Siegen. Nach der Entscheidung über das PPR bleiben Fragen offen. Auch für die anderen Siegener Gymnasien gibt es noch keine langfristige Perspektive,

Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium (PPR) auf dem Rosterberg soll „auslaufen“. Dafür hat sich – wie berichtet – der Schulausschuss ausgesprochen und damit seine Empfehlung korrigiert, die Schule sofort zu schließen und als Dependance des Gymnasiums Am Löhrtor weiterzuführen. Im Raum stehen nun viele weitere Fragen.

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Wie lange kann das PPR weitermachen?

Die Stadt Siegen stelle Gebäude und nichtpädagogisches Personal, also Sekretariat und Hausmeister, weiterhin zur Verfügung, bei Bedarf bis zum Sommer 2030, wenn die jetzige 5 ihr Abitur ablegt. Das sei ihre Aufgabe als Schulträger, sagt Schuldezernent Andree Schmidt. „Andere Beteiligte im Schulsystem können auch anders entscheiden.“ Und noch deutlicher: „Ob der letzte Jahrgang da oben tatsächlich sein Abi macht, entscheiden andere. Dafür gebe ich keine Garantie.“ Auch die Mitglieder des Schulausschusses haben verschiedene Modelle vor Augen, wie auslaufende Schulen tatsächlich aufgelöst werden. Manchmal wird bei nur noch wenigen Jahrgängen die Lehrerversorgung schwierig, manchmal stellt sich auch ein Aufsichtsproblem. In Hilchenbach zum Beispiel sind „Schnittpunkte“ markiert worden: Beim Wechsel aus der Erprobungsstufe, in den Wahlpflichtbereich, in der Mittelstufe und in die Oberstufe sind jeweils Klassen vom auslaufenden Jung-Stillung-Gymnasium ins Stift Keppel gewechselt. In Netphen zogen für ihre letzten Jahre die Hauptschule bei der Sekundarschule und die Realschule beim Gymnasium ein. Martin Heilmann (Grüne) sieht das Problem bei der Kursauswahl in der Oberstufe. „Jeder, der weggeht, wird das Problem vergrößern.“

Wohin nach Klasse 4?

302 Siegener Kinder sind in diesem Sommer an den vier städtischen Gymnasien aufgenommen worden.

218 der frisch gebackenen Gymnasiasten brachten von ihrer Grundschule die Empfehlung für diese Schulform mit, weitere 51 eine eingeschränkte Gymnasialempfehlung.

376 Siegener Kinder wurden an den drei städtischen Gesamtschulen aufgenommen.

31 von ihnen hatten die Gymnasialempfehlung, weitere 23 die eingeschränkte Gymnasialempfehlung. Die Mehrzahl wurde mit (eingeschränkter) Realschulempfehlung aufgenommen (229).

152 Kinder von Siegener Grundschulen sind mit (eingeschränkter) Gymnasialempfehlung nicht an ein städtisches Gymnasium gewechselt.

72 von ihnen sind an einer Gesamtschule aufgenommen worden, 64 an „Gymnasien anderer Träger“ (in der Regel das Evau).

Was ist mit dem Ganztag?

Alle Kinder, die jetzt auf dem Rosterberg ganztags unterrichtet werden, behalten für ihre gesamte Schullaufbahn ihren Ganztags-Anspruch. Das, so Schuldezernent Andree Schmidt auf Nachfrage von Ulrich Schloos (Linke), ist eine Vorgabe der Bezirksregierung. Der Anspruch gilt für die Sekundarstufe 1, also für die jetzigen 5. Klassen bis zum Sommer 2027.

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Was wird aus dem Schulstandort auf dem Rosterberg?

Er bleibt Schule – aber wer dort einzieht, ist offen. Martin Heilmann (Grüne) wagt die Prognose für die jetzt jüngsten Schülerinnen und Schüler des PPR: „Auch diese Kinder werden erleben, dass an ihrer Schule Jüngere unterrichtet werden.“ Tatsächlich haben sich die Grünen auf den Rosterberg als Standort für eine neue Gesamtschule festgelegt, während CDU und SPD als Mehrheitsfraktionen sich lediglich zu einem „Prüfauftrag“ durchgerungen haben. Kevin Lee Hörnberger (FDP) kündigt erneut an, dass seine Fraktion die Zusammenlegung der beiden Realschulen Oberes Schloss und Morgenröthe auf dem Rosterberg beantragen wird: „Das Obere Schloss platzt aus den Nähten, auf der Morgenröthe braucht das Gymnasium mehr Platz.“

Enthaltung und Erklärung

Die Volt-Fraktion enthält sich der Stimme. Bei einer anderen Schulpolitik in den letzten zehn Jahren wäre die Schließung des PPR nicht nötig gewesen, sagt Samuel Wittenburg. „Wir sehen nicht ein, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Wir möchten Eltern, Lehrern und Schülern nicht vorgaukeln, dass es jetzt noch eine Alternative gäbe.“

Im Juni hatte die seit einem Jahr im Rat vertretene Volt-Fraktion vorgeschlagen, am PPR ab Klasse 7 einen Aufbauzweig für Haupt- und Realschüler sowie für Quereinsteiger von Halbtagsgymnasien anzugliedern.

Schuldezernent Andree Schmidt kritisiert das Vorgehen der FDP, die Zusammenlegung der Realschulen auf dem Rosterberg nicht im Schulausschuss, sondern erst nächste Woche im Rat zu beantragen. „Ich muss die Ernsthaftigkeit dieser Vorschläge hinterfragen.“ In einer persönlichen Erklärung fordert Kevin Lee Hörnberger (FDP) Verwaltung auf, „sich nicht mit der Politik zu verwechseln. Ich werde so weitermachen wie bisher.“

Was bedeutet die Entscheidung für die anderen Schulen?

Formell hat der Schulausschuss nur beschlossen, dass das Löhrtor-Gymnasium vier- und das Gymnasium auf der Morgenröthe dreizügig wird. In seiner Vorlage macht Andree Schmidt deutlich, dass das nur „befristet“ gelten soll: am Löhrtor für bis zu vier, auf der Morgenröthe für zwei Schuljahre.: „Weil Sie das wollen.“ Denn wenn die Abarbeitung des Prüfauftrags die Errichtung einer Gesamtschule nach sich zieht, „müssen wir auch wieder auf die Zügigkeit der Gymnasien schauen.“ Mit dem aktuellen Beschluss, der am Mittwoch, 22. September, vom Rat bestätigt wird, werde Zeit gewonnen ,„um schulpolitische Entscheidungen zu treffen“. Dazu könnten auch Baumaßnahmen am Löhrtor und auf der Morgenröthe gehören, wenn die Kapazität an beiden Gymnasien dauerhaft erweitert werden soll. Kevin Lee Hörnberger (FDP) fordert, das Löhrtor-Gymnasium, das in den letzten Jahren stets eine komplette Kasse abweisen musste, dauerhaft mit vier Parallelklassen zu führen.

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