegen die nächstgelegene Schule entscheiden könnten, sagte Schuldezernent Andree Schmidt. In Segen-Mitte könne es eine Rolle spielen, dass die Hammerhütter Schule katholische Bekenntnisgrundschule sei und noch keinen offenen Ganztag anbiete. Offensichtlich, so folgerte Joachim Pfeifer (SPD), handele es sich um eine „Schulform, die nicht gewünscht ist“. Angelika Flohren (SPD) erinnerte daran, wie die damalige Ratsmehrheit den Umzug der Hammerhütter Schule aus der Achenbacher Straße und die Schließung der Fischbacherbergschule durchgesetzt hat. „Es hat Warnungen gegeben. Die Schule war an ihrem anderen Standort gut besucht und sehr beliebt.“ Der nicht öffentliche Arbeitskreis Schulentwicklung soll weiter beraten. Den Status der Bekenntnisschule kann allerdings nur die Mehrheit der Eltern, die Kinder an der Schule haben, verändern.
Anbau in Eiserfeld nicht in Sicht
Die Grundschule Eiserfeld wächst: nicht nur auf dem Gilberg und ihrer Dependance im ehemaligen Realschulgebäude auf dem Hengsberg, das die Gesamtschule übernommen hat, sondern auch in Eisern – dem „Teilstandort“, der bis 2017 noch selbstständige Grundschule war. Kevin Lee Hörnberger (FDP) forderte das Ende der „Odyssee“ und der „Vermischung der Schulformen“. „Die Grundschule hat damit nicht das große Problem“, erwiderte Schuldezernent Andree Schmidt. Dass im Container Feuchtigkeit aus dem Boden dringe und der Raum für das Mittagessen zu klein sei, belaste viel mehr. Und das die Eiserner Schule wieder wachse, sei doch „eigentlich sehr erfreulich“. Deutlich wandte sich Schmidt gegen mögliche Initiativen für einen Erweiterungsbau in Eiserfeld. Der sei angesichts des sonstigen Schulbauprogramms („Sie haben die Entscheidungen getroffen“) und der Kapazitäten in der Verwaltung „einfach nicht realistisch“.
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