Kreuztal. Die Fahrer des Bürgerbusses in Kreuztal möchten der Bevölkerung weiter Mobilität ermöglichen. Der Verein investiert und denkt an die Zukunft.

Im nächsten Jahr wird der Bürgerbus Kreuztal 25. Über die Jahre haben die vielen ehrenamtlichen Busfahrer auf ihren Touren einiges erlebt. „Bürger fahren für Bürger“, betont Achim Walder (70), 1. Vorsitzender des Bürgerbus Vereins Kreuztal, das Motto. Das soziale Engagement sei enorm.

Bürgerbus Kreuztal: So enstand die Idee

Die Ehrenamtlichen haben pro Tour zweieinhalb Stunden Fahrzeit. Sie wollen den Bürgern Mobilität ermöglichen, bei einer Einkaufsfahrt oder dem Wahrnehmen eines Arzttermins unterstützen. Viele kämen ohne das Angebot des Bürgerbusses gar nicht mehr aus dem Haus. „Wir haben uns nicht gegründet, weil wir alle so gerne Bus fahren, sondern für die Bürger, die wir transportieren“, sagt Achim Walder.

Die Idee zum Bürgerbus in Kreuztal entstand, weil Achim Walder Siedlungen außerhalb des Stadtgebiets besser an den öffentlichen Nahverkehr anbinden wollte. So gründete er den Bürgerbus Verein Kreuztal am 30. Oktober 1997 mit, dabei wurde direkt ein Kooperationsvertrag mit den Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) unterschrieben.

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In Zusammenarbeit mit dem damaligen Landrat wurde daraufhin ein Fahrzeug bestellt. So kam es zum ersten Bürgerbus in Südwestfalen – dem deutschlandweit zweiundzwanzigsten. Seit 1998 – die Jungfernfahrt führte durch Schneegestöber im Frühjahr – werden mit dem Bürgerbus nun Fahrgäste von A nach B gebracht. Als erster Fahrgast sei die damals 87-jährige Alma Oberländer in Junkernhees eingestiegen, erzählt Walder. Mittlerweile fahren pro Monat etwa 800 Gäste mit dem Bus. Das seien etwa 10.000 im Jahr.

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Der Bürgerbus fahre nicht normalen Linienverkehr auf der Bundesstraße, sondern nutze eine alternative Route durch die Wohngebiete. „Wir fahren durch die Siedlungen rechts, links, rauf und runter – jede Bodenwelle und jedes Schlagloch wird mitgenommen“, sagt Walder.

Bürgerbus Kreuztal: Kleine Zeichen der Dankbarkeit für die Fahrer

Aktuell gibt es in Kreuztal 26 ehrenamtliche Fahrer, darunter fünf Frauen. Alle nehmen regelmäßig an Leistungstests, Erste-Hilfe-Kursen und amtsärztlichen Untersuchungen sowie Fahrsicherheitstrainings teil. So sei sichergestellt, dass trotz fortgeschrittenen Alters alle Ehrenamtlichen fit für den Job sind, betont Achim Walder. Die Kosten für die Maßnahmen werden vom Verein übernommen.

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„Es besteht ein gutes Verhältnis zwischen Fahrgast und Fahrer“, betont Wolfgang Kirsch (69), 2. Vorsitzender, selbst seit 11 Jahren ehrenamtlicher Fahrer. Die Ehrenamtlichen kennen die meisten Fahrgäste persönlich. Manchmal gebe es auch Herzlichkeiten wie eine Umarmung oder eine Nascherei als Dankeschön. „Das gibt einem ein gutes Gefühl und macht für mich das Ehrenamt aus.“ Schwierig sei es nach wie vor, dass das Angebot des Bürgerbusses im Kopf vieler Menschen nur für Ältere vorgesehen sei. „Der Bürgerbus Kreuztal ist altersunabhängig für alle Bürger gedacht“, sagt Wolfgang Kirsch.

Albrecht Kramer (88) war vor 24 Jahren bei der Gründung dabei, war der erste Fahrer des Bürgerbusses. „An meine Zeit als aktiver Fahrer habe ich viele schöne Erinnerungen“, sagt er.

Bürgerbus Kreuztal: Diese Investition plant der Verein für die Zukunft

Ganz am Anfang sind die Vereinsmitglieder mit Flyern von Haus zu Haus gegangen und haben das Konzept vorgestellt, erzählt Achim Walder. Jetzt wolle man den Kontakt mit dem Seniorenbeirat in Kreuztal weiter ausbauen, um die Fahrgastzahlen zu steigern. Der Verein hofft, dass das 25. Jubiläum im nächsten Jahr trotz Corona wieder groß gefeiert werden kann. Als Wertschätzung für die Fahrerinnen und Fahrer und das, was sie leisten.

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Das Jubiläum wird wahrscheinlich auch mit einem neuen Fahrzeug gefeiert. „Weil wir etwa 40.000 Kilometer im Jahr fahren, brauchen wir etwa alle fünfeinhalb Jahre einen neuen Bus“, sagt Achim Walder. Das neue Auto wäre dann insgesamt das sechste. „Der aktuelle Bus hat jetzt etwas weniger als 300.000 Kilometer gelaufen; kleine Reparaturarbeiten häufen sich in der letzten Zeit.“

In dem neuen Fahrzeug ist Platz für acht Fahrgäste. Es wurde darauf geachtet, dass es rollstuhlgerecht und der Einstieg ohne Stufen möglich ist. Im Dezember soll der Bus bestellt werden. Der Verein hofft, dass der neue Bus bis zur Jubiläumsfeier 2022 da sein wird. „Wir setzen jetzt für die nächsten fünf Jahre erst einmal noch auf Diesel“, sagt Achim Walder. Gegen ein Elektrofahrzeug habe man sich vorerst bewusst entschieden.

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Die Kosten für den neuen Bus betragen rund 92.000 Euro. Vom Land NRW erhält der Verein eine Förderung für ein barrierefreies Fahrzeug in Höhe von 60.000 Euro. „Das Land fördert dieses Projekt seit Anfang an, da der öffentliche Nahverkehr nicht überall hinreicht“, betont Walder. Der Verein rechnet mit zusätzlich etwa 10.000 Euro durch den Verkauf des alten Busses. Die restlichen 20.000 Euro muss er selbst stemmen.

Bürgerbus Kreuztal: Das ist das Konzept

Der Bürgerbus Kreuztal hat verschiedene feste Fahrpläne, der die Ortschaften abfährt. Die Fahrten starten ab Marktplatz, aufgeteilt in vier Touren in alle vier Himmelsrichtungen: Osthelden, Kredenbach, Buschhütten und Krombach. Der Bürgerbus fährt werktags viermal täglich. Der Preis für ein Ticket beträgt für Kinder ab sechs Jahren 1 Euro, für Erwachsene 1,80 Euro und für eine Vierer-Karte 6,50 Euro. Alle zwei Monate trifft sich der Verein zum Fahrertreff. Dort werden unter anderem die Streckenführung, Vorschläge oder Beschwerden besprochen.

Weitere Infos gibt es online auf www.buergerbus-kreuztal.de.

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