Siegen. Zum Jubiläum des Lyz in Siegen gehört das Varieté zwingend dazu: Ein Mix mit jeder Menge Komik, Tanz und Akrobatik.
Voll war es im Lyz Nicht rappelvoll, eher angenehm gut besetzt. Alle waren bei diesem Jubiläums-Varieté bester Stimmung. In LyzMix-Stimmung eben, so dass die beiden Moderatoren das berühmte Eis erst gar nicht zu brechen brauchten. Der Kontakt zum Publikum ist vom ersten Moment an da, als Roger, Typ weltgewandt-beredter Lebemann, und Branka, „Expertin für Kulturaustausch aus Slawinien“, mit tiefer Stimme und gewöhnungsbedürftigem Modegeschmack gesegnet, die Bühne betreten.
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Slawinien und Lothar Matthäus
Dieses Slawinien eben wird zum Running Gag des Abends. Branca: „Ich bin dort zunächst ins Geschäft mit Thermomix eingestiegen. Habe drei verkauft – und der Markt war gesättigt.“ Roger weiß mehr über das Heimatland seiner Bühnenpartnerin, die im richtigen Leben seine Ehefrau ist: „Slawinien? Ach ja, da kommen doch 80 Prozent der Frauen von Lothar Matthäus her.“ Branca & Roger können aber noch viel mehr: Er kann zaubern und bietet dabei Slapstick in Vollendung, sie kann (eher nicht) singen, versucht es aber mit „Ein bisschen Frieden“ und Hula Hoop. Sie verkündet slawinische Lebensweisheiten von der Art „Wer in die Vogel bläst, hat noch Luft“ oder „Wenn das Lebben gibt eine Pflaume, mach daraus Slivowitz“. Er schmunzelt darüber. Roger ist halt Gentleman. Doch zusammen sind sie unschlagbar. Ihre durchgedrehte Komik bei der „Feuershow ohne Feuer“ oder ihr Tanzkurs nach einer Schallplatte der Big-Band-Legende Max Greger sind zum Brüllen.
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Kreuzfahrt und Seifenblasen, Tanz und Akrobatik
Aber auch die anderen Künstler des Abends begeistern, jeder auf seine Art. Da ist Helmut Sanftenschneider, Comedian, Sänger und Gitarrenvirtuose, der seine Erlebnisse auf Kreuzfahrtschiffen („Der einzige Ort, wo ich noch als ,Junger Mann’ angeredet werde“) mit bekannten Hits kommentiert. Etwa „Abendbrot um halb acht“ frei nach Helene Fischers „Atemlos“. Oder den Kampf um Liegestühle: „Der gehört schon mir, denn mein Handtuch liegt schon hier“ nach Marianne Rosenberg. Die Modegewohnheiten älterer Kreuzfahrt-Ehepaare beschreibt er mit „An Tagen wie diesen“ der Toten Hosen: „In Jacken von Tchibo sieht man ihre Ähnlichkeit“. Der musikalische Höhepunkt von Helmut Sanftenschneider ist ein Flamenco, bei dem er, seine Hände sind ja beschäftigt, die Kastagnetten mit dem Mund betätigt. Sein schrägster Auftritt ist, als er im Outfit eines peruanischen Flötenspielers eine Hirtenmelodie („geschrieben von meiner Großtante Lama Mouskouri“) intoniert.
Da tut es gut, auch einfach einmal nur zu staunen, nämlich über Stephan Masurs Seifenblasen-Kunst. Wenn er diese zerbrechlichen feinsten Gebilde erzeugt und über die Bühne schweben lässt, verzaubert er sein Publikum und lässt es ganz ruhig werden. Sein Temperament hatte er davor schon mit rhythmisch-perkussiver Rotationskunst präsentiert. Kira & Anders lassen tänzerisch die 20er Jahre wiederaufleben. Kira ganz solo braucht die volle Höhe der Lyz-Bühne für ihre Akrobatik mit dem Vertikalseil. Da halten die Zuschauer die Luft an. Doch Nervenkitzel gehört nun einmal zu einem perfekten Varieté-Programm.
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Mit mehr als 300 Vorstellungen erfolgreichstes Lyz-Format
Und das haben die Verantwortlichen auch diesmal wieder zusammengestellt. Völlig zu Recht werden daher Jens von Heyden und Conny Corthym-Klein, die in Freudenberg eine Varieté- und Musikagentur hat, am Ende der Show von den Künstlern auf die Bühne geholt und erhalten gemeinsam mit ihnen den langen Schlussapplaus.
Das LyzMixVarieté ist das erfolgreichste Format seit Bestehen des Lyz. Mehr als 300 Mal hat sich für dieses Varieté-Programm der Vorhang geöffnet. Meist im Kleinen Theater, seltener im Schauplatz.
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