Siegen. Fraktionsloser Roland Steffe (AfD) hält Alimentierung des Bruchwerk-Theaters durch die Stadt Siegen für „ziemlich dreist“. Konter folgt prompt.

100.000 Euro Zuschuss erhält das Bruchwerk-Theater für die Jahre 2022 und 2023 von der Stadt. Das hat der Rat mehrheitlich beschlossen. Dies vor allem für die Personalkosten der drei Festangestellten sowie für Beschäftigte auf Minijob-Basis, ferner Miete und Betriebskosten. Für 2022 prognostiziert das Theater Gesamtkosten über 266.240 Euro, davon 150.000 Euro auf die genannten Fixkosten. Eintrittsgelder, Vermietung und Verkauf können demnach knapp 10 Prozent der Kosten decken.

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Im Corona-Jahr 2021 haben die Festangestellten auf ihre Gehälter verzichtet, konnten gleichzeitig öffentliche Fördermittel des Landes und der Stadt sowie Spenden aus der Wirtschaft akquirieren. Neben den jährlich 50.000 Euro von der Stadt nennt das Bruchwerk-Theater Kreis und Land als weitere Zuschussgeber.

Stadt: Bruchwerk-Theater eine feste Größe der Siegener Kulturszene

Ein Fortbestand des Bruchwerk-Theaters könne „ohne namhafte öffentliche Förderung nicht gewährleistet werden“, so die Verwaltung in ihrer Vorlage – zumindest dann nicht, wenn das „ambitionierte künstlerische Konzept weiterhin zugrunde gelegt wird“, das „kompromisslos auf künstlerische Professionalität und gesellschaftliche Relevanz“ setze. Nicht zuletzt wegen der Verschränkung von Profi- mit Laien- und Jugendszene. Das Bruchwerk habe sich seit seiner Gründung 2019 zu einer festen Größe der Siegener Kulturlandschaft entwickelt, das in die Region ausstrahle, werde dem Anspruch als Impulsgeber „in beeindruckender Weise gerecht“, so Astrid Schneider, Leiterin Kultur Siegen, in der Vorlage.

Sie beantwortet die Frage, ob Siegen neben dem Apollo, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt, ein zweites Theater benötige, mit Ja. Denn das Apollo erreiche nicht alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten. Ein Stadttheater könne dabei natürlich nicht zu einem Hotspot der Jugend- und Alternativszene werden, dennoch hätten politische Verantwortungsträger auch den Auftrag, diese bislang nicht erreichten Gesellschaftsteile mit Kultur in Berührung zu bringen. Diesen Anspruch erfüllen zu können, habe das Bruchwerk-Theater unter Beweis gestellt.

60 Prozent der Kosten fürs Siegener Bruchwerk-Theater zahlt der Staat

Politisch muss also entschieden werden, ob Kultur in diesem Fall mit 60 Prozent der Kosten aus der öffentlichen Hand finanziert werden soll. Die Kommunalpolitik und die Verwaltung beantworten diese Frage mehrheitlich mit Ja – mit einer Ausnahme. Ihm erschließe sich nicht, so das fraktionslose AfD-Mitglied Roland Steffe, warum neben Apollo und Kreiskulturhaus Lyz auch das Bruchwerk alimentiert werden solle, wozu es überhaupt benötigt werde. Dass das Theater in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage auch noch eine drastische Erhöhung der Zuschüsse erhält, sei „schon ziemlich dreist“ und ein „Unding“, es in dieser Situation überhaupt zu fordern. „Die Künstler haben wohl jeden Bezug zur Realität verloren – das muss von Steuergeldern finanziert werden“, so Steffe. Ein Theater sei ein „nice to have“, aber kein „must have“ – das Geld werde an anderer Stelle nötig gebraucht.

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„Es wundert mich nicht, dass die AfD dagegen ist“, konstatierte Ingmar Schiltz. Wie jeder wisse, sei das kulturelle Verständnis der Partei „ein anderes“.